Wolfsburg. Am Freitagabend ist Bundesliga-Neuling 1. FC Nürnberg bei den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg zu Gast. Trainer Tommy Stroot setzt auf Rotation.

Die erste große Hürde haben die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg am vergangenen Sonntag mit dem 4:2 bei Titelkonkurrent Eintracht Frankfurt übersprungen, mit zwei Siegen in zwei Spielen einen perfekten Saisonstart hingelegt. Jetzt ruft wieder die Pflicht: Am Freitagabend (18.30 Uhr) ist Bundesliga-Neuling 1. FC Nürnberg im AOK-Stadion – erwartet werden rund 3000 Fans – zu Gast. Alles andere als ein deutlicher Sieg für die Mannschaft von Trainer Tommy Stroot wäre dabei eine große Überraschung.

Die Nürnbergerinnen, die als Tabellenzweiter der 2. Bundesliga aufgestiegen sind, haben einen schwachen Start hingelegt und ihre ersten zwei Spiele im deutschen Frauenfußball-Oberhaus gegen Werder Bremen und Bayer Leverkusen mehr als deutlich verloren. Auf den VfL traf man im vergangenen Jahr im Achtelfinale des DFB-Pokals,als sich der Abo-Sieger aus Wolfsburg deutlich mit 6:0 durchsetzen konnte. Stroot macht keinen Hehl daraus, dass gegen den Club nur ein Sieg zählt – egal in welcher Formation. „Wir wissen um die Qualität in unserem Kader und haben eine große Überzeugung“, sagt Wolfsburgs Coach.

VfL-Trainer Tommy Stroot dürfte gegen den Neuling aus Nürnberg erstmals in dieser Saison mehr rotieren.
VfL-Trainer Tommy Stroot dürfte gegen den Neuling aus Nürnberg erstmals in dieser Saison mehr rotieren. © regios24 | Darius Simka

Gegen Nürnberg: Fenna Kalma dürfte Alexandra Popp ersetzen

Angesichts der schwierigen anstehenden Aufgaben in kurzer Folge wird der Wolfsburger Trainer vermutlich kräftiger rotieren als gewohnt. Nach Nürnberg warten die Qualifikationsspiele zur Gruppenphase der Champions League gegen das stark eingeschätzte Paris FC (Dienstag, 19 Uhr und Mittwoch, 18. Oktober, um 18.45 Uhr) sowie die Liga-Duelle mit Zweitliga-Meister RB Leipzig (Sonntag, 15. Oktober, 14 Uhr) und das Topduell gegen die ebenfalls noch ungeschlagene TSG Hoffenheim mit Wolfsburgs Ex-Coach Stephan Lerch (Sonntag, 22. Oktober, 14 Uhr, im AOK-Stadion).

Fenna Kalma dürfte die zuletzt viel belastete Kapitänin Alexandra Popp im Sturmzentrum ersetzen, mit Chantal Hagel steht ein weiterer Neuzugang vor seinem Startelf-Debüt. Womöglich erhält auch Riola Xhemaili ihre erste längere Einsatzzeit für das VfL-Bundesliga-Team, nachdem sie in Frankfurt in der Schlussminute eingewechselt worden war. Bei Nuria Rabano könnte es noch etwas dauern, bis sie soweit ist, Felicitas Rauch zu ersetzen. Ob auch die in Frankfurt stark aufgetrumpfte Vivien Endemann wieder beginnen wird, ist dagegen noch offen; die Ex-Essenerin hat leichte Wadenprobleme und ist genauso fraglich wie die Nationalspielerinnen Lena Oberdorf (Knieprobleme) und Marina Hegering, bei denen Stroot angesichts der Belastungen in den kommenden Wochen kein Risiko eingehen wird. Wahrscheinlich wieder dabei: Lena Lattwein nach leichter Erkältung.

Eins-zu-eins-Wechsel möglich – das macht es für Tommy Stroot einfacher

Für Endemann hat Stroot erneut ein großes Lob übrig, sagte über ihren Auftritt in Frankfurt, als sie das erste Tor eingeleitet hat: „Es war ein super Spiel von ihr. In einem Topspiel so zu liefern, ist alles andere als selbstverständlich, das hat Eindruck hinterlassen. Aber es hat uns auch nicht überrascht.“

Der VfL spielt gegen Nürnberg mit einigen anderen Gesichtern als in den vergangenen Wochen, aber mit den gleichen Qualitäten. Der Klub hat Wert darauf gelegt, sich mit Spielertypen zu verstärken, die Eins-zu-eins ins System passen. Popp oder Kalma im Angriff, das sorgt für keinen großen Unterschied im System der Wolfsburgerinnen, sagt ihr Trainer, für den es dadurch einfacher wird durchzuwechseln. Die niederländische Stürmerin, die mit ihrer Torquote in der niederländischen Eredivisie für Aufsehen gesorgt hat (63 Tore in den vergangenen zwei Spielzeiten), ist in Wolfsburg nach drei Joker-Einsätzen noch ohne Pflichtspiel-Treffer. Doch bis es soweit ist, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein. Ihr Coach schwärmt: „Sie ist eine klare Neun mit einer Abschlussqualität, die sehr besonders ist.“

Im November 2022 setzte sich der VfL im DFB-Pokal-Achtelfinale mit 6:0 in Nürnberg beim damaligen Zweitligisten durch.
Im November 2022 setzte sich der VfL im DFB-Pokal-Achtelfinale mit 6:0 in Nürnberg beim damaligen Zweitligisten durch. © imago/ | Sportfoto Zink / Melanie Zink

Stroot über Aufsteiger 1. FC Nürnberg: Es ist ein bisschen verrückt

Nürnberg dürfte der passende Gegner sein, um das unter Beweis zu stellen. Elf Gegentore stehen nach zwei Spieltagen. Nach einer guten Vorbereitung mit einigen Achtungsergebnissen ist der Liga-Start komplett missraten, zuvor gab‘s schon ein überraschendes 0:1 im DFB-Pokal bei Zweitligist Jena.

„Es ist ein bisschen verrückt“, sagt Stroot: „Da ist ein gewisses Selbstvertrauen früh in der Saison angekratzt. Gegen einen direkten Konkurrenten wie Werder in der Weise zu verlieren, zahlt auch nicht ins Selbstvertrauen ein.“ Er rechnet damit, dass sich der 1. FCN in Wolfsburg noch kompakter präsentieren wird. In dieser Partie gibt es wenig für den Aufsteiger zu verlieren, weil der VfL auch mit seinem 1b-Anzug der turmhohe Favorit ist.

Sie lieben Freitagsspiele: Felicitas Rauch (Mitte) und der VfL haben seit 2019 13 Mal freitags gespielt und immer gewonnen. Zuletzt gab‘s im März ein deutliches 5:0 gegen den späteren Absteiger Turbine Potsdam.
Sie lieben Freitagsspiele: Felicitas Rauch (Mitte) und der VfL haben seit 2019 13 Mal freitags gespielt und immer gewonnen. Zuletzt gab‘s im März ein deutliches 5:0 gegen den späteren Absteiger Turbine Potsdam. © regios24 | Sebastian Priebe

Immer wieder freitags: VfL mit 13 Siegen in 13 Spielen seit 2019

Es wird allerdings eine Herkules-Aufgabe für den Club. Da spielt nicht nur die Tatsache mit rein, dass die Wolfsburgerinnen trotz der extrem kurzen Vorbereitung einen sehr souveränen Start in die Saison hingelegt haben. Zusätzlich spielen sie an wohl keinem Tag in der Woche lieber als am Freitagabend. Seit 2019 gibt es das regelmäßige Freitag-Spiel in der Frauen-Bundesliga, seitdem hat der VfL an diesem Tag in 13 Spielen 13 Siege eingefahren, bei einem Torverhältnis von 60:10. Nur zweimal gewannen die Wolfsburgerinnen nicht mit drei oder mehr Toren Unterschied.