Wolfsburg. Die Verteidigerin des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg nutzt ihre unverhoffte Chance beim 4:2 gegen Frankfurt und schürt den Konkurrenzkampf.

Wenn Lynn Wilms keinen gebrauchten Tag gehabt hätte und Marina Hegering nicht mit einer Wadenverletzung vom Länderspiel zurückgekommen wäre – wer weiß, ob Joelle Wedemeyer überhaupt gespielt hätte? Doch so ersetzte sie nach der Pause Wilms auf der rechten Abwehrseite und schoss das Game-Winning-Goal zum zwischenzeitlichen 3:2 beim 4:2-Auswärtssieg des VfL Wolfsburg am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt in der Fußball-Bundesliga der Frauen. Plötzlich stellt die 27-Jährige eine Abwehroption dar, die zuletzt gegen Topteams kaum noch eine war.

Die in Braunschweig geborene und einst aus dem VfL-Nachwuchs hervorgegangene gelernte Innenverteidigerin strahlt nach ihrem herrlichen Treffer. Unbekümmert marschierte sie in der 73. Minute mit Ball durch die Frankfurter Hälfte und drosch diesen aus 16 Metern mit Schmackes und Präzision ins linke Eck zur erstmaligen Führung ihres Teams. „Ich habe den Raum gesehen, weil sich die Kette auseinanderziehen lassen hatte, und dachte: Ich ziehe einfach mal ab“, beschreibt Wedemeyer im Interview bei Wölfe-TV ihr tolles und wichtiges Tor. Auf dem Platz schrie sie ihre Freude und vielleicht auch ihren Frust laut heraus.

Wedemeyer zuletzt nur Platzhalterin in den B-Spielen

Denn vergangene Saison war es für Wedemeyer persönlich nicht so gut gelaufen. Ihre Rolle war es vornehmlich, wettbewerbsübergreifend in den eher unspektakulären Pflichtsieg-Spielen für die Stammkräfte hineinzurotieren, um diesen Erholungspausen zu ermöglichen. Premium-Einsätze waren eine Seltenheit. Besonders deutlich wurde das in der Bundesliga. Nur in fünf von 22 Partien stand sie dort in der Startelf, die Gegner hießen Potsdam, Duisburg, Köln und zweimal Meppen. Elfmal für insgesamt bescheidene 210 Minuten wurde sie nur eingewechselt, sechsmal stand sie ohne Einsatz im Kader. 660 Spielminuten entsprachen nicht dem, was sie aus den Jahren zuvor gewohnt war.

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Seit 2019/20 hatte sie immer die 1000er-Marke geknackt. 2021/22, im ersten VfL-Jahr von Trainer Tommi Stroot, stellte sie ihren persönlichen Bestwert (20 Liga-Partien, 1479 Einsatzminuten auf) und stand auch im DFB-Pokal und in der Champions League fast immer auf dem Feld. Die Nationalmannschaft war ein Thema. Es folgte ein kleiner Karriereknick.

Doch Wedemeyer nutzte ihre unverhoffte Chance in Frankfurt und warf ihren Hut in den Ring im Kampf um die Stammplätze. Es war erst das vierte Bundesliga-Tor für die VfL-Dauerbrennerin, die am 15. April 2015 beim 10:0 gegen den Herforder SV ihr Debüt im Oberhaus gegeben hatte. Stroot wird seine Allround-Verteidigerin nun wieder auf dem Zettel haben. Auch dann, wenn es gegen Topteams geht. Ein guter Zeitpunkt, denn am Saisonende läuft ihr Vertrag aus.