Wolfsburg. Das hätte ins Auge gehen können: Aber der VfL Wolfsburg kommt bei Eintracht Frankfurt zweimal zurück und gewinnt in der Fußball-Bundesliga der Frauen.

Lange hatte es nicht nach einem Sieg ausgesehen für den VfL Wolfsburg im Auswärtsspiel der Fußball-Bundesliga der Frauen am Sonntagnachmittag bei Eintracht Frankfurt. Vor 13.500 Zuschauern im Deutsche-Bank-Park lagen die Wölfinnen zweimal hinten und brauchten auch Glück, um die Wende herbeizuführen. Durch Tore von Alexandra Popp, Lena Oberdorf, Joelle Wedemeyer und Ewa Pajor reichte es am Ende zu einem wichtigen 4:2 (1:1)-Erfolg beim Mitfavoriten um die Meisterschaft. Die Gegentreffer erzielten Laura Freigang und Barbara Dunst.

Zwei Änderungen musste VfL-Trainer Tommi Stroot im Vergleich zum 3:0-Auftaktsieg gegen Leverkusen notgedrungen vornehmen. Sveindis Jonsdottir (Kniesehnenreizung) und Lena Lattwein (krank) blieben zu Hause. Lattweins Posten im defensiven Mittelfeld übernahm Svenja Huth. Für Jonsdottir kam Neuzugang Vivien Endemann ins Team, feierte ihre Startelfpremiere und beackerte den rechten Flügel. Bei den Frankfurterinnen gab die Ex-Wolfsburgerin Sara Doorsoun ihr Saisondebüt nach Verletzung.

VfL-Torfrau Frohms verursacht Elfmeter

Obwohl scheinbar gut ins Spiel gekommen, zeigte sich schnell, dass die Abläufe beim VfL so früh in der Saison oft noch nicht stimmen. Viele kleine individuelle technische Probleme ließen die Wolfsburger Aktionen oft hektisch wirken. Zudem hatte die Eintracht die Mitte anfangs besser besetzt, während dem VfL im Aufbau oft die Anspielstation fehlte und deshalb viel über die Außen laufen musste.

Der erste Angriff der Gastgeberinnen führte gleich zum Tor. VfL-Torfrau Merle Frohms kam im Herauslaufen einen Schritt zu spät gegen Dunst und mähte die Österreicherin im Strafraum um. Den fälligen Elfmeter verwandelte Freigang zum 1:0 (9. Minute). Dass das von Endemann und Jule Brand sehenswert vorbereitete 1:1 durch die mit vollem Einsatz hineinrutschende Popp (28.) letztlich auch der Halbzeitstand war, war mehr als schmeichelhaft für die Wölfinnen. Erst ließ Frohms den Schuss der aus spitzem Winkel abschließenden Nicole Anyomi am kurzen Pfosten durch und hatte Glück, dass der Ball am langen Pfosten vorbeiflog (22.). Dann rettete sie gegen die völlig freie, aber schwach abschließende Frankfurterin (34.). 60 Sekunden später räumte die Keeperin Anyomi, die Lynn Wilms davongelaufen war, regelwidrig in einer ähnlichen Szene wie mit Dunst ab. Dass es keinen Elfmeter, sondern nur Ecke gab, war eine klare Fehlentscheidung.

Wedemeyers Einwechslung hilft bei der Wende

Stroot reagierte zur Pause und brachte mit Joelle Wedemeyer als rechter Verteidigerin für Wilms eine neue Bewacherin für Anyomi. Keine Minute nach Wiederbeginn patzte jedoch eine andere VfL-Abwehrspielerin. Kathrin Hendrich stolperte im Zweikampf mit Géraldine Reuteler. Deren Flanke verwertete Dunst zum 2:1 (46.). Die Gäste wackelten merklich, hatten aber eine Antwort parat. Wenn es nicht läuft, muss jemand halt ein Zeichen setzen. Oberdorf tat dies und hämmerte den Ball aus 21 Metern zum 2:2 (53.) unter die Latte.

Eine Einzelaktion, mit der der VfL seine beste Phase einläutete und endlich die Oberhand gewann. Doch es brauchte eine weitere Einzelaktion, um den Bock umzustoßen. Wedemeyer, die eigentlich hinten für Stabilität sorgen sollte, spazierte plötzlich mit Ball durch die Frankfurter Hälfte und zog von der Strafraumgrenze hart und platziert zum 3:2 (73.) für Wolfsburg ab. Zittern mussten die Wölfinnen nicht mehr. Spätestens nach dem 4:2 (84.) durch Pajor nach tollem Hacken-Pass von Popp war der Deckel drauf. Die Revanche für die 0:4-Pleite am drittletzten Spieltag der vergangenen Saison gelang mit Mühe. „Nicht hohe Qualität, sondern individuelle Klasse“ war es laut Popp, wodurch der VfL das Match für sich entschied. „Es war definitiv nicht unser bestes Spiel. Wir haben ganz schwer hineingefunden, sind aber hinten raus besser hineingekommen“, bilanzierte Popp erleichtert, aber selbstkritisch. Immerhin hat ihr Team der Eintracht die erste Heimniederlage seit dem 26. März 2022 (damals ein 1:4 gegen den VfL) zugefügt. Nun folgt am Freitag (18.30 Uhr, AOK-Stadion) das vermeintlich leichte Heimspiel gegen Aufsteiger 1. FC Nürnberg.

Kellermann dementiert Wechselgerücht halbherzig

Vor Spielbeginn hatte sich Ralf Kellermann, Direktor Frauenfußball des VfL, im Interview bei Magenta-Sport zu den Spekulationen geäußert, die besagen, dass er in verantwortlicher Position zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) wechseln könnte. „Es gibt aktuell nichts dazu zu sagen. Ich fühle mich wohl in Wolfsburg und habe noch Vertrag“, sagte er auf der einen Seite zwar. Auf der anderen aber befeuerte er das Gerücht aber auch, indem er auf Nachfrage einräumte: „Es ist immer auch interessant, für die höchste Mannschaft des Verbands zu arbeiten.“ Wenn er doch als Direktor Frauenfußball zum DFB wechseln sollte, müsste er nach Frankfurt/Main ziehen. Das wäre nicht das erste Mal in seiner Fußballkarriere. Als Spieler stand der ehemalige Torhüter von 1993 bis 1995 zwei Jahre beim FSV Frankfurt unter Vertrag. Seine Ehefrau ist zudem „eine gebürtige Frankfurterin“, wie er erwähnte.

Spiel kompakt:

Eintracht Frankfurt: Johannes – Wolter (83. Gräwe), Kleinherne, Doorsoun, Hanshaw (87. Riesen) – Reuteler, Pawollek, Dunst (86. I. Acikgöz) – Anyomi (83. Wamser), Freigang, Prasnikar (83. Martinez).

VfL Wolfsburg: Frohms – Wilms, Hendrich, Janssen, Rauch – Oberdorf, Huth – Endemann (90. Xhemaili), Brand (61. Hagel), Pajor – Popp (85. Kalma).

Tore: 1:0 Freigang (9./Foulelfmeter), 1:1 Popp (28.), 2:1 Dunst (46.), 2:2 Oberdorf (53.), 2:3 Wedemeyer (73.), 2:4 Pajor (84.).

Gelbe Karte: - / Oberdorf (1).

Schiedsrichterin: Fabienne Michel (Gau-Odernheim).

Zuschauer: 13.500 im Deutsche-Bank-Park.