Wolfsburg. In seiner vierten Saison für den Fußball-Bundesligisten übernimmt der Franzose nach dem Guilavogui-Abgang mehr Verantwortung.

Viele Neue tummeln sich im Kader von Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg. Einige sind erst wenige Tage bei ihrem neuen Klub, andere ein paar Wochen. Maxence Lacroix ist nicht neu, hat schon einiges miterlebt bei den Grün-Weißen. Der 23-Jährige ist bereits in seine vierte Saison beim VfL gegangen. Und doch ist alles ein bisschen anders für ihn. Der „neue Maxence“ sei er jetzt, sagt der Franzose, mit dem es sich entspannt plaudern lässt.

Vor einem Gespräch auf Deutsch zeigt der Profi keine Scheu. Dafür gibt es auch keinen Grund. Seit Lacroix 2020 aus Sochaux zum VfL gewechselt ist, hat er sich die Sprache immer mehr angeeignet. Hier und da ringt er nach Worten, weicht ins Englische aus. Aber zu erzählen hat er viel, so wie er nach der Trainingseinheit im Interviewraum sitzt, in einem den sommerlichen Temperaturen angepassten ärmellosen weißen Shirt. Einsilbige Antworten? Die können andere geben. Lacroix nimmt sich Zeit und teilt seine Gedanken gerne mit. Nur beim Thema Wechselgedanken wird er etwas wortkarg. Kein Thema sei das gewesen, Angebote habe es nicht gegeben, erklärt er.

Franzose zeigte starke Premierensaison in Wolfsburg

In seiner ersten Saison war es für den als Juniorennationalspieler nach Wolfsburg gekommenen Defensivmann gleich hervorragend gelaufen. Lacroix leistete seinen Beitrag zum Erfolg der Mannschaft, die sich als Vierter letztlich für die Champions League qualifizieren konnte. In 30 von 34 Bundesligapartien stand er auf dem Platz. In der darauffolgenden Serie war es nur ein Einsatz weniger, doch sportlich lief es bei den Wolfsburgern da deutlich schlechter. Als für Lacroix verkorkst lässt sich auch die Rückrunde der abgelaufenen Saison bezeichnen. Der Verteidiger war häufiger nur zweite Wahl und zog sich zudem am fünftletzten Spieltag eine Schulterverletzung zu, die operativ behandelt werden musste. Dem Scheitern des Teams am Einzug ins internationale Geschäft konnte der Abwehrmann nur fassungslos zuschauen.

Jetzt ist er wieder fit und hat sich im auf seiner Position herrschenden Konkurrenzkampf durchgesetzt. MoritzJenz? Auf der Bank. SebastiaanBornauw? Zuletzt sogar nicht mal das. Und da Micky van de Ven mittlerweile für Tottenham aufläuft, hat Lacroix mit Cedric Zesiger einen neuen Partner in der Innenverteidigung. „Ein guter Junge“, sagt der Franzose fast väterlich über seinen Nebenmann, ehe es ihm selbst auffällt: Er selbst ist mit seinen 23 Jahren ein ganzes Stück jünger als der 25-jährige Schweizer, mit dem er sich sowohl auf Deutsch als auch Französisch verständigen kann.

Mit „Josh“ immer noch in gutem Kontakt

Die Formulierung zeigt, wie sehr sich die Rolle von Lacroix innerhalb der Mannschaft verändert hat. Jetzt, wo Josuha Guilavogui nicht mehr da ist, nimmt er die Rolle des Führungsspielers immer mehr ein. „Josh ist wie ein großer Bruder für alle Spieler gewesen“, sagt Lacroix, der mit dem langjährigen VfL-Kapitän immer noch in Kontakt steht. Über Fußball rede er mit Guilavogui nicht so viel, tausche eher private Dinge aus. Beim Umgang mit den neuen Spielern habe er sich viel von seinem Freund abgeschaut und gesehen, wie sich ein „Boss“ verhält. Mit seiner Erfahrung und seinem Wissen, wie es beim VfL und in der Bundesliga allgemein läuft, könne er nun den anderen helfen.

In die Zukunft blickt Maxence Lacroix mit viel Optimismus. Die Konkurrenz innerhalb des Kaders sei groß, das Niveau hoch. „Wir sind besser als letzte Saison“, sagt der Franzose überzeugt. Mannschaft und Trainer harmonierten, die Spieler hätten dessen Art und Mentalität verinnerlicht und wüssten, was der Coach von jedem Einzelnen verlange. Die Bindung sei insgesamt gewachsen. Das VfL-Team funktioniere wie ein Team beim „Baby Foot“, sagt der Franzose, und sucht in seinem Handy gleich darauf nach dem deutschen Wort: Kicker oder Tischfußball. Soll heißen: Alle hängen miteinander zusammen, keiner tanzt aus der Reihe.

Der „neue Maxence“ ist selbstbewusst

Wo andere herumdrucksen oder angepasst vom angestrebten Einzug ins internationale Geschäft reden, da nimmt Lacroix kein Blatt vor den Mund. „Champions League“, sagt er offen heraus. Gruppengefühl und Mentalität seien im aktuellen Team ähnlich gut wie in seinem ersten Jahr beim VfL, findet der dritte Kapitän. Und auch er selbst, der „neue Maxence“, fühlt sich so gut und so selbstbewusst, dass er seinen Anteil dazu beisteuern will. Vielleicht wird es in den nächsten Jahren dann auch mal wieder eine Länderspielpause geben, in der er nicht zu den in Wolfsburg verbleibenden Spielern gehört.