Lippstadt/Wolfsburg. Die ersten Eindrücke aus Eindhoven-Test und Trainingslager stimmen die Bundesliga-Fußballerinnen des VfL Wolfsburg positiv.

Kathrin Hendrichs schwierigster Job begann am Sonntag erst nach dem 4:1 im 105-Minuten-Test gegen die PSV Eindhoven. Die Innenverteidigerin des VfL Wolfsburg stand nur wenige Meter vom rettenden Spielertunnel entfernt, doch den erreichte sie lange nicht. 35 Minuten hatte die 31-Jährige gespielt und danach bald genauso lange fröhlich und mit Engelsgeduld Autogramm- und Fotowünsche erfüllt. Immerhin: Versüßt wurde Hendrich dieser Marathon mit einem Paar Badelatschen, die ihr als Geschenk überreicht wurden. Bei dem einzigen Test in Lippstadt war schon wieder viel VfL-Power zu sehen. Die Wolfsburgerinnen sind bemüht, die schwache WM mit dem frühen Vorrunden-Aus schnell hinter sich zu lassen und sich auf den VfL zu konzentrieren. So ein Spiel wie im Rahmen des Trainingslagers in Harsewinkel mit mehr als 1000 Fans mag da noch einmal einen Push geben.

Stroot nach Eindhoven: Habe sehr, sehr viel Gutes gesehen

„Dass so viele Autogramme haben wollen, ist schön. Und für uns war es ein guter Start“, sagte die Nationalspielerin. So sah es auch ihr Trainer Tommy Stroot: „Es war natürlich viel Ausprobieren und Erleben dabei. Dabei habe ich sehr, sehr viel Gutes gesehen, und wir können aus dieser kurzen Zeit viel Positives herausziehen.“ Erst seit Donnerstag trainiert der VfL mit seiner gesamten Mannschaft. Seit Freitag bereitet sich der Tross, der einen kurzen Zwischenstopp bei Ministerpräsident Stephan Weil einlegte, in der Klosterpforte auf die Saison vor.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die bange Frage trotz des langen Urlaubs: Wie haben die deutschen Nationalspielerinnen – zehn stellte der VfL bei der WM – die Enttäuschung vom Turnier in Australien und Neuseeland weggesteckt? Hendrich sagt mit Blick auf den dreiwöchigen Urlaub: „Ich weiß nicht, wann wir das letzte Mal eine so lange Zeit frei hatten. Auch wenn es ein trauriger Anlass war: Wir haben das Beste daraus gemacht, und es war auch mal notwendig.“ Bei ihr, so versichert sie, ist die Energie zurück: „Wir alle haben die Pause gut ausgenutzt und uns neue Ziele gesteckt.“

Hendrich über die Neuen: Passt menschlich und auf dem Platz

Ihr erster Eindruck von der mit acht Neuen vor allem verjüngten Mannschaft, ist ein positiver. Bis auf DFB-Auswahlspielerin Chantal Hagel waren alle schon früh in Wolfsburg ins Training eingestiegen und konnten sich eingewöhnen. Jetzt geht‘s darum, in kürzester Zeit die Puzzleteile zusammenzufügen. Hendrich findet, es passe „sowohl menschlich als auch auf dem Platz. Daneben ist es total einfach, sie mit einzubinden. Alle sind zugänglich und passen gut rein. Das ist extrem wichtig, weil es nächste Woche auch schon losgeht.“

Trotz vieler ausgelassener Torchancen hatten die Wolfsburgerinnen gegen Eindhoven schon viel Grund zum Jubeln.
Trotz vieler ausgelassener Torchancen hatten die Wolfsburgerinnen gegen Eindhoven schon viel Grund zum Jubeln. © FMN | Boris Schmelter

Im Trainingslager ging es bereits um gemeinsame Ziele für die Saison, um „die Identität“ der Mannschaft, wie Hendrich verrät. Die Neuen, so die Innenverteidigerin weiter, „geben Vollgas. Man konnte schon bei vielen gleich etwas sehen, und sie haben direkt dieses Sieger-Gen in sich.“ Auch ihr Coach ist mit den ersten Tagen in der Klosterpforte sehr zufrieden. „Ich spüre viel Energie. Das ist das, was wir uns erhofft hatten. Beim Vier-gegen-vier im Abschlusstraining vor Eindhoven konnte man die Mädels bis Gütersloh hören – da war was los. Und das ist das Besondere: Sie haben Bock, Spiele zu gewinnen.“

VfL-Verteidigerin weiß: Noch fehlt der Feinschliff

Noch bis zum Samstag bleibt der VfL im Trainingslager, von dort aus geht‘s mit dem Spieltagskader direkt weiter zum DFB-Pokalspiel bei Erstliga-Absteiger Turbine Potsdam. Wenn irgend möglich, dürfte Stroot hier noch so viele Nationalspielerinnen wie möglich schonen, und trotzdem sollte es reichen. Zumal viele der Neuzugänge gegen Eindhoven gleich einen guten Eindruck hinterlassen haben. Aber auch wenn die Generalprobe gegen die PSV in vielen Punkten positiv verlief, so wartet noch einiges an Arbeit auf die Wolfsburgerinnen. „Wir sind natürlich noch nicht auf dem Fitnesslevel, auf dem wir sein wollen. Das ist aber völlig normal“, sagt Hendrich. „Und natürlich fehlt der Feinschliff.“

Mehr zu den Fußballerinnen des VfL:

Stroot ließ gegen Eindhoven im ersten 35-Minuten-Drittel Alexandra Popp als Speerspitze im Angriff auflaufen. Dort glänzt sie im Nationalteam bereits seit mehr als einem Jahr, beim VfL war sie bisher auf anderen Positionen unersetzbar. Ewa Pajor spielt ihre Schnelligkeit nun auf dem linken Flügel und nicht mehr im Sturmzentrum aus, was gegen Eindhoven schon richtig gut klappte, wenn man einmal von den zahlreichen ungenutzten Torchancen absieht. Stroot: „Wenn ich sehe, wie viele Chancen wir uns herausgespielt haben, die wir noch ungenutzt gelassen haben, dann waren wir schon gut unterwegs.“

Der Test in Lippstadt wird den VfLerinnen geholfen haben, inklusive des großen Andrangs mit mehr als 1000 Fans, die darauf hoffen lassen, dass der Frauenfußball durch das frühe WM-Aus erst einmal keinen Schaden genommen hat. Hendrich jedenfalls schien das große Interesse genossen zu haben. Und Badelatschen, sagte sie grinsend, „kann man schließlich immer gebrauchen.“