Hannover. „Wir sind stolz auf Sie“: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil empfängt die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg in Hannover.

Mit so viel Lob und Anerkennung startet selbst Frauenfußball-Topteam VfL Wolfsburg ansonsten nicht in eine Vorbereitung: Auf dem Weg ins Trainingslager nach Harsewinkel bei Gütersloh gab‘s am Freitagvormittag einen Zwischenstopp bei Stephan Weil im Gästehaus des niederländischen Landtags im chicen Zooviertel - sozusagen erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Niedersachsens Ministerpräsident hatte eingeladen, um den Wolfsburgerinnen zu einer der erfolgreichsten Dekaden im deutschen Fußball zu gratulieren und auch um die Verdienste abseits des grünen Rasens zu würdigen.

Am Kicker-Tisch mit MP Stephan Weil: Die Nationalspielerinnen Merle Frohms (von links), Felicitas Rauch und Svenja Huth.
Am Kicker-Tisch mit MP Stephan Weil: Die Nationalspielerinnen Merle Frohms (von links), Felicitas Rauch und Svenja Huth. © dpa | Julian Stratenschulte

Auf der Ehrentribüne von Eindhoven hatte Weil höchstselbst mitgefiebert, als die Grün-Weißen im Champions-League-Finale gegen den FC Barcelona nach 2:0-Führung noch mit 2:3 verloren. Auf der Terrasse und im Garten der großen Villa in Hannover war die Stimmung bei kühlen (alkoholfreien) Getränken, Häppchen und in lockerer Plauder-Atmosphäre besser - Weil lieferte sich mit Merle Frohms ein Kicker-Match gegen Svenja Huth und Felicitas Rauch. Nach dem Triple-Gewinn 2013 war die Mannschaft zuletzt zu Gast beim Ministerpräsidenten, aus dem Kader von damals noch dabei: Wolfsburgs Galionsfigur Alex Popp, die ein weißes Niedersachsenross von Weil in Empfang nahm, sich mit einem VfL-Schal und einer Einladung zu einem Heimspiel revanchierte.

Kapitänin Alexandra Popp nahm ein weißes Niedersachsen-Ross als Geschenk in Empfang, revanchierte sich bei Stephan Weil mit einem VfL-Schal und einer Einladung zu einem Heimspiel.
Kapitänin Alexandra Popp nahm ein weißes Niedersachsen-Ross als Geschenk in Empfang, revanchierte sich bei Stephan Weil mit einem VfL-Schal und einer Einladung zu einem Heimspiel. © dpa | Julian Stratenschulte

Weil lobt auch das VfL-Engagement abseits des Rasens

„Es beschränkt sich nicht nur auf den Fußball, was die Wölfinnen in den vergangenen zehn Jahren geschafft haben“, betonte Weil. „Sie haben die Grundlage dafür gelegt, dass der Frauenfußball gewachsen ist.“ Und was dem MP genauso wichtig war: „Dass das übergriffige Verhalten des spanischen Verbandspräsidenten nach dem WM-Finale eine solche Wirkung entfaltet, ist auch darin begründet, dass der Frauenfußball in der Gesellschaft eine ganz andere Bedeutung hat als vor zehn Jahren, dafür hat der VfL Wolfsburg seinen Beitrag geleistet“, spielt Weil auf den inzwischen suspendierten Luis Rubiales an.

Ansonsten ging es wenig um die verkorkste WM der deutschen Fußballerinnen. Popp wiederholte noch einmal, sie werde „zum nächsten Lehrgang anreisen, dann werden wir sehen, was die Zeit mit sich bringt“. Aber auch die DFB-Kapitänin wollte lieber nach vorne schauen, auf eine hoffentlich weitere erfolgreiche Spielzeit mit dem VfL. Die Anführerin präsentierte sich wie ihre Teamkolleginnen schon wieder angriffslustig, sagte: „Wir haben eine sehr kurze Vorbereitung, aber wir wissen, wie lang die nächste Saison hoffentlich werden wird, wir brauchen jedes kleine Körnchen. Das hat man in der vergangenen Saison gesehen, dass es da fehlt.“ Svenja Huth meinte mit Blick auf das verlorene Königsklassen-Endspiel: „Es war natürlich Unzufriedenheit da, weil wir den großen Punch gegen Barcelona verpasst haben. Aber das gibt uns auch wieder Motivation.“ Und Rebecka Blomqvist, die für Schweden bei der WM vierfach traf und über Bronze jubelte, sagte: „Ich habe wirklich wieder Bock!“

Gruppenbild im Garten des Gästehauses des niedersächsischen Landtags im chicen Zooviertel in Hannover.
Gruppenbild im Garten des Gästehauses des niedersächsischen Landtags im chicen Zooviertel in Hannover. © dpa | Julian Stratenschulte

Kellermann: Empfang bei Stephan Weil als Extramotivation

Ralf Kellermann, Wolfsburgs Direktor Frauenfußball, hätte nichts dagegen, wenn er in zehn Jahren wieder mit dem VfL ins Zooviertel eingeladen würde. Er sagte: „Wir nehmen den Empfang gerne als Extramotivation mit, um diese grandiose Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben, um vielleicht 2033 erneut hier zu stehen.“ Doch nach dem Vergnügen folgte erst einmal die harte Arbeit. Bis Samstag in einer Woche ist das Team im Trainingslager in der Klosterpforte, bricht von dort direkt zum DFB-Pokal-Spiel bei Turbine Potsdam (Sonntag, 10. September, 14 Uhr) auf.