Wolfsburg. Die WM-Fahrerinnen sind zurück beim VfL, der Kader ist endlich komplett. Wolfsburgs Direktor Frauenfußball ist begeistert vom neuen Team.

Was mit einem Mini-Kader Mitte Juli begonnen hatte, ist jetzt endlich komplett: Zwei Wochen vor dem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal bei Turbine Potsdam (Sonntag, 10. September, 14 Uhr) sind die WM-Fahrerinnen des VfL Wolfsburg mit den Leistungstests wieder ins Training eingestiegen. Das erste Training mit voller Kapelle steigt dann im Trainingslager in Harsewinkel (1. bis 8. September). Ralf Kellermann, Direktor Frauenfußball des VfL, ist guter Dinge, dass es ordentlich zur Sache gehen wird und wird auch ohne die ganz großen Transfer-Ansagen und nach Platz 2 in der Vorsaison deutlich: „Wir wollen wieder deutscher Meister werden!“

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Angesichts der Transferstrategien der beiden deutschen Topklubs mag das durchaus überraschen. Hier der FC Bayern, der mit Ex-VfLerin Pernille Harder und ihrer Lebensgefährtin Magdalena Eriksson vom FC Chelsea ins ganz oberste Regal gegriffen hat. Auf der anderen Seite der VfL, der überwiegend auf junge Spielerinnen mit viel Potenzial gesetzt hat. Das mag aber auch daran liegen, dass den Bayern (noch) die Breite gefehlt hatte, um bis zum Schluss auf allen Hochzeiten zu tanzen, während der VfL sie weitgehend schon hatte und aus der ersten Elf mit Jill Roord nur eine Spielerin hat abgeben müssen. „Die Bayern haben mit ihren Neuverpflichtungen jetzt einen Kader, der auch um den Champions-League-Titel mitspielen müsste. Wenn alle Spielerinnen fit sind, sehe ich uns aber weiterhin auf Augenhöhe“, so der Wolfsburger Macher.

Wolfsburgs Direktor Frauenfußball, Ralf Kellermann (rechts) mit Trainer Tommy Stroot.
Wolfsburgs Direktor Frauenfußball, Ralf Kellermann (rechts) mit Trainer Tommy Stroot. © Sport | Darius Simka/regios24

Nach Roords Abgang: Kellermann nimmt Oberdorf in die Pflicht

Zumal Kellermann sich wie sein Coach Tommy Stroot auch wünscht, dass sich die Statik ohne Roord wieder etwas verschiebt. Stroot will Alexandra Popp in den Angriff beordern, Mittelstürmerin Ewa Pajor auf die Außenbahnen. Kellermann sagt am Beispiel Lena Oberdorfs: „Durch die Neuordnung im Mittelfeld nehme ich auch ganz klar Lena Oberdorf in die Pflicht. Mir gefällt es nicht, dass sie nur noch als Abräumerin gesehen wird. Sie hat enorme Qualitäten am Ball, Obi hat viel zu viel Potenzial, um sie darauf zu reduzieren.“

Die Stärken von Lena Oberdorf im Offensivspiel kamen für Ralf Kellermanns Geschmack zuletzt zu wenig zum Tragen. Das soll sich nach dem Weggang Jill Roords wieder ändern.
Die Stärken von Lena Oberdorf im Offensivspiel kamen für Ralf Kellermanns Geschmack zuletzt zu wenig zum Tragen. Das soll sich nach dem Weggang Jill Roords wieder ändern. © regios24 | Sebastian Priebe

Der 54-Jährige freut sich riesig auf das Zusammentreffen aus den gestandenen VfLerinnen und den Neuen. Die Eindrücke, die beispielsweise Riola Xhemaili, Fenna Kalma oder Vivien Endemann in den vergangenen Wochen hinterlassen haben, sind genau die, die sich Kellermann erhofft hatte. „Die Spielerinnen, die in der bisherigen Vorbereitung schon dabei waren, haben sehr intensiv gearbeitet, sich eingewöhnt und ihre Qualitäten schon unter Beweis gestellt.“ Mit Blick auf den Auftakt in der Liga sagt er: „Egal, wer gegen Leverkusen oder in Frankfurt auf dem Platz steht: Die Qualität ist da, um diese Spiele zu gewinnen.“

Kellermann in Richtung Nationalspielerinnen: 80 Prozent werden nicht reichen

Und mehr noch: Die jetzt zurückgekehrten Nationalspielerinnen werden sich angesichts der neuen Konkurrenz wieder beweisen müssen. „Sie können nicht mit 80 Prozent durchs Trainingslager marschieren und sich auf ihren Erfolgen der vergangenen Jahre ausruhen“, so Kellermann, der allerdings auch nicht die unmittelbare Gefahr sieht, dass das passieren könnte: „Das ist aber auch nicht das Naturell unserer Spielerinnen, da mache ich mir keine Sorgen.“

Die Nationalspielerinnen, die wie Felicitas jetzt zurückkehren, müssen beim VfL gleich wieder Vollgas geben.
Die Nationalspielerinnen, die wie Felicitas jetzt zurückkehren, müssen beim VfL gleich wieder Vollgas geben. © oh | VfL Wolfsburg

Es wird dabei natürlich interessant zu sehen, in welcher mentalen Verfassung vor allem die zehn deutschen Nationalspielerinnen zurückkehren. Die WM waren sie mit den höchsten Zielen angegangen, sind dann mit dem Überraschungs-Aus nach der Vorrunde tief gefallen. „Die mentale Verfassung wird bei jeder Spielerin unterschiedlich sein“, prognostiziert der VfL-Frauen-Chef, der aber wie sein Coach das Positive sieht: „So hatten die Spielerinnen die Möglichkeit, einmal körperlich zu regenerieren, auch wenn wir es uns alle anders gewünscht hatten.“

Diese wichtige Erholungsphase nach einer Saison mit der maximalen Anzahl an Spielen ist ein Punkt, ein zweiter Faktor kommt noch dazu, um jetzt wieder die Gier zu entwickeln, in jedem Spiel Gas zu geben. Kellermann: „Auch dass wir nicht deutscher Meister geworden sind, hilft uns mit Blick auf die kommende Saison.“ Die Vorfreude ist jedenfalls schon wieder da, und der Kader mit den Rückkehrerinnen jetzt auch endlich komplett.