Wolfsburg. Mit Lovro Majer tätigte Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg den drittteuersten Spielerkauf. Wir blicken auf frühere Top-Zugänge.

Am Dienstagabend kam Lovro Majer in Wolfsburg an. Am Mittwoch absolvierte der kroatische Nationalspieler erfolgreich den Medizincheck beim VfL und setzte seine Unterschrift unter den bis 2028 laufenden Vertrag. Der 25-Jährige ist der Top-Transfer der Grün-Weißen in diesem Sommer und soll das Offensivspiel beleben. Über die Ablösesumme, die Wolfsburg an den französischen Erstligisten Stade Rennes überweisen muss, darf spekuliert werden. Hat der Fußball-Bundesligist den Zuschlag für 25 Millionen Euro bekommen? Oder haben die Franzosen so lange gepokert, bis der VfL dank der Transfererlöse aus den Verkäufen von Micky van de Ven an Tottenham und Felix Nmecha an Dortmund doch 30 Millionen locker gemacht hat? Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Unabhängig davon steht fest: Nur für zwei Spieler hat der Klub in seiner Geschichte eine höhere Summe hingeblättert. Ein Blick auf die teuersten Einkäufe zeigt, dass in der Vergangenheit von Volltreffer bis Flop alles dabei war. Mit Sebastiaan Bornauw gehört nur noch einer der teuersten zehn Spieler dem aktuellen Kader der Wölfe an. Was ist aus den einstigen Top-Zugängen geworden? Ein Blick auf die ersten sechs Ränge – Majer ausgenommen.

Die teuersten Spielerkäufe des VfL Wolfsburg.
Die teuersten Spielerkäufe des VfL Wolfsburg. © FMN | Jürgen Runo

Julian Draxler: 43 Millionen Euro hatte Wolfsburg im Sommer 2015 für den damals 21-Jährigen an Schalke 04 überwiesen. Wie sich später herausstellen sollte, war das ein Fehler. Zwar wollte Draxler damals weg von den Knappen, um sich weiterzuentwickeln, doch eigentlich war ein Transfer zu Juventus Turin im Gespräch. Der zerschlug sich und der Mittelfeldspieler entschied sich für einen Wechsel zu den Niedersachsen. Oder auch für eine „Zweck-Ehe“, wie Draxler das Vertragsverhältnis später nachträglich beschrieb. Der VfL sei nie der Verein gewesen, von dem er als Kind geträumt habe, sagte der Spieler rückblickend. Die Zusammenarbeit sei eine auf Zeit gewesen. Gerne wäre er schon nach seiner Debütsaison wieder gegangen, in der er fünf Treffer selbst erzielt und weitere fünf vorbereitet hatte. Doch der Verein ließ ihn nicht ziehen. Ein halbes Jahr später, bei den eigenen Fans unten durch, gab der VfL den Jungstar für 36 Millionen Euro an Paris St. Gemain ab.

War alles andere als ein Glücksgriff für den VfL: Julian Draxler.
War alles andere als ein Glücksgriff für den VfL: Julian Draxler. © regios24 | Darius Simka

Dort steht Draxler auch jetzt noch unter Vertrag. Beim französischen Top-Klub spielte er unter Trainer Thomas Tuchel, hatte Teamkollegen wie Neymar oder Messi. Die Starrolle überließ Draxler anderen. Der Klub hatte ihn zuletzt an Benfica Lissabon verliehen, doch für die Portugiesen war der frühere deutsche Nationalspieler kein Gewinn: Verletzungsbedingt fehlte Draxler viele Wochen. Ein Jahr vor seinem Vertragsende in Paris ranken sich derzeit Wechselgerüchte: Geht es für Draxler in die Türkei? Oder auch zu den Saudis in die Wüste?

André Schürrle: Anfang Februar 2015 kam André Schürrle für rund 32 Millionen Euro von Premier-League-Klub FC Chelsea zum VfL Wolfsburg. Der damals 24-Jährige sollte das Offensivspiel ankurbeln, erfüllte die Erwartungen aber selten. Weil er in Ivan Perisic und Daniel Caligiuri starke Konkurrenten hatte, fand sich der Außenspieler unter Trainer Dieter Hecking sogar mehrfach auf der Bank wieder. In der Saison 2015/16 bestritt Schürrle 29 Bundesligapartien für den VfL, traf dabei neunmal und wechselte anschließend für rund 30 Millionen Euro zu Borussia Dortmund.

Erfüllte die Erwartungen beim VfL nur selten: Andre Schürrle.
Erfüllte die Erwartungen beim VfL nur selten: Andre Schürrle. © regios24 | Darius Simka

Mit Fulham und Spartak Moskau folgten zwei Auslandsstationen, ehe der Weltmeister von 2014 mit nur 29 Jahren seine Karriere beendete. Rückblickend äußerte sich Schürrle kritisch gegenüber einigen Entwicklungen im Profifußball, unter anderem über Kommerz und Prunk unter den Profis. Der Fußballer hat sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Mit seiner Frau Anna vermarktet der Familienvater eine Fitness-App und macht nur noch durch Posts in sozialen Netzwerken auf sich aufmerksam: Regelmäßig unternimmt der Ex-Profi oberkörperfreie Bergtouren oder badet in eiskalten Gletscherseen.

Kevin de Bruyne: Von dieser Transferbilanz träumt der VfL noch heute. Der Belgier kam Anfang 2014 für 22 Millionen Euro aus Chelsea nach Wolfsburg. Im Sommer des darauffolgenden Jahres verkauften ihn die Wolfsburger für rund 76 Millionen weiter zu Manchester City. In der Zeit dazwischen spielte sich de Bruyne in die Herzen der Fans und dürfte sich bei den Anhängern einen Platz unter den Top-Spielern aller Zeiten gesichert haben.

War ein absoluter Top-Einkauf: Kevin De Bruyne (links).
War ein absoluter Top-Einkauf: Kevin De Bruyne (links). © FMN | Sebastian Priebe

Den Engländern ist der Nationalspieler bis heute treu geblieben, gehört im aktuellen Team zu den unumstrittenen Leistungsträgern. Kürzlich gab es jedoch schlechte Nachrichten: De Bruyne fällt aufgrund einer Oberschenkelverletzung mehrere Monate aus.

John Anthony Brooks: Der US-Amerikaner wechselte im Sommer 2017 für satte 17 Millionen Euro von Hertha BSC zum VfL. Ein nettes Sümmchen für die Hauptstädter, die ihr Eigengewächs zu Gold machten. Für den VfL war die Investition ein Risiko, zumal sich der Verein zu dieser Zeit eigentlich mehr Sparsamkeit verordnet hatte.

Sagte 2022 servus: John Anthony Brooks wechselte vor einem Jahr nach Lissabon.
Sagte 2022 servus: John Anthony Brooks wechselte vor einem Jahr nach Lissabon. © regios24 | Darius Simka

Sportlich war der Transfer letztlich kein Riesenerfolg: Der verletzungsanfällige Brooks war zu selten jener souveräne Abwehrchef, den sich die Wolfsburger erhofft hatten. Nach fünf Jahren beim VfL zog Brooks ablösefrei weiter zu Benfica Lissabon. Seit Januar verstärkt er die Abwehr von Bundesligist TSG Hoffenheim.

Luiz Gustavo: Rund 16 Millionen Euro zahlte der VfL den Bayern im Sommer 2013 für Luiz Gustavo. Vier Jahre dauerte das Gastspiel des Mittelfeldakteurs in Wolfsburg, ehe der Brasilianer für rund die Hälfte der ursprünglich gezahlten Summe zu Olympique Marseille weiterzog.

Luiz Gustavo kam 2013 von den Bayern nach Wolfsburg.
Luiz Gustavo kam 2013 von den Bayern nach Wolfsburg. © regios24 | Darius Simka

Gustavo kam bei den Wölfen gut an, absolvierte in der Zeit 142 Pflichtspiele und leistete 2015 seinen Beitrag zum Gewinn der Vize-Meisterschaft und des DFB-Pokals. Rund zwei Jahre nach seinem Abschied aus Wolfsburg zog es Luiz Gustavo zu Fenerbahce Istanbul. Seit Sommer 2022 steht er beim saudi-arabischen Erstligisten al-Nassr FC unter Vertrag, für den mittlerweile auch Cristiano Ronaldo spielt.

Diego: Sein Name versetzt die VfL-Anhänger auch nach so vielen Jahren noch in Verzückung. 15,5 Millionen Euro ließ sich der VfL im Sommer 2010 die Verpflichtung des Ballkünstlers von Juventus Turin kosten. Seine Fähigkeiten hatte der Brasilianer bereits zuvor drei Jahre lang bei Werder Bremen unter Beweis gestellt. 24 Treffer in 87 Pflichtspielen gelangen dem Dribbler für die Wolfsburger, dazu 21 Assists. Eine starke Bilanz, wenngleich die Zeit in Wolfsburg bitter endete: Weil Trainer Felix Magath Diego im letzten Spiel der Saison 2010/11 nicht berücksichtigte, entfernte sich der Spieler unerlaubt aus dem Mannschaftshotel und wurde abgemahnt. Wenig später folgten Trennung und Ausleihe zu Atlético Madrid.

Diego spielte insgesamt zweieinhalb Jahre für den VfL Wolfsburg.
Diego spielte insgesamt zweieinhalb Jahre für den VfL Wolfsburg. © FMN | Sebastian Priebe

Im Folgejahr kehrte Diego noch einmal für eineinhalb Jahre zum VfL zurück. Ende 2022 beendete die „Zaubermaus“ schließlich bei Flamengo Rio de Janeiro seine lange Karriere. Heute lebt der Ex-Profi mit seiner Familie in der Nähe von Sao Paolo, hat schon einige Auftritte als TV-Moderator hinter sich und ein Buch, eine Mischung aus Biographie und Ratgeber, herausgebracht.