Wolfsburg. VfL Wolfsburg macht van-de-Ven-Transfer offiziell – Generell werden im Fußball immer höhere Summen in Abwehrspieler investiert.

Am Dienstagmittag machte Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg das offiziell, was bereits einige Tage vorher zur Gewissheit wurde: Top-Innenverteidiger Micky van de Ven schließt sich nach zwei Jahren bei den Wölfen Premier-League-Klub Tottenham Hotspur an. Seinen Vertrag beim VfL hatte der 22-Jährige erst im Frühjahr bis 2027 verlängert – klar, dass die Engländer für den Niederländer tief in die Tasche greifen mussten. Auch wenn die Wolfsburger keine Angaben zu der Ablösesumme machten, ist klar: Micky van de Ven ist nach Kevin de Bruyne der zweitteuerste Verkauf der Klubgeschichte. Und: Er ist der einzige Defensivmann unter jenen Abgängen, die in der Vergangenheit das meiste Geld in die Kasse spülten.

Weil erste Medienberichte zu Kontakten zwischen den „Spurs“ und van de Ven bereits vor einigen Wochen erschienen, wurde in den Zeitungen über die finanziellen Hintergründe eines Transfers mehrfach berichtet. Am Ende sollen beide Vereine ein Gesamtpaket in Höhe von etwa 50 Millionen Euro inklusive Bonuszahlungen geschnürt haben. Bedeutet: Zu einem Sockelbetrag in Höhe von rund 40 Millionen Euro kommen weitere Millionen hinzu, wenn Tottenham bestimmte sportliche Ziele erreicht und der Niederländer gute Leistungen abliefert.

Wolfsburger können nicht alles reinvestieren

Damit ist aber auch klar: Die etwas zu simple Rechnung, dass der Verein zusammen mit den 30 Millionen Euro aus dem Felix-Nmecha-Verkauf mal so eben ein Transferplus von 80 Millionen Euro erwirtschaftet hat und dieses Geld nun in neue Spieler stecken kann, geht so nicht auf. Denn zum einen ist die Bonuszahlung aus dem van-de-Ven-Deal nicht garantiert und fließt – wenn überhaupt – erst später. Zum anderen soll der niederländische Erstligist FC Volendam, vom dem der Verteidiger 2021 für eine Summe von 3,5 Millionen Euro zum VfL gewechselt war, nach Informationen unserer Zeitung 15 Prozent der Weiterverkaufssumme absahnen – also ungefähr 6 Millionen Euro. Und: Im Zuge des Gewinnabführungsvertrages mit Hauptsponsor Volkswagen dürften dem VfL bei der Reinvestition in neues Personal Grenzen gesetzt sein.

Was der Transfer auf jeden Fall gezeigt hat, ist eine neue Entwicklung im Fußballgeschäft. Flossen noch vor einigen Jahren die überdurchschnittlich hohen Ablösesummen hauptsächlich bei Transfers von Offensivspielern, sind vielen Vereinen jetzt auch Torhüter oder eben Innenverteidiger hohe Summen wert. Jüngstes Beispiel: der Kroate Josko Gvardiol, der gerade erst für eine kolportierte Summe von 91,5 Millionen Euro plus Boni von RB Leipzig zu Manchester City wechselte. Bei Abwehr-Transfers mit Bundesligabeteiligung hatten zuvor nur die Bayern ganz oben mitgemischt: 2019 holten sie Lucas Hernandez von Atlético Madrid für 80 Millionen Euro an die Säbener Straße, im vergangenen Sommer dann Matthijs de Ligt für 67 Millionen Euro von Juventus Turin.

Linksfüße bei vielen Trainern gefragt

Wie Gvardiol ist auch van de Ven Linksfuß. Denn manche Trainer sehen es als Vorteil an, wenn auf der halblinken Innenverteidiger-Position ein Linksfuß spielt. Unter anderem sind die Passwinkel für die betreffenden Spieler auf der Seite ihres starken Fußes vorteilhafter. Manchester-City-Coach Pep Guardiola gilt als treuer Verfechter dieser Strategie und griff deswegen wohl auch bei Gvardiol zu.

Entsprechend dürfte der Bedarf bei Tottenham Hotspur gewesen sein. Für den VfL Wolfsburg bleibt ein großer sportlicher Verlust, der aber zumindest finanziell versüßt wird. Und die VfL-Fans dürfen sich über warme Worte van de Vens freuen. „Für mich gehen zwei fantastische Jahre bei einem wunderbaren Verein zu Ende. In Wolfsburg habe ich mich als Mensch und als Fußballer weiterentwickeln und den nächsten Schritt in meiner Karriere gehen können. Ich werde mich immer mit großer Freude an das, was wir gemeinsam erlebt und erreicht haben, erinnern und ich werde meine Mitspieler, den Staff, das Management und alle Mitarbeitenden sehr vermissen. Und ich werde unsere leidenschaftlichen Fans vermissen, die immer alles für den Klub geben“, wird der Spieler zitiert.