Wolfsburg. Beim 2:1-Sieg des VfL Wolfsburg über die TSG Hoffenheim verhindert nur ein Eigentor das 13. Zu-Null-Spiel des Keepers. Die Wölfe wollen ihn halten.

Es wirkte fast so, als hätte Koen Casteels gerade einen entscheidenden Strafstoß pariert. In der 57. Minute des 2:1 (1:0)-Erfolgs des VfL Wolfsburg über die TSG Hoffenheim lief Maximilian Arnold auf seinen Keeper zu und bedankte sich herzlich. Unmittelbar davor war dem Kapitän nämlich ein dicker Patzer unterlaufen. Im Spielaufbau ließ er sich zu viel Zeit – und schließlich den Ball abknöpfen. Hoffenheims Munas Dabbur lief beim Stande von 1:0 allein auf Casteels zu – und vergab den Ausgleich.

Der belgische Schlussmann nahm den Dank entgegen. Dabei hatte er den Ball nicht einmal berührt. Er machte sich breit, verschlechterte den Winkel. Und Dabbur zielte neben das Tor. „Das war das Einzige, was ich machen konnte. Ich glaube, ich habe fünf, sechs Mal geschrien, dass er den Ball einfach zurückklatschen soll. Dann hat Max sich weggedreht, sich etwas zu viel Zeit gelassen und Dabbur nicht mehr gesehen. Aber solche Dinge passieren“, sagt der 30-Jährige. Auch der Rest des Teams richtete Arnold, der ansonsten eine sehr solide Leistung bot, direkt wieder auf.

Koen Casteels verzichtet auf einen Berater

Und es ist ja alles gut gegangen. Mal sehen, ob das auch für die kommenden Wochen gilt – und zwar nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern auch am Verhandlungstisch. Der Vertrag des belgischen Nationalspielers läuft noch bis Sommer 2024. Der VfL würde die Zusammenarbeit gerne vorzeitig verlängern. Casteels aber verspürt bislang keine Eile: „Die Gespräche werden weiterlaufen. Nach dem Spiel gegen Hertha ist Zeit genug. Der Klub hat bei anderen Spielern schon bis zu sechs Monate vor Vertragsende gewartet, um einen Vorschlag zu machen. Deshalb sehe ich da jetzt keinen Stress.“

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Und diese Gespräche laufen nur mit dem 30-Jährigen selbst. Casteels handelt seine Deals stets allein aus – ohne die Hilfe eines Beraters. Bei Familienangehörigen holt er sich Rat. Sonst nirgends. Im modernen Profisport ist das eine ungewöhnliche Konstellation. Allerdings ist Casteels auch ein ruhiger und entspannter Typ. „Gerade wenn man ein bisschen älter ist, die Liga und das Fußball-Geschäft kennt, halte ich es für unnötig, noch einen Berater einzuschalten“, sagt er. Auch seinen laufenden Kontrakt hat er selbst ausgehandelt.

Der VfL Wolfsburg hat viel Mühe mit der TSG Hoffenheim

Ob der 1,97-Meter-Mann dem VfL noch länger treu bleiben wird, lässt er also erst einmal offen. Er prüft vorerst auch seine Optionen – verständlicherweise. „Ich gehe nicht aktiv auf die Suche. Aber wenn etwas reinkommt, würde sich jeder Spieler damit beschäftigen, was auch ganz normal ist“, sagt Casteels.

Gegen Hoffenheim gelang nun zunächst einmal ein wichtiger Sieg im Europacup-Rennen. Obwohl der Erfolg ganz sicher in die Kategorie Arbeitssieg fällt. Gegen hoch pressende Gäste fanden die Wolfsburger kaum spielerische Lösungen. Aber: Sie waren effizient. Zunächst besorgte Jakub Kaminski nach einer Flanke von Ridle Baku per Kopf das 1:0 (15.). In der 75. Minute setzte Felix Nmecha mit einem traumhaften Heber Joker Luca Waldschmidt ein, der cool den zweiten Treffer markierte. „Das war ein Top-Finish“, befindet auch VfL-Sportdirektor Sebastian Schindzielorz.

Eigentor verhindert 13. weiße Weste

Casteels’ weiße Weste bekam dann aber doch noch einen Fleck – ausgerechnet vom eigenen Mitspieler. Josuha Guilavogui spitzelte den Ball in der Nachspielzeit bei einem Klärungsversuch unglücklich über die eigene Linie. „Natürlich ist das ärgerlich“, sagt Casteels, nimmt aber auch Guilavogui in Schutz: „Solche Sachen können passieren.“

Es wäre ansonsten das bereits 13. Zu-Null-Spiel der Saison gewesen. Schon jetzt stellt Casteels gemeinsam mit Freiburg-Torhüter Mark Flekken mit zwölf weißen Westen den Topwert der Fußball-Bundesliga. Das Wichtigste aber, sagt der Keeper, „sind immer die drei Punkte“.

Chancen auf Europa steigen

Seit beinahe zwölf Jahren ist der Ex-Wölfe-Kapitän nun schon in Deutschland aktiv. Seit 2015 hütet er das VfL-Tor. Vielleicht wäre nach so langer Zeit ja auch noch mal der Sprung ins Ausland interessant, oder? Auch derartige Angebote würde Casteels sich sicher anhören, aber: „Es gibt kein bestimmtes Land oder eine bestimmte Liga, wo ich sage: Da möchte ich unbedingt noch einmal spielen. Das lasse ich alles auf mich zukommen und da ist alles offen.“

Ob seine Bereitschaft, in der VW-Stadt zu bleiben auch vom internationalen Geschäft abhängt, „weiß ich noch nicht“. Seine Leistungen aber haben zweifelsohne dazu beigetragen, dass die Chancen darauf noch immer gut stehen.