Dortmund. Der VfL Wolfsburg hält gegen Borussia Dortmund nur kurz mit und lässt dann vieles vermissen, was es für ein gutes Saisonende nötig ist.

Der VfL Wolfsburg als Zünglein an der Waage im Meisterrennen und dazu mit der Chance, zum ersten Mal in dieser Saison auf den sechsten Tabellenplatz zu springen, also einen Rang, der sicher einen Platz im Europapokal bringt. Das war die reizvolle Ausgangslage für die Wölfe vor dem Sonntagspiel in der Fußball-Bundesliga bei Borussia Dortmund.

Doch alle Hoffnungen der VfL-Fans in diese Richtung wurden bitter enttäuscht. Die Wolfsburger hielten gegen furios aufspielende Dortmunder nur kurz mit und ließen anschließend fast alles vermissen, was für ein gutes Ende dieser Saison nötig ist. Mit einem 0:6 (0:3) kassierten sie im ausverkaufen Westfalenstadion eine krachende Niederlage, die nicht nur in der Höhe an das 1:6 aus der vorherigen Spielzeit erinnert. Durch die Pleite sind auch die Plätze für Champions League und Europa League nicht mehr zu erreichen. Der VfL kann maximal noch Sechster werden. Doch zunächst gilt, die Wunden dieser Niederlage zu lecken.

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Borussia Dortmund nutzte die Schnelligkeit vom Karim Adeyemi

Es war vor allem das Tempo der Dortmunder Offensive, das den Grün-Weißen das Genick brach. Bereits in der ersten Hälfte war der BVB ein ums andere Mal einfach zu schnell für den VfL. Die Wolfsburger standen mit ihrer Dreierkette in der Abwehr, die hin und wieder von den Außen Ridle Baku und Jakub Kaminski unterstützt wurde, sehr hoch. So wollten die Wölfe das Spielfeld für den BVB eng machen. Doch der drehte den Spieß um und spielte mehrmals perfekt in die freien Räume und wusste dann seine Schnelligkeit im Team, vor allem die von Adeyemi, zu nutzen.

Beim 1:0 zeigte der deutsche Nationalspieler allerdings, dass er auch hoch springen kann. So setzte er sich nach Flanke von Julian Ryerson im Luftduell gegen den deutlich größeren Josuha Guilavogui durch und traf per Kopf zur Führung für die Hausherren (14. Minute).

Patrick Wimmer hatte die große Chance aufs zwischenzeitliche 1:1

Anschließend hätte die Partie vielleicht einen anderen Verlauf genommen, wenn Patrick Wimmer die beste Möglichkeit der Wolfsburger vor der Pause zum 1:1 genutzt hätte. Der Österreicher war nach einem langen Ball auf und davon, scheiterte aber im Eins gegen Eins an BVB-Schlussmann Gregor Kobel. Mats Hummels wehrte den Nachschuss von Kaminski noch zur Ecke ab (19).

Es war ein ansehnliches und unterhaltsames Spiel, das aber dann einen deutlichen Ausschlag in Richtung Dortmund erlebte. Adeyemi schaltete seinen Turbo, ließ Sebastiaan Bornauw langsam aussehen und legte quer auf Sebastien Haller. Das 2:0 (28.) gab den Gastgebern noch mehr Sicherheit und Selbstvertrauen und ließ vergessen, dass Donyell Malen zuvor einen Querpass allein vor dem Tor auf Mitspieler Jude Bellingham verbockt hatte. Julian Brandt machte das wenig später besser, legte perfekt für Malen vor, der zum 3:0 nur einzuschieben brauchte (37.).

Niko Kovac ließ nicht unversucht, brachte zur Pause Kilian Fischer und Kevin Paredes

Damit gab es bereits nach 45 Minuten nur noch wenig Hoffnung, dass der VfL dem BVB im Meisterrennen ein Bein stellen und sich selbst in eine bessere Position im Kampf um die Europapokal-Plätze bringen könnte. VfL-Trainer Niko Kovac ließ zumindest nicht unversucht, brachte mit Kilian Fischer und Kevin Paredes zwei frische Kräfte für die enttäuschenden Baku und Guilavogui. Dazu stellte der Coach in der Abwehr von Dreier- auf Viererkette um.

Viel besser wurde es damit nicht. Der BVB bestimmte in seinem Tempel weiter klar die Musik, ließ die 81.365 Zuschauer weiter von der Meisterschaft träumen und zeigte begeisternden Fußball. Besonders einer brillierte: Super-Talent Jude Bellingham, der von mehreren europäischen Spitzenklubs umworben wird. Mit einem tollen Fernschuss überwand er Koen Casteels im VfL-Tor. Der hatte den Ball noch an die Latte gelenkt, doch von da trudelte dieser ins Tor zum 4:0 (54.).

Der VfL Wolfsburg fiel in der Phase nach dem 0:4 auseinander

Nun fielen die Grün-Weißen auseinander, kamen gegen die groß aufspielenden Dortmunder gar nicht mehr in die Zweikämpfe und machten Fehler. So Bornauw, als er vor Adeyemis 5:0 im eigenen Strafraum vertändelte (59.) oder Fischer, der gegen Bellingham zu spät kam – Elfmeter. Der VfL hatte sogar noch Glück, dass Adeyemi den Strafstoß über das Tor schoss (65.).

Der Rest war Schaulaufen für die Dortmunder und Einstimmung auf die weiteren Herausforderungen im engen Titelrennen mit den Bayern. Für den VfL waren die letzten 20 Minuten eigentlich nur das Warten auf den Schlusspfiff, damit die Vorführung endlich ein Ende hatte. Große Gegenwehr? Fehlanzeige. Bellingham machte in der 86. Minute sogar noch das halbe Dutzend für den BVB voll.

Die Wolfsburger haben damit zwar die Spannung im Kampf um die Meisterschaft erhalten, die eigenen Ambitionen bekamen aber einen deutlichen Dämpfer. Die ersten fünf Plätze der Tabelle sind definitiv weg, und für Platz 6 muss der VfL weiter auf einen Ausrutscher von Bayer Leverkusen hoffen. Doch zunächst gilt es, sich nach dieser Niederlage zu schütteln und in den drei verbleibenden Saisonspielen ein anderes Gesicht zu zeigen. Sonst wird das nichts mit Europa.