Wolfsburg. Gegen Union Berlin lässt der VfL Wolfsburg wieder dicke Chancen liegen. Niko Kovac: „Das ist es im Moment, was uns fehlt.“

Eigentlich hatte Omar Marmoush die Wahl. Allein lief der Ägypter in der 45. Minute auf Frederik Rönnow zu. Die Optionen für den Abschluss lagen bei ihm. Zuvor hatte er den Ex-Wolfsburger Robin Knoche geschickt aussteigen lassen. Gegen den Keeper von Union Berlin wählte Marmoush aber eine andere Variante. Anstatt den Ball vorbeizulegen und ins leere Tor einzuschieben, visierte er das lange Eck an – und zirkelte vorbei. Am Ende hieß es zwischen dem VfL Wolfsburg und den Eisernen 1:1. Zu wenig für die Wölfe, weil sie ihre Chancen nicht nutzten. Mal wieder.

Niko Kovac: „Klar hätte Omar zwei Tore machen müssen“

Trainer Niko Kovac war nach dem Abpfiff die Verzweiflung über diesen Chancenwucher ins Gesicht geschrieben. Marmoush „muss eigentlich nur das Tor machen“, sagte der Kroate. Auch wenn das für die Beobachter der Szenerie natürlich immer alles einfacher aussieht, als es tatsächlich ist. „Etwas schwieriger ist es schon, wenn man vorher 50 Meter im Vollsprint ist“, sagt Kovac.

Es war aber nicht die einzige dicke Möglichkeit, die der VfL an diesem Sonntagabend unter dem Flutlicht der VW-Arena liegenließ. Noch einmal tauchte Marmoush vor Rönnow auf. Auch per Kopf prüfte er den Keeper. Zudem traf auch Mattias Svanberg per Freistoß die Latte. Doch wer seine Chancen nicht verwertet, der kann auch nicht gewinnen. „Klar hätte Omar zwei Tore machen müssen. Hat er leider nicht. Das ist es im Moment, was uns fehlt“, sagt Kovac, „mit dem Ergebnis bin ich natürlich unzufrieden, weil wir wie gegen Frankfurt wieder zwei Punkte haben liegen lassen, die uns im Kampf um Platz 7 schon ein bisschen fehlen.“ Denn auch gegen die Eintracht hatte der VfL das Chancenplus. Am Ende hieß es aber 2:2.

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Viele Torschützen beim VfL Wolfsburg ...

Mit bislang 43 erzielten Treffern stehen die Wölfe im Vergleich der Fußball-Bundesliga eigentlich ganz gut da. Ein Blick in die individuelle Statistik offenbart zudem eine beeindruckende Ausgeglichenheit bei den Torschützen. Neun Spieler haben bereits zwei oder mehr Tore erzielt. Wenn alle Torgefahr ausstrahlen, ist das doch eigentlich eine sehr gute Eigenschaft.

So sieht es auch Patrick Wimmer: „Ich glaube, wir sind einfach unberechenbar. Bei uns können viele Spieler ein Tor schießen oder einen Assist liefern. Ich glaube, ein Torjäger mit 15, 20 Toren fehlt uns gar nicht so.“ Der Österreicher ist einer der vielen Torschützen beim VfL. Gegen Union erzielte er den
1:1-Ausgleich, als er erst etwa zwei Minuten auf dem Platz stand. Es war sein dritter Treffer in der laufenden Saison.

… aber kein Knipser

Kovac aber bemängelte deutlich die fehlende „Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor“. Jene Kaltschnäuzigkeit, wie sie eben ein solcher 15-bis-20-Tore-Knipser mitbringt. Spieler dieses Schlages gab’s immer wieder beim VfL. Im aktuellen Kader aber scheint diese Qualität ein Stück weit zu fehlen.

Marmoush ist immer gefährlich, macht aber bislang zu wenig aus seinen Möglichkeiten. Jonas Wind ist hochveranlagt – wartet aber auch schon seit Ende Januar auf sein fünftes Saisontor. Und Lukas Nmecha ist nach seiner Patellasehnenverletzung noch weit von seinem Leistungszenit entfernt. Bester Torjäger der Wölfe ist Yannick Gerhardt mit sechs Treffern – ein Mittelfeldspieler. „Wenn ich mir die Vergangenheit hier beim VfL anschaue, dann gab es da Spieler wie Wout Weghorst oder Bas Dost. Das waren schon Stürmer, die immer zweistellig angeschrieben haben. Das haben wir im Moment nicht. Wir verteilen das auf vielen Schultern“, sagt Kovac.

Der VfL Wolfsburg tritt auf der Stelle

Durch die zwei Unentschieden in den vergangenen zwei Spielen gegen Frankfurt und Berlin treten die Wölfe etwas auf der Stelle. Mit 35 Zählern sind sie weiterhin in Schlagdistanz zu den internationalen Plätzen des deutschen Oberhauses. In den vergangenen Partien hätten es aber eben auch ein paar Punkte mehr sein dürfen – oder sogar müssen. Der Konjunktiv ist sicherlich kaltschnäuzig – schießt aber auch keine Tore.

Allerdings gibt es auch durchaus einen positiven Blickwinkel auf dieses Dilemma: „Gut ist erstmal, dass wir uns in solche Situationen bringen“, sagt Sportdirektor Sebastian Schindzielorz. Richtig, denn immerhin sind die Abschlussmöglichkeiten da. Es könnte also sicherlich schlimmer beim VfL Wolfsburg sein.