Berlin. Bei Spitzenreiter Union Berlin verlieren die Wolfsburger nach einer enttäuschenden Leistung 0:2 und stecken im Tabellenkeller fest.

Es hätte schon früh ein übler Nachmittag für den VfL Wolfsburg am Sonntag in Berlin sein können. Es waren 41 Sekunden gespielt, als im Stadion An der Alten Försterei, der Spielstätte des 1. FC Union, die Gastgeber die erste Chance des Spiels besaßen. Christopher Trimmel hatte Janik Haberer mit einem Pass gefunden, und dieser direkt abgezogen. Doch VfL-Torwart Koen Casteels wehrte den Schuss aus 13 Metern Entfernung gut ab. So blieb es beim 0:0 und zumindest eine Weile eine enge Partie.

Das sollte sich letztlich ändern. Nach einer vor allem offensiv enttäuschenden Leistung verlor der VfL bei Union Berlin, das damit seine Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga verteidigte, 0:2 (0:0). 54 Minuten hatte zumindest die Defensive der Wolfsburger gehalten, während nach vorne kaum etwas ging. Dann sorgten Tore von Jordan Siebatcheu und Sheraldo Becker (77.) für eine klare Niederlage der Grün-Weißen, die Trainer Niko Kovac schonungslos kommentierte. „Wir haben es von der ersten Minute nicht verstanden, Leidenschaft und Kampf an den Tag zu legen. Das Ergebnis ist völlig in Ordnung. Wir müssen zusehen, dass wir schnell etwas verändern“, sagte der Coach.

Was das ist, davon hat Kovac klare Vorstellung und hat das öffentlich auch schon mehrmals kundgetan. Die Umsetzung bleibt aber schwierig. „Wir müssen das eine oder andere in der Mentalität ändern sowie Leidenschaft, Kampfgeist, Teamspirit und Wille an den Tag legen. Aber wir bekommen das hin“, bleibt Kovac trotz der schwachen Leistung seines Teams vor 22.012 Zuschauern in Berlin zuversichtlich und sprach seiner Elf gleichzeitig einige Grundtugenden des Fußballs ab.

Als Vorbild hat er den Gegner ausgemacht. „Von Union können wir uns eine Scheibe abschneiden“, sagte Kovac. Dabei brannten auch die Berliner vor der Pause kein Offensivfeuerwerk ab. Es spricht Bände über das Spielniveau in den ersten 45 Minuten, dass Haberers Möglichkeit schon der Höhepunkt vor der Pause war. Union besaß noch eine weitere gute Chance, ansonsten bestimmten die Gastgeber die Partie, ohne wirklich zwingend zu werden. Und die Wolfsburger? Die schienen damit zufrieden zu sein, das Spiel möglichst lange offenzuhalten. Der VfL stand tief und zeigte nur wenige Ambitionen für eigene Offensivbemühungen. Kovac hatte seine Ankündigung nach dem ersten Saisonsieg in Frankfurt, derselben Startelf zu vertrauen, wahr gemacht und nichts verändert – weder personell noch taktisch.

Was in der Defensive und in der Arbeit gegen den Ball in der ersten Hälfte noch recht gut funktionierte, wurde in der Offensive zur harten Kost. Hatte Union schon wenig gute Aktionen in Strafraumnähe, schafften es die Grün-Weißen locker, dieses Niveau zu unterbieten. Ein, zwei Standardsituationen, die halbwegs gefährlich waren, sowie eine gute Chance von Josip Brekalo nach Hakenablage von Mattias Svanberg (32. Minute) – das war es dann auch schon. Der VfL war, positiv ausgedrückt, auf Sicherheit bedacht.

Daran ändert sich auch in der zweiten Hälfte nichts. Wieder hatten die Hausherren den besseren Auftakt erwischt, als Siebatcheu nur knapp verzog. Maximilian Arnold verbuchte für die Wolfsburger zwar ebenfalls einen Torschuss, der nur knapp am Tor vorbei ging. Trotzdem konnte der nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich an der Marschroute des VfL wenig geändert hatte. Torvermeidung lautete das oberste Gebot der Wölfe.

In der 54. Minute war diese Taktik gescheitert. Maxence Laroix verlor ein Laufduell gegen Berlins Becker, konnte deshalb dessen Flanke nicht verhindern. Die vollendete anschließend Siebatcheu per Kopf zum 1:0 für Union.

Nun musste der VfL kommen. Kovac brachte mit Omar Marmoush und Felix Nmecha für Waldschmidt und Svanberg zwei frische Spieler (60.), doch die große Offensive ließ auf sich warten. Es gelang den Wolfsburgern nicht, den Druck auf die Gastgeber zu erhöhen. Die hatten nun ihrerseits ein wenig mehr Räume in der Offensive, weil sie die Wölfe mit der Führung im Rücken etwas tiefer in der eigenen Hälfte erwarteten.

Das zahlte sich irgendwann aus. Nach einem langen Ball des eingewechselten Ex-Wolfsburgers Paul Seguin war Becker durch, ließ im Abschluss Casteels keine Abwehrchance – 2:0 (77.). Das Spiel war entschieden und der VfL nach einer spielerisch sehr schwachen Leistung mit dem Ergebnis letztlich noch gut bedient.

Der Blick auf die Tabelle bessert die Laune beim VfL keineswegs. Die Wölfe sind auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht. „Nach sieben Spieltag ist noch nie jemand abgestiegen, aber ich nehme die Situation ernst“, sagt Kovac. Laut Jörg Schmadtke darf er trotz der angespannten Lage weiter arbeiten. „Wir stellen den Trainer nicht infrage. Wir müssen da gemeinsam rauskommen“, sagte der Sport-Geschäftsführer . Das Vertrauen in Coach sei weiterhin „groß“.