Ilsenburg/Wolfsburg. Der Chef von Wojcicki-Promoter Wasserman Boxing spricht über einen möglichen „Wahnsinnskampf“ mit dem Wolfsburger – und warum er ihn lieber nicht will.

Es war eine satte K.o.-Kampfansage, die Patrick Wojcicki am Freitagabend beim Boxabend in Ilsenburg abgeliefert hat. Als Erster schaffte er es, Gegner Alexander Pavlov vorzeitig auf die Bretter zu schicken. Nun ist Pavlov nur die Nummer 162 der Welt, doch nach zwei Jahren Pause war das schon ein starkes Zeichen des Wolfsburger Mittelgewichts-Boxers, der sich genau so zurückmelden wollte. Kalle Sauerland, Director of Global Boxing bei Wojcicki-Promoter Wasserman, hat das starke Comeback wohlwollend zur Kenntnis genommen. Er lobte: Das war stark, ich fand Patrick sehr gut!“

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Viel zu viel war schiefgelaufen in den vergangenen zwei Jahren mit Corona, mehrmals abgesagten WM-Ausscheidungskämpfen oder Verletzungen. Immer wieder schindete sich Wojcicki bei Coach Antonino Spatola und oft mit Sparringspartner Viktor Fröhlich (Wojcicki: „Er hat einen Top-Job gemacht, ist immer zum Sparring aus Soltau nach Wolfsburg gekommen“) zur Topform – um dann den nächsten Nackenschlag zu kassieren. Damit soll jetzt Schluss sein. Und genau deshalb war dieser überzeugende Auftritt inklusive vorzeitigem Sieg so wichtig.

Von Promoter Kalle Sauerland (hier im November 2019 in Hamburg) gab's großes Lob für Patrick Wojcickis Comeback-Auftritt nach mehr als zwei Jahren Pause.
Von Promoter Kalle Sauerland (hier im November 2019 in Hamburg) gab's großes Lob für Patrick Wojcickis Comeback-Auftritt nach mehr als zwei Jahren Pause. © imago images | Torsten Helmke

Kalle Sauerland: Davon hätte ich gerne mehr gesehen

Auch Sauerland ist aufgefallen, dass da natürlich noch mehr geht. „Patrick hatte in den ersten Runden immer Angriffswellen“, so der 44-Jährige. Richtig gute Aktionen, aber dann setzte der Wolfsburger nicht nach. „Ich hätte gerne mehr davon gesehen“, so Kalle, Sohn von Promoter-Legende Wilfried Sauerland. Angesichts der langen Pause zeigte der Wasserman-Chef aber volles Verständnis: „Es war einfach schön, ihn wieder im Ring zu haben. Man konnte richtig sehen, wie der Ringrost abgefallen ist. Aber das ging auch Tyson Fury nach fast 18 Monaten Pause im zweiten Kampf gegen Deontay Wilder nicht anders.“

Pavlov, da waren sich alle einig, war ein guter Gegner für Wojcicki, um wieder reinzukommen. Einer, der mitboxen wollte. Aber auch einer, der gegen einen Topathleten mit guter Deckung und Beinarbeit wie Wojcicki nicht durchkommt und technisch starken Leuten nicht das Wasser reichen kann.

Sauerland: Wojcicki macht mindestens drei Kämpfe 2022 – es sei denn...

Jetzt, da stimmt auch Kalle Sauerland zu, muss es darum gehen, so schnell wie möglich wieder Richtung WM-Kampf zu kommen. Sein Plan: „Wir werden gucken, dass wir bei der IBF wieder ganz schnell nach vorne kommen. Vielleicht mit einem Semi-Final und dann wieder einem Final-Eliminator.“ Bei Weltverband IBF hat Wojcicki seine Topposition trotz der Absage zuletzt nicht eingebüßt, wird dort weiter an dritter Stelle geführt.

Im Februar will Wasserman Boxing in Köln veranstalten, insgesamt sind 2022 vier bis sechs Kampfabende in Deutschland geplant, nachdem coronabedingt zwischen Anfang 2020 und Ilsenburg am Freitag fast zwei Jahre keine Events stattgefunden haben. „Ich denke, Patrick wird nächstes Jahr mindestens drei Mal boxen – es sei denn, er boxt um die Weltmeisterschaft.“ Das wäre frühestens ein Projekt für die zweite Jahreshälfte. Wie lange es dauern kann, bis so ein Fight steht, kennt Wojcicki nur zu gut aus diesem Jahr...

Stallduell gegen Radovan? Darum zögert Sauerland

Und dann gäbe es noch eine Option, die sportlich verlockend klingt, aber wohl trotzdem nicht kommt: Ein Stallduell gegen Denis Radovan. Der hatte am Freitag als Hauptkämpfer seinen IBF-Europameister-Titel überzeugend durch Aufgabe in Runde 8 gewonnen. Es wäre zudem ein Duell mit Geschichte, beide standen sich schon bei der U19-DM in Wolfsburg gegenüber. Doch es ist ein Kampf, den eigentlich keine Partei will. Sauerland sagt zwar: „Radovan gegen Wojcicki – das wäre ein Wahnsinnskampf!“

Aber, so der Promoter weiter: „Ich würde es nur ungern machen. Denn wir haben nicht tausend Talente in Deutschland, und diese beiden sind Talente.“ Sprich: Er will sie nicht verheizen. „Es müsste schon ein Eliminator sein. Nur um eine DM zu boxen, könnte ich den Jungs nicht antun.“

Neben den Mittelgewichtlern hat auch Abass Baraou mit einem einstimmigen Punktsieg inklusive Top-Kampf in der coronabedingt leeren Harzlandhalle geglänzt. Vor allem mit Blick auf dieses Trio meint der 44-Jährige: „Sportlich war die Veranstaltung ein Riesenerfolg. Das ist die Truppe, an die ich glaube. Einer muss es schaffen, Weltmeister zu werden. Ich glaube aber, zwei, drei können es schaffen.“

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