Braunschweig. Beim Reitturnier in der Volkswagen Halle sind Sportler aus der ganzen Welt zugegen. Viele fahren Woche für Woche in speziellen Transportern zu Turnieren.

Unweit der Braunschweiger Volkswagenhalle haben sich die Teilnehmer des Braunschweiger Classicos schon wohnlich eingerichtet. Auf dem Harz-und-Heide-Gelände stehen dicht an dicht mehr oder weniger luxuriöse LKW. Nicht nur die Pferde finden in den metallenen Schlachtschiffen Platz sondern auch die Reiter und ihr Betreuerstab.

Manch Profi ist gar 48 Wochen im Jahr mit den speziell hergestellten Fahrzeugen von einem Turnier zum nächsten unterwegs. Von daher müssen die Transporter einen gewissen Komfort bieten. Wenn ambitionierte Reitsportler auf der Suche nach einem solch funktionalen Gefährt sind, landen sie auch schon mal bei Richard Theurer. In seinem Unternehmen in Lütjensee in Schleswig-Holstein hat er sich auf den Handel mit Pferdetransportern spezialisiert.

Namhafte Reiter gaben ihr mobiles Heim bei Theurer in Auftrag. In der Gestaltung des fahrbaren Untersatzes für Reiter und Pferde sind beinahe keine Grenzen gesetzt. Hinter der Fahrerkabine ist meist der Wohnbereich angeschlossen. Dahinter befinden sich die Pferdeboxen. Jeder Transporter ist ein Unikat. „Alles beginnt mit dem normalen Fahrgestell eines LKW“, sagt der Unternehmer.

Man müsse sich das vorstellen wie bei einem Haus. „Im Keller“, wie Theurer erklärt, werden Tanks für Frischwasser, Stromgeneratoren und die Klimaanlage verbaut. Etwa 15 Firmen haben sich europaweit auf die Herstellung von Pferdetransportern spezialisiert.

Dort werkeln unter anderen Tischler, Schlosser, Elektriker und Karosseriebauer. Sie bauen Stück für Stück eine mobile Wohlfühlzone für Mensch und Tier. Und alle verfolgen das Ziel, dass die Pferde gut und sicher reisen.

Dafür wird in den LKW, in dem bis zu neun Pferdeboxen verbaut werden können, auch ein spezieller Gummiboden verlegt. Damit die Transporter vom Veterinäramt für den Gebrauch freigegeben werden, müssen außerdem Dach- und Seitenfenster vorhanden sein und etwa 700 Liter Wasser für die Tiere vorgehalten werden. Nur dann darf das in etwa vier Monaten Bauzeit erstellte und bis zu 600.000 Euro teure Gefährt auch eingesetzt werden.

Für die Tiere sei eine Reise auf engem Raum nicht unangenehm. „Die Turnierpferde sind darauf trainiert. Die meisten von ihnen laufen beinahe selbst hinein“, sagt Theurer.

Für die Reiter und ihr Funktionsteam sind in den LKW bis zu sieben Schlafplätze vorhanden. Eine Küche, WC und Dusche sind ebenfalls verbaut – wie bei einem Wohnmobil. „Man kann darin leben wie in einem Haus“, weiß Theurer. Doch anders als steinerne Bauten, können die großen Transportfahrzeuge von einem Ort zum anderen bewegt werden. Auch am Sonntag, wenn das Braunschweiger Classico zu Ende geht, wird sich die kleine Wagenburg wieder auflösen. Und die zahlreichen Top-Reiter und Pferde zerstreuen sich in alle Winde – machen sich auf den Weg zu neuen Turnieren und Aufgaben.