Shanghai. . Weltmeister Lewis Hamilton ist vom neuen Auto seines Rivalen Sebastian Vettel begeistert. Für Vettel ist der Brite auf der Mercedes-Strecke der Favorit. Der Favoriten-TÜV.

Schnell klare Verhältnisse schaffen: Der Große Preis von China am Sonntag (08.10 Uhr/ RTL) ist das dritte Formel-1-Rennen innerhalb von drei Wochen. Kommt es vor den Toren von Shanghai auch zum dritten Streich von Sebastian Vettel und Ferrari? Zweimal konnte die hessisch-italienische Kombination die Schwächen der britisch-deutschen von Mercedes ausnutzen. Alles läuft wieder auf das große Duell Rot gegen Silber hinaus. Aber, wie die ersten Rennen gezeigt haben, enger und damit spannender als in den letzten Jahren.

„In diesem Titelkampf gibt es absolut keinen Spielraum für Fehler“, weiß Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Und Sebastian Vettel will sich partout nicht als Nummer eins fühlen: „Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, sollte es ein gutes Wochenende werden. Es gibt nichts, was dagegen spricht – aber Mercedes bleibt der Favorit.“ Der Favoriten-Check

Typen

Lewis Hamilton hat eine eigene Jeans-Kollektion, aber lieber wäre dem Titelverteidiger, wenn die Mercedes-Strategen die Taktik besser auf ihn zuschneiden würden. Zweimal stand er mit auf dem Podium, jedes Mal sah er aus wie ein Kind, dem die Weihnachtsgeschenke unterm Baum wieder entrissen wurden. Immerhin hat sich der Umgang mit Vettel entspannt. Beide treiben sich rein sportlich ans Limit. Vettel nahm in Bahrain den Briten sogar gegen Journalisten in Schutz. Der Asphalt für ein episches Duell ist geebnet. Es geht darum, wer zum fünften Mal Weltmeister wird. Jubiläen winken schon in Shanghai: Vettel steht vor seinem 50. Sieg, Hamilton könnte mit einem Platz in den Top 10 einen Rekord von Kimi Räikkönen brechen – 27-mal in Folge in den Punkten. Ausgeglichen.

Die Nerven

Die Mercedes-Strategen haben zweimal in Folge entweder falsch oder zu spät reagiert, und Hamilton wie Kollege Valtteri Bottas sind der Fernsteuerung überdrüssig. Das sorgt für Unruhe, im Cockpit wie am Kommandostand. Die Konstrukteurs-Weltmeister müssen auf ihre ganze Routine setzen. Die Taktik der Roten stimmt, die Umsetzung nur bedingt: Nach einer Boxenpanne bei Kimi Räikkönens Reifenwechsel musste Mechaniker Francesco Cigarini ins Krankenhaus. Ausgeglichen.

Unterstützung

Räikkönen ist mit 38 schneller denn je. Das treibt Vettel, sorgt aber für Unzufriedenheit beim Finnen, der mehr als ein taktischer Puffer zu Mercedes sein will. Der Senior fährt um eine Vertragsverlängerung. Auch bei Landsmann Bottas geht es um die Zukunft. Für ihn ist es schwer, sich neben Hamilton zu behaupten. Vorteil Ferrari.

Technik

Das PS-Manko scheint egalisiert, Ferrari ist auf den Geraden an Mercedes dran. „Rein vom Auto her sind sie auf Augenhöhe, mal sehen, wie es um die Zuverlässigkeit steht“, gibt Weltmeister Hamilton zu. Die entscheidende Zeit wird in den Kurven gemacht, wo die Balance bei Ferrari endlich stimmt. Mercedes quält sich, je nach Strecke und Wetter, wieder mit der Reifennutzung. Wird der Silberpfeil erneut zur Diva? Andererseits gilt Shanghai als Mercedes-Strecke. Seit Beginn der Hybrid-Ära haben dort nur die Silberpfeile gewonnen, dreimal Shanghai-Rekordsieger Hamilton. Ausgeglichen.

Chefs

Fiat-Präsident Sergio Marchionne sitzt Maurizio Arrivabene im Nacken. Und mit Technikchef Mattia Binotto hat der Teamchef einen Gegner auf Management-Ebene. Toto Wolff dagegen wirkt trotz der Pechsträhne entspannt. Der Mercedes-Motorsportchef kann mit Niki Lauda den Doppelpass als „guter Bulle, böser Bulle“ perfekt ausspielen. Vorteil Mercedes.