Braunschweig. Die rennfreie Zeit verbringt Heiko Waßer mit seinen Hunden und beim BVB. Wenn die neuen Formel-1-Autos da sind, freut er sich auf die Saison.

Auf seinem Weg in die neue Formel-1-Saison macht Heiko Waßer (60) einen Zwischenstopp in Doha. In der Flughafen-Lounge wartet er auf seinen Anschlussflug. Wohin es denn gehe, fragt ihn eine Mitarbeiterin. „Melbourne“, sagt Waßer – das Handy am Ohr. „Plenty of time.“ Jede Menge Zeit also. Die nutzt der Dortmunder Sportjournalist, der seit 1992 für RTL mit charmantem westfälischen Zungenschlag kommentiert, um vor dem ersten Rennen der Saison am Sonntag (7.10 Uhr deutscher Zeit) über neue Entwicklungen und alte Begeisterung zu sprechen.

Herr Waßer, seit 26 Jahren bringen Sie deutschen TV-Zuschauern die Formel 1 ins Wohnzimmer. Steht vor einer neuen Saison trotzdem immer noch Vorfreude?

Heiko Waßer: Es ist immer das Gleiche: Im November bin ich heilfroh, dass die Saison endlich vorbei ist. Aber sobald im Januar die ersten Autos vorgestellt werden, ist das Kribbeln wieder da. Dann freue­ ich mich, dass es wieder losgeht.

Haben die Reisestrapazen über die Jahre zugenommen?

Heiko Waßer: Auf jeden Fall. Als ich 1992 angefangen habe, hatten wir 16 Rennen – elf davon in Europa. Heute sind es 21, zwölf oder 13 davon Langstreckenflüge. Ein paar Rennen weniger wären schon besser. Nicht nur wegen des geringeren Reisestresses, sondern insgesamt für die Formel 1. Die WM sollte schon etwas Besonderes sein. Natürlich verstehe ich auch die wirtschaftlichen Interessen, durch mehr Rennen mehr Geld einzunehmen – und RTL freut sich ja auch, mehr übertragen zu können.

Unterscheidet sich die Begeisterung der Zuschauer von Ort zu Ort?

Heiko Waßer: Ja, in Australien ist das ein Volksfest. Da ist immer viel los, die Leute haben Lust zu feiern, alle sind entspannt. Wenn ich alle Rennorte vergleiche, liegt der Grad der Begeisterung in Melbourne bei zehn, im russischen Sotschi bei eins.

Welche Veränderungen haben Sie in den vergangenen Jahren erlebt?

Heiko Waßer: Als ich anfing, gab es noch nicht einmal Funkkameras, wir konnten nicht direkt von der Startaufstellung senden. Und heute liefern wir den Blick in die Umkleidekabine, können noch kurz vor dem Start mit den Fahrern sprechen.

Was hat sich im Umgang mit den Fahrern verändert?

Heiko Waßer: In Australien sind wir hin und wieder mit Fahrern und Mechanikern im selben Hotel. Da sitzt man schon mal zusammen beim Frühstück oder sieht sich im Fitnessraum. Man grüßt sich. Natürlich hat das Thema Social Media Einfluss genommen. Die Fans bekommen über die Fahrer tiefe Einblicke in die Szene. Das hat aber auch eine Kehrseite: Lewis Hamilton hat allein bei Twitter über fünf Millionen Follower. Da kommt es vor, dass er meint, mit den Journalisten nicht mehr sprechen zu müssen… Aber ich kommentiere ja nur, muss den Jungs nicht hinterherlaufen – das Problem hat dann eher mein guter Freund Kai Ebel (lacht).

Sie kennen noch die Zeiten mit Michael Schumacher. Ist das mit heute vergleichbar?

Heiko Waßer: Michael war einzigartig. Nicht nur wegen seiner sportlichen Leistungen, auch menschlich. Die Bindung war ganz anders, freundschaftlich. So eng war es nie und wird es wohl auch nicht mit Nico Rosberg oder Sebastian Vettel sein.

Mit der Zeit haben sich die Regeln verändert. Was hat das bewirkt?

Heiko Waßer: Insgesamt ist es komplizierter geworden – das merke ich auch an meinem Job. Wir haben sieben Reifentypen, die alle farblich anders markiert sind. Da müssen auch wir Experten den Überblick behalten. Aber das ändert nichts an der Faszination Formel 1.

Welche Regeländerungen machen es dem Zuschauer schwer?

Heiko Waßer: Die ganzen technischen Regularien. Die Motoren, die Hybrid-Technologie – das ist alles hocheffizient und anspruchsvoll. Aber am Ende wollen die Leute schnelle Autos sehen, die sich am besten einen Wettkampf Rad an Rad liefern.

Obwohl Sie in der ganzen Welt unterwegs sind, haben Sie noch immer ihren Wohnsitz in Dortmund. Haben Sie nie darüber nachgedacht, woanders hinzuziehen?

Heiko Waßer: Die Frage stellt sich mir nicht. Hier sind meine Familie, meine Freunde, meine Hunde. Ich liebe das Spazierengehen in der Bittermark. Die Wintermonate habe ich total genossen. Ich engagiere mich für die Dortmunder Tafel. Und dann ist da ja noch die Borussia. Ich habe, in diesem Winter kein Heimspiel verpasst. Und ich bin auch Fan der BVB-Handball-Frauen. Die spielen auch in der Bundesliga und sind sehr, sehr gut. Das ist immer eine schöne Zeit.