Varazdin.

Zwei, null, neunzehn und acht. Es sind die Zahlen, die man im bisherigen Verlauf der Handball-Europameisterschaft in Kroatien mit Steffen Fäth verbindet. Zwei Minuten spielte der Spielmacher in der ersten Partie gegen Montenegro, keine einzige gegen Slowenien. Gegen Mazedonien waren es dann knapp 19 Minuten. Nun, zu Beginn der Hauptrunde im nordkroatischen Varazdin, war Fäth mit acht Treffern in 33 gespielten Minuten Deutschlands erfolgreichster Torschütze und die einzige Konstante im unkonstanten deutschen Angriff beim 22:19-Sieg über Tschechien. Ein später Durchbruch. Doch alles andere als zu spät, denn mit dem Spiel gegen Dänemark geht es am Sonntag direkt weiter (18.15 Uhr/ARD).

Handball-Bundestrainer Prokop: "Seine Zeit wird kommen"

“Seine Zeit wird kommen”, hatte Bundestrainer Christian Prokop nach den ersten Vorrundenspielen auf die Frage geantwortet, warum Steffen Fäth nicht mehr spielt. Die Frage war berechtigt: Warum verzichtete Prokop auf den Spielmacher, der in den vergangenen Bundesligawochen in der Form seines Lebens spielte und die Füchse Berlin zur Winterpause auf den zweiten Tabellenplatz geführt hat? Bob Hanning, Vize-Präsident des Deutschen Handballbundes, zeigte sich zuversichtlich, dass der 27-Jährige auch im Nationaldress bald häufiger spielen wird: “Fäth kann mehr!”

Beide sollten Recht behalten. Die Zeit von Fäth kam im Spiel gegen Tschechien. Nach eher durchwachsenen Vorrunden-Partien des deutschen Teams sicherte Fäths beherzter Auftritt den Sieg und damit die weiteren Chancen auf das Erreichen des Halbfinals. Er kann mehr! “Ich brauche keinen wirklichen Ansport durch solche Worte”, sagt Fäth, als er am Samstag in der Lobby des Mannschaftshotels steht, nur wenige Stunden nach dem Sieg und einem an Cevapcici und Pommes reichen Mannschaftsabend. “Ich weiß selbst, dass ich mehr kann.”

Er kann vor allem eines: den Ball aus der Distanz richtig hart im gegnerischen Tor versenken. Er ist kein Muskelpaket wie Rückraumkollege Julius Kühn. Der 1,97-Metern-Mann Fäth zeichnet sich eher durch technische Finesse und eine gute Übersicht aus. Ein Beispiel: der spektakuläre Freiwurf im Bundesligaspiel gegen den SC DHfK Leipzig. Ein wahrer Kunstwurf, mit dem Fäth Anfang Oktober in letzter Sekunde den Berliner Sieg sicherte und sich über die Auszeichnung “Tor des Monats” freuen konnte.

Doch das alles zählt derzeit nicht. Am Sonntag geht es gegen Dänemark. Bisher taten sich die Deutschen in ihrer steten Favoritenrolle schwer. Gegen den Olympiasieger von 2016 gehen sie nun erstmals als Außenseiter aufs Feld. Sind die Dänen doch ein Team gespickt mit wahren Handballstars. Mit Mikkel Hansen von Paris St. Germain. Der Mann mit der langen Mähne und dem Stirnband ist mit 21 Treffern bisher bester Torschütze der Dänen. Viele andere sind Bundesligastars: die beiden Brüder Henrik (SG Flensburg-Handewitt) und Rene Toft Hansen (THW Kiel), die die Abwehrzentrale bilden. Der Flensburger Rasmus Lauge, den Prokop “als Schlüsselspieler” bezeichnet. Und Lasse Svan. Der Flensburger ist einer der stärksten Außenspieler des Turniers. Trainer ist Nikolaj Jacobsen. Mit den Rhein-Neckar Löwen ist der 46-Jährige in der Bundesliga derzeit auf dem Weg zur dritten Meisterschaft in Folge. Prokop: “Er ist einer der kreativsten Trainer des Turniers.”

Kreativ präsentierte sich am Samstag auch Prokop selbst. Er nominierte Rune Dahmke nach. Der Profi des THW Kiel ersetzt Maximilian Janke (SC DHfK Leipzig). Damke soll Uwe Gensheimer auf der Linksaußenposition entlasten. Denn vor allem das Angriffsspiel ist eine Baustelle: 14 einfache Ballverluste und technische Fehler sowie 19 Fehlwürfe standen gegen Tschechien in der Statistik, Schnellangriffe gelangen kaum. Dahmke ist nach Abwehrchef Finn Lemke bereits der zweite Nachrücker im deutschen Team. Prokop hatte zunächst auf beide Routiniers verzichtet - um sie dann doch noch nach Kroatien zu holen.

Erfahrung und spielerische Klasse wird nun gegen Dänemark auch nötig sein. Denn auch Steffen Fäth weiß: “Da erwartet uns richtig schwere Arbeit.”