Harz. Bei der 20. Brocken Challenge ist Sebastian Jägerfeld aus Hörden flink unterwegs. Auch ein Irrweg kann ihn auf der Strecke von Göttingen in den Harz nicht stoppen.

Was für eine Leistung! Sebastian Jägerfeld aus Hörden ist der neue Inhaber des Streckenrekords bei der Brocken Challenge. Der Spendenlauf wurde Mitte Februar zum bereits 20. Mal ausgetragen und gilt als einer der anspruchsvollsten Ultra-Marathons überhaupt. Von Göttingen aus führt die Strecke über rund 80 Kilometer hinauf auf den höchsten Berg Norddeutschlands, etwa 1.900 Höhenmeter sind im Aufstieg zu überwinden.

Einer der schlimmsten Abschnitte war etwa nach 65 Kilometern, als es nach Königskrug ging. Es ging stetig leicht bergan und der Wind kam frontal von vorne.
Sebastian Jägerfeld - Sieger bei der 20. Brocken Challenge

Aufgrund der diesjährigen Wetterprognose und schneefreien Strecke hatte sich Jägerfeld schon vor dem Start vorgenommen, an den Streckenrekord von Florian Reichert aus dem Jahre 2015 heranzulaufen. Dieser stand bei 6:33 Stunden, am Ende sollte der Hördener sogar noch deutlich schneller sein.

Vom Start weg um Punkt 6 Uhr am Morgen sortierte sich Jägerfeld in einer kleinen Gruppe von drei bis vier weiteren Läufern in einer Führungsgruppe ein. Doch schon bald ereilte die Führenden ein kleines Missgeschick. Nach etwa vier Kilometern legten sie einen kleinen Irrweg ein, der bis dato kleine herausgelaufene Vorsprung war wieder dahin.

Sebastian Jägerfeld setzt sich bei der Brocken Challenge entscheidend ab

Nachdem sich das vordere Feld dann wieder sortiert hatte, lief Jägerfeld die folgenden Kilometer einsam mit nur einem weiteren Läufer, Daniel Greiner aus Sömmerda, weiter. Den Verpflegungspunkt in Barbis, der nach 42,5 Kilometern grob die Hälfte der Strecke markiert, passierten die beiden nach etwa drei Stunden.

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Ab diesem Punkt geht es zu 99 Prozent nur noch bergauf bis ins Ziel auf den Brocken. Obwohl Jägerfeld sich eigentlich als den schlechteren Bergaufläufer wähnte, übernahm er nach rund 46 Kilometern die alleinige Führung. Von hier an wurde es ein einsames Rennen für den Hördener, der seinen Vorsprung kontinuierlich ausbaute und die restlichen Kilometer alleine ins Ziel lief.

Trotz guter Beine und guter Streckenbedingungen hatte er gehörig zu kämpfen. „Einer der schlimmsten Abschnitte war etwa nach 65 Kilometern, als es nach Königskrug ging“, erinnert er sich. „Es ging stetig leicht bergan und der Wind kam frontal von vorne.“ Doch Jägerfeld biss sich durch, motiviert mit der Aussicht auf den Rekord. Schlussendlich kam er nach 6:18 Stunden auf dem Gipfel und damit im Ziel an, damit unterbot er den bisherigen Streckenrekord um satte 15 Minuten. In Empfang genommen wurde er unter anderem von seiner Partnerin Nadine Grüneberg, die ihn unterwegs unterstützte. „Meine Edel-Supporterin“, freute er sich.

Titelverteidiger Oliver Helmboldt bereiten Rückenschmerzen Probleme

Drei Starter aus dem Altkreis Osterode bei der 20. Brocken Challenge (v.l.): Oliver Helmboldt, Sebastian Jägerfeld und Steffen Thormeier.
Drei Starter aus dem Altkreis Osterode bei der 20. Brocken Challenge (v.l.): Oliver Helmboldt, Sebastian Jägerfeld und Steffen Thormeier. © privat | Privat

Nicht ganz so gut lief es für den Bad Lauterberger Oliver Helmboldt, der den Lauf in den Jahren 2023 und 2022 gewonnen hatte. Nach 30 guten Kilometern machte ihm sein Körper ein Strich durch die Rechnung. „Ich habe Rückenschmerzen bekommen, dazu kribbelnde, sich seltsam anfühlende Beine. Ich hab die kaum noch hoch und nach vorne gebracht“, berichtet er. Aufgeben und in Barbis aussteigen stellte für ihn aber keine Option dar. „Die Hälfte war schließlich schon geschafft und oben gab es Essen“, erzählt Helmboldt mit einem Grinsen.

Ab dem Steinaer Tal lief er dann zusammen mit Pia von Keutz (LT Schweich), der schnellsten Frau. Auch dank seiner Unterstützung schaffte sie es als erste Frau, die Strecke unter acht Stunden zu absolvieren. Punktgenau in 7:59 Stunden erreichte das Duo den Gipfel, für Helmboldt reichte es in der Männerwertung sogar noch zu Platz zehn. Einen konstanten Lauf legte mit Steffen Thormeier aus Osterode ein weiterer Altkreis-Läufer hin. Unterwegs für das Harzer Ultra Running Team erreichte er nach 8:57 Stunden als 26. Mann das Ziel auf dem Brocken.

Auf dem Brocken wartet Partnerin und
Auf dem Brocken wartet Partnerin und "Edel-Supporterin" Nadine Grüneberg auf den Gewinner Sebastian Jägerfeld. © privat | Privat

Das ist die Brocken Challenge

Die Idee, den Brocken im Winter von Göttingen aus laufend an einem Tag zu erreichen, entstand im Jahr 2001, als Markus Ohlef und sein Begleiter auf dem Fahrrad, Thomas Sivander, sich im Februar auf den Weg machten und den Gipfel des höchsten Berges Norddeutschlands (1.142 m) nach 10,5 Stunden und 81 Kilometern erschöpft, aber glücklich erreichten. Die Idee für das Laufevent war geboren, im Februar 2004 fand die erste offizielle Auflage statt.

Die Teilnahme sollte dabei nicht nur eine Verwirklichung im sportlichen Sinne sein, sondern gleichzeitig einem guten Zweck dienen. Sämtliche Start- und Spendengelder flossen damals und fließen auch heute noch in voller Höhe in wohltätige Projekte. In den darauf folgenden Jahren hat sich dieser Spenden- und Erlebnislauf zu einem ausgewachsenen Ultramarathon entwickelt, der sich Dank des Engagements vieler ehrenamtlich tätiger Menschen und der Mitglieder des ASFM (Ausdauersport für Menschlichkeit e.V.) immer größerer Beliebtheit in der internationalen Laufszene erfreut.

Die Veranstaltung lebt vom Spirit, mit sportlicher Betätigung anderen Menschen helfen zu können und der dadurch entstehenden Freude der Teilnehmenden und Mitwirkenden. Die Startplätze sind begrenzt und mittlerweile heiß begehrt, über ein Bewerbungsverfahren wird für eine gerechte Verteilung gesorgt. Bei den bislang 20 Auflagen wurden schon mehr als 410.000 Euro an Spendengeldern überreicht, allein bei der diesjährigen Auflage wurden etwa 41.000 Euro gesammelt.

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