Göttingen. Im Viertelfinale der BBL-Playoffs treffen die Veilchen auf den FC Bayern München und wollen den Mitfavoriten kräftig ärgern. Los geht es am Dienstag.

Das Warten hat endlich ein Ende: Die BG Göttingen startet nach zwölf Jahren Pause wieder in eine Viertelfinalserie in den BBL-Playoffs. Gegner ist ein Meisterschafts-Mitfavorit, der FC Bayern München. Der deutsche Pokalsieger und EuroLeague-Teilnehmer genießt als Tabellendritter das Heimrecht, so dass die Mannschaft von BG-Headcoach Roel Moors mit zwei Auswärtsspielen in Süddeutschland in die Post-Season startet. Das erste Duell wird am Dienstag ab 20.30 Uhr im Münchener Audi Dome ausgetragen. Die zweite Partie der Best-of-five-Serie wird am Donnerstag um 18 Uhr ebenfalls im Audi Dome angeworfen.

„Auf diesen Moment haben wir 34 Spiele lang hingearbeitet. Es wird eine riesengroße Herausforderung für uns, die wir aber unbedingt wollten“, sagt BG-Assistenztrainer Olivier Foucart. „Wir nehmen sie mit Energie und Selbstvertrauen an. Jetzt startet eine neue Saison.“ Die Anreise der Göttinger, vor allem die Planung, verlief hektisch. Eigentlich wollten die Göttinger mit dem Zug nach München anreisen, mussten dann aufgrund des angekündigten Bahn-Streiks aber umplanen und wollten den Teambus nehmen. Nachdem der Streik abgesagt wurde, nahmen der BG-Tross letztlich doch den Zug.

Dreimal standen die Veilchen in ihrer Clubgeschichte zuvor schon in den Playoffs. In der Saison 2008/09 war Brose Bamberg im Viertelfinale-Gegner der Göttinger, die sich in der Serie 1:3 geschlagen geben mussten. Ein Jahr später eroberte die BG sogar das Heimrecht. In einer spannenden Serie unterlagen die Göttinger im entscheidenden fünften Viertelfinalspiel den Eisbären Bremerhaven mit 78:79 – eine Niederlage, die noch heute bei einigen Fans für Schmerzen sorgt. In der Saison 2010/11 hieß der Gegner im Playoff-Viertelfinale Frankfurt Skyliners, die den Südniedersachsen allerdings keine Chance ließen (0:3).

Veilchen sind klarer Außenseiter

Die BG-Fans träumen also weiterhin davon, einmal über das Playoff-Viertelfinale hinauszukommen. Aufgrund der hohen qualitativen Unterschiede gehen die Göttinger als klarer Außenseiter in die Playoff-Serie. „Wir müssen mit dem richtigen Mindset in diese Spiele gehen. Das sagen wir zwar schon die ganze Saison, aber das trifft es am besten“, sagt BG-Forward Till Pape. „Wir dürfen keine Angst haben. Wie der Coach schon sagte: Wir reisen nicht als Touristen nach München.“

Das Team um BG-Kapitän Harper Kamp hat bewiesen, dass es in der Lage ist, den FC Bayern durchaus zu ärgern. Nicht ganz zwei Wochen ist es her, dass die Veilchen ihr Heimspiel gegen die Münchener vor einer frenetischen Kulisse in der Sparkassen-Arena mit 83:75 gewannen. FC-Bayern-Headcoach Andrea Trinchieri bot dabei zwar nicht seine stärkste Formation auf, doch die vier deutschen Nationalspieler Nick Weiler-Babb, Isaac Bonga, Niels Giffey und Andreas Obst sowie D.J. Seeley, Ognjen Jaramaz, Freddie Gillespie und Zylan Cheatham bilden eine mehr als wettbewerbsfähige Aufstellung.

Den Göttingern kam bei dem Sieg ihre gute Dreier- und Freiwurftrefferquote (38 beziehungsweise 92 Prozent) zugute, sowie ihr Kampfgeist und die lautstarke Unterstützung des Publikums. „In diesem Spiel waren wir bereit, hatten einen Energie-Schub durch die Playoff-Qualifikation und die Fans, die uns gepusht haben“, erklärt Foucart.

Wichtige Ausfälle bei den Bayern

Die Münchener haben die BBL-Hauptrunde mit drei Niederlagen in Folge abgeschlossen, standen da allerdings auch schon als sicherer Tabellendritter fest. Vor dem Start der Playoffs gab der BG-Gegner bekannt, dass neben Augustine Rubit, der sich im Top Four um den MagentaSport BBL-Pokal eine Achillessehnen-Verletzung zugezogen hatte, auch Vladimir Lucic (Handverletzung) und Othello Hunter (Rückenverletzung) in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen werden.

Weiler-Babb und Gillespie hatten sich beim Spiel in Göttingen Blessuren zugezogen, werden aber nach Angaben von Trinchieri für die Playoff-Spiele zur Verfügung stehen. Zurück auf dem Parkett ist der langjährige Nationalspieler Elias Harris, der aufgrund einer Zehenverletzung lange pausieren musste. „Wir werden nicht auf das Münchener Team der vergangenen zwei, drei Spiele treffen. Sie werden sehr gut gecoacht, haben eine sehr hohe Qualität und so viel mehr Erfahrung als wir in solchen Situationen“, so Foucart.

Im ausgeglichen Münchener Kader ist Cassius Winston mit durchschnittlich 14,0 Punkten pro Spiel der beste Werfer, gefolgt von Obst (10,5). Die meisten Rebounds holt Gillespie (6,8) vor Bonga (5,5). Bei den Assists liegen Winston (3,1) und Weiler-Babb (2,4) vorn. Hinter den Telekom Baskets Bonn lässt das Trinchieri-Team die zweitwenigsten Punkte pro Spiel zu (75,3) – in den vergangenen drei Spielen waren es aber jeweils über 80 Zähler.

„München hat 13 Spieler, die individuell sehr stark sind und Erfahrung auf dem höchsten Niveau haben. Winston kann ein Spiel allein entscheiden, Obst ist einer der besten Werfer in Europa, Gillespie und Cheatham sind sehr athletisch. Aber auch jeder der anderen Spieler kann jederzeit übernehmen und einen Unterschied machen“, sagt Foucart. Auf dem Papier haben die Göttinger kaum eine Chance – doch die wollen sie nutzen.

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