Barsinghausen. Günter Distelrath wird im Amt des NFV-Präsidenten bestätigt. Zum ersten Mal findet ein Ordentlicher Verbandstag im virtuellen Raum statt.

Günter Distelrath bleibt für weitere drei Jahre Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV). Die Delegierten erteilten dem 71-jährigen Salzgitteraner beim 46. Ordentlichen Verbandstag des NFV einen klaren Vertrauensbeweis. Distelrath steht seit 2017 auf der Kommandobrücke des 1946 gegründeten Verbandes und ist in der Verbandsgeschichte erst der fünfte Präsident.

„Wir leben in außergewöhnlichen Zeiten und deshalb erleben wir heute einen fürwahr historischen Tag. Denn erstmals in der Geschichte des Verbandes findet ein Ordentlicher Verbandstag nicht als Präsenzveranstaltung, sondern als Online-Mitgliederversammlung statt“, begrüßte Distelrath die Delegierten virtuell. Die am Verbandstag in Barsinghausen dennoch vor Ort involvierten Personen, etwa die Mitglieder des NFV-Präsidiums und die Techniker der DFB-GmbH, die für die virtuelle Umsetzung verantwortlich zeichneten, waren vom ASB-Team Barsinghausen vor der Veranstaltung auf Corona getestet worden, um eine maximale Sicherheit zu gewährleisten.

Forderndes, aber schönes Amt

Bei der Bilanzierung seiner bisherigen Amtszeit betonte Distelrath, dass „das Amt des NFV-Präsidenten zwar ein forderndes, aber dennoch sehr schönes Amt ist. Es macht einfach Spaß, mit allen gemeinsam an der Gestaltung und Weiterentwicklung des Fußballs mitzuwirken.“

Zur Situation des seit November 2020 wieder bestehenden Lockdowns sagte der NFV-Präsident: „Viele kleine Vereine wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll. Diese Sorgen sind auch die Sorgen aller, die für den Fußball im NFV Verantwortung tragen. Deshalb möchte ich Ihnen, liebe Vereinsvertreter, von dieser Stelle aus zurufen: Wir stehen an Ihrer Seite und kümmern uns, wo wir können!“

Deutliche Kritik übte Distelrath an dem vom Landessportbund Niedersachsen ins Auge gefassten Zeitplan zur Rückkehr in den Sportbetrieb. Vorausgegangen war die Veröffentlichung des Corona-Stufenplans 2.0 der Landesregierung Niedersachsen: „Zu diesem Zeitplan des LSB, der für uns weder plausibel noch akzeptabel ist, sagen wir in aller Deutlichkeit nur ein Wort. Und dieses heißt: Nein! Wir sagen Nein, dass erst ab dem 23. Juli im Mannschaftssport die Rückkehr zum gewohnten Sportbetrieb möglich sein soll.“

Fußball ist eine wichtige Kraft

„Ich möchte an dieser Stelle nachdrücklich daran erinnern, dass der Fußball eine ungemein wichtige Kraft ist, um unsere Gesellschaft zusammen zu halten. Eine Kraft, die unser Land mehr denn je braucht. Deshalb fordern wir einen weitaus früheren Wiederbeginn, sofern es der Inzidenzwert zulässt. Konkret bedeutet dies einen Wiederbeginn von Trainingsmöglichkeiten in festen Gruppen ab März und einen Beginn von Wettkampfsport in Gruppenstärke von bis zu 50 Personen ab April“, so der Präsident. Distelrath wünscht sich einen verantwortungsvollen Übergang vom Lockdown in den Normalzustand, der berücksichtigt, „dass beim Fußballspielen im Freien eine Übertragung des Corona-Virus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen ist.

Trotz der unruhigen Zeiten sei es der Zusammenhalt in der niedersächsischen Fußballfamilie, der Distelrath optimistisch vorausschauen lässt: „Wenn ich sehe, mit welcher Kreativität, mit welchem Einsatz und mit welcher Entschlossenheit in den Vereinen, Kreisen und Bezirken des NFV gearbeitet wird, dann habe ich keinen Zweifel daran, dass wir trotz aller Herausforderungen für die Zukunft gut aufgestellt sind.“

Stärkung des Ehrenamts

Die nachhaltige und dauerhafte Stärkung und Förderung des Ehrenamtes werden auch weiterhin zu den zentralen Anliegen seiner Präsidentschaft gehören. Die herausragende Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements für den Fußball, aber auch für die Gesellschaft würdigten auch die Gastredner in ihren Video-Grußbotschaften. Dabei beklagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil die derzeit aufgrund von Corona fehlenden Freizeitangebote für Sportler, fehlende soziale Kontakte sowie fehlende Kinder- und Jugendarbeit, die auch ein Teil von Erziehung sei.

Boris Pistorius, Niedersächsischer Minister für Inneres und Sport, würdigte den NFV: „Ohne Sie und Ihre unverzichtbare Arbeit wäre eine derartig vielfältige und starke Sportlandschaft, wie wir sie in Niedersachsen haben, völlig undenkbar. Sie sind seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner der Vereine, aber auch vertrauensvoller Ansprechpartner für die Politik.“

DFB-Präsident Fritz Keller dankte allen, die sich in einem nicht einfachen Jahr zur Verfügung gestellt hatten, um einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, und sprach insbesondere Distelrath einen sehr persönlichen Dank aus.

Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Umbach, Präsident des LSB Niedersachsen, lobte „die sehr gute Zusammenarbeit“ von LSB und NFV: „Sie ist ein wichtiger Baustein zur Zukunftssicherung unserer Vereine.“ Als Beispiele gemeinschaftlicher Aktionen führte er unter anderem Projekte im Schulsport, eine gemeinsame Integrationsarbeit und Gemeinschaftsvorhaben gegen Diskriminierung und Gewalt auf.

Sportpolitische Entscheidungen

Im Mittelpunkt der sportpolitischen Entscheidungen des Verbandstages standen die Wahlen der Führungsspitze des Verbandes. Distelrath bekleidet weiterhin das Amt des Präsidenten und der Auetaler Hans-Heinrich Hahne ist auch künftig Vizepräsident Finanzen. Zudem mussten die Delegierten über einige Änderungen der Satzung und Ordnungen des NFV abstimmen.

Keine Zustimmung fand ein Antrag von Germania Bleckenstedt, die eine Änderung der Spielordnung beantragt hatte. Der Verein aus dem NFV-Kreis Nordharz hatte aufgrund des demografischen Wandels dafür plädiert, dass es für den Aufstieg in die Landesliga der Männer künftig nicht mehr erforderlich sein muss, dass ein Verein mit einer weiteren Herrenmannschaft in einer unteren Leistungsklasse und einer Juniorenmannschaft in einer Altersklasse von den A- bis C-Junioren (11er-Mannschaft) im gesamten abgelaufenen und neuen Spieljahr am Pflichtspielbetrieb teilgenommen hat und teilnehmen wird.

Einen breiten Raum nahmen auch die Ehrungen verdienter Funktionäre, Sportler und Förderer des Fußballs ein. So wurden Eugen Gehlenborg (Garrel), Hans-Günther Kuers (Edlingen) und Egon Trepke (Gifhorn) zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Das NFV-Präsidium

Präsident: Günter Distelrath (Salzgitter)

Vizepräsident Finanzen: Hans-Heinrich Hahne (Auetal)

Vizepräsidenten: Stefan Voth (Braunschweig), August-Wilhelm Winsmann (Heinsen), Christian Röhling (Boizenburg), Dieter Ohls (Schortens)

Mitglieder: Heinz Walter Lampe (Essen/Oldenburg), Jürgen Stebani (Melbeck), Karen Rotter (Springe), Bernd Domurat (Osnabrück), Dieter Neubauer (Wolfsburg), Frank Schmidt (Osnabrück)

Sprecher des Direktoriums: Steffen Heyerhorst (bis 30. Juni 2022), Jan Baßler (1. Juli 2022 bis zum Verbandstag 2023)