Braunschweig. Spielabbrüche, Attacken auf Schiedsrichter, Gewalt: Die Sitten bei Amateurspielen werden rauer. Die Innenminister beraten über Maßnahmen.

Die Nachrichten häuften sich in jüngerer Vergangenheit. Spielabbrüche, Attacken auf Schiedsrichter, Gewalt unter Spielern und Zuschauern. Auf Deutschlands Fußball-Plätzen ist Fairplay inzwischen eher die Ausnahme als die Regel. Diesen Eindruck vermitteln zumindest solche Meldungen. Seit gestern befassen sich auch die Innenminister des Bundes und der Länder in Lübeck bei der Innenministerkonferenz mit der Zunahme der Gewalt bei Amateurspielen.

Welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden sollen, ist noch offen, aber Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hält es für wichtig, „dass immer, wenn etwas strafrechtlich Relevantes auf den Sportplätzen passiert, es auch zur Anzeige gebracht wird.“ In der Saison 2018/19 hätte es allein im Bereich des Niedersächsischen Fußball-Verbandes (NFV) bei 425 Spielen Gewaltdelikte gegeben.

Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Knut Kircher sieht Handlungsbedarf, um die aufkommende Gewalt gegen Fußball-Referees vor allem in Amateurspielen zurückzudrängen. „Das ist nicht nur ein Fußball-, sondern ein gesellschaftliches Thema“, meint er.

Einen besorgniserregenden Fall gab es im vergangenen Jahr auch in unserer Region. Bei einem Spiel der Kreisliga Peine zwischen dem SSV Plockhorst und dem TSV Essinghausen kam es zu einer Schlägerei zwischen den Mannschaften, zwei Spieler mussten anschließend ins Krankenhaus, einer davon mit einem Nasenbeinbruch. Auslöser des Streits soll eine rassistische Beleidigung gewesen sein.

„Gott sei Dank sind wir von solchen Vorfällen bisher verschont geblieben“, sagt Thomas Klöppelt, der Vorsitzende des NFV-Kreises Braunschweig. Allerdings hat auch er eine Veränderung des Klimas auf den Fußball-Plätzen festgestellt. „Die Atmosphäre bei den Spielen wird immer rauer, die Gesten und Beleidigungen immer aggressiver“, sagt Klöppelt. Das würden ihm die Schiedsrichter bestätigen. Vor allem der Respekt gegenüber den Unparteiischen hätte in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen. Auch Klöppelt sieht darin ein gesamtgesellschaftliches Problem. „Das ist ja nicht nur ein Thema beim Fußball“, sagt er.

Trotzdem wollen sie beim NFV-Kreis Braunschweig auf die Entwicklung reagieren. Deshalb wird es im nächsten Jahr in Zusammenarbeit mit dem Landessportbund eine Präventivschulung mit dem Titel „Zivilcourage auf und neben dem Platz“ geben. Die Schulung richtet sich vor allem an die Trainer. „Sie sind für uns der Zugang zu den Spielern“, so Klöppelt.