Braunschweig. So einen Auftritt wie am Samstag gegen Hamburg darf sich Eintracht Braunschweig nicht mehr erlauben. Die Hoffnung ist aber weiterhin da.

Bereits in der Trainingswoche vor dem Zweitliga-Spiel gegen den Hamburger SV hatte Daniel Scherning Schwingungen wahrgenommen, die ihm ganz und gar nicht gefielen. „Ich musste da schon zwei-, dreimal den Finger in die Wunde legen“, sagte der Trainer Eintracht Braunschweigs. Ein Schritt weniger hier, ein kleines Zurückstecken im Zweikampf da, etwas zu viel Gelassenheit dort. „Vielleicht“, so Scherning, „hatte es sich an der einen oder anderen Stelle schon angedeutet.“

Es, das steht in dem Fall für die 0:4-Niederlage gegen den Hamburger SV. Aber es steht nicht nur für das nackte Ergebnis, sondern auch für die Art und Weise, in der sich die Eintracht ihrem Schicksal ergab. „All das, was uns in den vergangenen Wochen ausgezeichnet hatte, war nicht auf dem Platz“, wetterte Scherning. Zurecht. Es war ein untypischer Auftritt seines Teams, das viele Lücken ließ, einige direkte Zweikämpfe verlor und von einem guten HSV vier Ohrfeigen kassierte. Der Trainer hatte offenbar seinen Finger nicht fest genug in die Wunde gedrückt.

HSV-Trainer Steffen Baumgart.
HSV-Trainer Steffen Baumgart. © regios24 | Sebastian Priebe

Es hätte für die Braunschweiger sogar noch mehr Gegentreffer hageln können als die vier von Robert Glatzel (10., 22. Minute), Bakery Jatta (69.) und Ludovit Reis (84.). Die Hamburger waren kreativ, spielfreudig, ballsicher und hätten mit mehr Konsequenz sogar sieben Tore erzielen können. Eintracht hingegen kam einzig durch Fernschüsse von Thorir Helgason und Hampus Finndell zu gefährlichen Abschlüssen. Mehr war nicht.

Daniel Scherning benennt die Fehler der Eintracht klar

So dürfte die Analyse Schernings am Sonntag schonungslos ausgefallen sein. Positiv war und ist, dass der Trainer die Fehler benennt. Beispiel: „Das 0:1 war eine Kopie der Videoanalyse, die wir gemacht haben. Eine Flanke aus dem Halbfeld, ballfernes Einlaufen, wo wir keinen Druck drauf bekommen, weder auf die Flanke noch auf die Außenpositionen. Hamburg ist dann gut genug, um so einen Ball auch mal durchzustecken. Wir heben dann noch das Abseits auf durch Anton Donkor.“ Und schon stand es 0:1.

Weiter: „Auch beim 0:2 war das Feld viel zu groß, auch da kein Druck auf die Flanke.“ Hier nannte Scherning keinen Namen, dennoch dürfte sich erneut Donkor angesprochen fühlen, der insgesamt einen fahrigen Eindruck hinterließ. In der Vorwoche in Osnabrück noch stark, nun gegen Hamburg überfordert. Der linke Schienenspieler, der ablösefrei zu Schalke 04 wechseln soll, musste bereits in der Pause vom Feld.

Eintracht Braunschweig hat den Klassenerhalt weiter in der Hand

Wohltuend, dass Scherning in der Analyse weiter Klartext sprach. „In Hälfte 1 hat es zwischendrin gewirkt, als spielte eine U19 gegen eine Profimannschaft. Ich habe kein Problem mit Niederlagen, aber ein Problem mit der Art und Weise. Und die war nicht in Ordnung.“ Kapitän Jannis Nikolaou quatschte ebenfalls nicht um den heißen Brei herum. „So ein Auftritt in der Art und Weise darf uns nicht passieren.“ Schöngeredet wurde diese 0:4-Klatsche am Samstag jedenfalls nicht.

Wichtig nur, dass aus den klaren Worten auch handfeste Konsequenzen folgen. Drei Spiele stehen noch aus, aber so einen Auftritt wie am Samstag gegen Hamburg darf sich Braunschweig kein weiteres Mal erlauben. Nicht in Fürth, nicht gegen Wiesbaden, nicht in Kaiserslautern. Was den Blau-Gelben Hoffnung macht: „Wir sind gefestigt als Team und wissen, woher wir kommen. Wir sind die ganze Zeit der Jäger. Unser Ziel ist noch nicht erreicht, wir brauchen noch Punkte, aber haben alles in der eigenen Hand“, sagte Nikolaou.

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Dass parallel am Samstag noch Kaiserslautern in Kiel gewann, rundete das Bild eines gebrauchten Spieltags für die Braunschweiger ab. „Zuletzt hatten wir auch mal Spieltage, an denen viel für uns gelaufen ist“, sagte Nikolaou. Diesmal nicht. „Dass die anderen unten auch mal punkten würden, war klar. Aber das darf uns nicht beeinflussen. Wir haben es in der Hand, stehen über dem Strich. Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, dann können die anderen punkten wie sie wollen.“

Scherning wird in der Trainingswoche wieder ganz genau hinschauen, ob es wieder kleine Anzeichen von Nachlässigkeiten gibt. Warum das vor dem HSV-Spiel schon so war? Scherning rätselt: „Wir wurden von vielen schon sehr, sehr hochgejubelt in letzter Zeit.“ Das ist nach den vier Ohrfeigen des HSV nun sicher nicht der Fall.

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