Braunschweig. Raketen im Familienblock – solche Vorfälle schrecken Eltern ab. Doch die Eintracht ist überzeugt: Ihr Stadion ist ein familienfreundlicher Ort.

Wir erinnern uns: Beim letzten Niedersachsen-Derby in der Löwenstadt zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 wurde es hitzig. Und das nicht nur wegen der emotionalen Zuschauer, die bis in die Nachspielzeit auf den Sieg hinfieberten, sondern auch wegen des Feuerwerks auf der Tribüne, welches das Stadion in gelben, blauen und roten Nebel hüllte. Fragt man manche Fans, so gehört Pyrotechnik – gerade bei einem Derby – genauso ins Stadion wie der Ball aufs Spielfeld.

Allerdings beschränkte sich das Spektakel nicht auf Süd- und Nordkurve. Manche Raketen aus den Blöcken der Gästefans landeten offenbar gezielt in der Nordkurve und der Gegengerade. Und wenn auch für Kinder Verletzungsgefahr besteht oder sie wegen giftiger Schwaden aus dem Stadion gebracht werden müssen, geht das für die meisten Anhänger doch zu weit. Und da stellt sich die Frage: Können Eltern überhaupt sorgenfrei mit ihren Kleinen zum Spiel gehen? Wenn es nach der Eintracht geht, lautet die Antwort aber ganz klar: Ja! So bekommen Zuschauer bis 15 Jahren nicht nur Ermäßigungen beim Eintritt, sondern es gibt auch Schoßkarten für Kinder unter 6 Jahren, die damit kostenfrei reinkommen.

Die Tribüne in roten und gelben Nebelschwaden: Fans brennen im Eintracht-Stadion Pyrotechnik und Bengalos ab.
Die Tribüne in roten und gelben Nebelschwaden: Fans brennen im Eintracht-Stadion Pyrotechnik und Bengalos ab. © regios24 | Darius Simka/regios24

Eintracht Braunschweig: „Unser Stadion ist ein kinderfreundlicher Ort“

Nun sind die Derbys gegen Hannover 96 aber verbunden mit einem Großaufgebot an Polizei und immer wieder auch Gewalt-Eskalationen. Ob Kinder ausgerechnet bei so einem Hochrisikospiel gut im Stadion aufgehoben sind? „Zum Derby wird es grundsätzlich einen höheren Einsatz von Ordnern geben“, stellt Luca Podlech, Pressesprecher der Eintracht, klar. Aus den Vorfällen vom letzten Mal haben sie auch gelernt und Vorkehrungen getroffen: „Wir haben notwendige bauliche Maßnahmen getroffen, welche den Beschuss von oder den Bewurf mit pyrotechnischen Gegenständen in andere Blöcke verhindern sollen.“ Sprich, es werden Netze gespannt, wie schon beim Spiel gegen Rostock. Die Eintracht-Eltern scheinen darin Vertrauen zu haben: Zum Derby ist das verfügbare Kontingent für den Kids-Club restlos vergriffen, teilt Podlech mit.

An Spieltagen öffnet in den Katakomben unter Block 14 nämlich das Kinderland der Eintracht und bietet Betreuung für die Kleinen im Alter von zwei bis sechs Jahren. Das ist zudem auch die Anlaufstelle zum Wickeln oder Stillen. „Wir sind überzeugt davon, dass unser Stadion ein kinderfreundlicher Ort ist, insbesondere im Bereich der zwei Familienblöcke“, sagt die Eintracht. Und das zeigt sich in den Zahlen des Klubs: Eine knapp vierstellige Anzahl an Kindern sei an Heimspieltagen im Schnitt zu Besuch im Stadion. „Darüber hinaus erhält unsere Löwenbande Freikarten zu jedem Heimspiel, Gäste von gebuchten Kindergeburtstagen schauen in diesem Bereich des Stadions die Spiele zusammen.“ Seit Saisonbeginn gebe es dort zudem eine kostenlose Spielmeile hinter den Blöcken, mit verschiedenen Attraktionen wie Kinderschminken, Fußball-Dart oder einer Hüpfburg.

Polizei Braunschweig ist für Kinder im Stadion, aber nicht in den Kurven

Auch der neue Vizepräsident der Braunschweiger Polizeidirektion, Uwe Lange, sagt ganz klar „Ja“ zu Kindern im Stadion, auch beim Derby. Er habe großes Vertrauen in die Arbeit der Polizei. Bloß die Kurven würde er meiden. Aber ist es nicht schade, sich diese Frage überhaupt stellen zu müssen? „Ja, natürlich. Aber wir als Polizei können das Problem nicht lösen“, sagt Lange. Die Verantwortung liege dabei nicht bei der Polizei, sondern die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Deutsche Fußball Bund (DFB) müssten härter durchgreifen. Langes Vorschlag: Konsequentere Stadionverbote.

Einsatzkräfte der Polizei begleiten einen Fan-Marsch von Fans von Hannover 96 zum Stadion. Die Polizei begleitet das als Hochrisikospiel eingestufte Derby mit einem Großaufgebot.
Einsatzkräfte der Polizei begleiten einen Fan-Marsch von Fans von Hannover 96 zum Stadion. Die Polizei begleitet das als Hochrisikospiel eingestufte Derby mit einem Großaufgebot. © dpa | Moritz Frankenberg

„Zu radikal“ – die Stimmen im Netz zum Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96

In den sozialen Medien zeigen sich die Eltern aber weiterhin skeptisch. Auf dem Instagram-Kanal „Löweneltern“ unserer Zeitung ergab eine Umfrage, dass 89 Prozent nicht mit ihrem Kind zum Derby gehen würden. 59 Teilnehmer stimmten für „Viel zu gefährlich“. Gerade mal 7 Menschen hielten dagegen. „Mit einer gewissen Vorsicht für Kinder ab einem bestimmten Alter gar kein Problem“, schrieb Instagram-Nutzer Phil. „Erst, wenn sie älter als 12 Jahre sind“, meint eine Userin. Andere sind strikt dagegen: „Auf gar keinen Fall“, heißt es. Und: „Leider nein, die Fankultur ist mir leider zu radikal beim Fußball“.

Bedenken sind also weiterhin gegeben. Für erhöhte Sicherheitsvorkehrungen haben aber sowohl die Eintracht als auch die Polizei gesorgt. Letztendlich soll das Derby nicht nur für die Kinder sicher sein, sondern für alle.

„Löweneltern“ der Braunschweiger Zeitung

Mit Informationen zu aktuellen Eltern-Debatten, regionalen Entwicklungen im Kita- und Schulsystem und verschiedenen Services wie Veranstaltungstipps, richtet sich der Instagram-Account an Mütter und Väter der Region rund um Braunschweig mit Kindern vom Säuglings- bis zum Jugendalter. Zudem laden die Video-Interviews mit Expertinnen und Experten zum digitalen Austausch ein. Gäste waren bereits Hebamme Julia Budiman, Chiropraktor Guthrie Schroeder und Schlafberaterin Laura Postulat. Alle „Löweneltern“-Themen lesen Sie hier.

Zudem erklärt die Zeitschrift „Checky!“ Kindern zwischen 6 und 12 Jahren das Weltgeschehen. Altersgerecht aufbereitet werden darin aktuelle Nachrichten aus den Bereichen Politik, Wissenschaft, Stars, Sport und Gesellschaft behandelt. Alles zu „Checky!“ lesen Sie hier.

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