Braunschweig. Braunschweigs Co-Trainer Andreas Zimmermann spricht über die schwierige Situation zum Start, seine Arbeit und Coach Daniel Scherning.

Als Andreas Zimmermann im November seinen Job als Co-Trainer bei Eintracht Braunschweig antrat, sah es rund um den Klub düster aus. In der 2. Bundesliga stand das verunsicherte Team abgeschlagen in der Abstiegszone, die Stimmung im Umfeld war ziemlich mies, und kaum jemand glaubte ernsthaft daran, dass die Blau-Gelben noch einmal ernsthaft ins Rennen um den Klassenerhalt einsteigen.

Etwas weniger als vier Monate ist das her. Und das Bild, das die Eintracht von sich selbst zeichnet, hat sich komplett gewandelt. Zwölf Spieltage vor dem Saisonende stehen die Braunschweiger mit 23 Punkten auf einem Nichtabstiegsplatz. Zimmermann glaubte schon bei seinem Start, was viele nicht mehr für möglich gehalten hätten. „Weil ich die Truppe gesehen habe“, sagt er. Gemeinsam mit Cheftrainer Daniel Scherning beobachtete er die 0:2-Niederlage im Derby, das eigentlich keine gute Werbung war. Aber der jetzige Assistenzcoach hebt hervor: „Da war was. Erfahrung, Können, Wille. Das mussten wir nur rauskitzeln.“

Er hatte sich vor seiner Vertragsunterschrift viele Videoaufzeichnungen der Spiele angeschaut. Und trotz der sportlich prekären Lage brauchte niemand Überzeugungsarbeit bei ihm zu leisten. „Ich wusste sofort, dass ich zusage. Das machste, da haste richtig Bock drauf, habe ich mir gesagt“, verdeutlicht Zimmermann, der auch eine kleine Verbindung zu Braunschweig hat. Seine Mutter wurde hier geboren, ein Teil der Familie ist in der Löwenstadt zu Hause.

Eintrachts Cheftrainer Daniel Scherning.
Eintrachts Cheftrainer Daniel Scherning. © regios24 | Sebastian Priebe

Sein Berater Rene Deffke, der auch Scherning betreut, spielte für die Eintracht. „Mit dem Rene habe ich dreimal zusammengespielt. Aber auch er musste nur Eintracht sagen, da war es für mich sofort klar“, sagt Zimmermann und lacht. Er ist ein offener, lockerer und herzlicher Typ.

Eintracht Braunschweig - ein Verein hinter dem die ganze Stadt steht

In der kurzen Zeit in Braunschweig fühlt er sich schon sehr wohl. Ein wenig wusste er, was ihn erwartet. „Ich habe hier als Gegner gespielt. Die Erinnerungen sind sportlich nicht so gut für mich, aber was hängengeblieben ist, ist die Stimmung, das Herz. Das ist das, was ich immer möchte. Wenn du merkst, dass nicht nur die Fans hinter dem Verein stehen, sondern die ganze Stadt, ist das etwas ganz Besonderes.“

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    Der 54-Jährige hat in seiner Karriere schon einiges gesehen. Er trainierte die Regionalligisten Eintracht Trier, Rot Weiss Ahlen, Wuppertaler SV, die VSG Altglienicke, RW Oberhausen, und Carl Zeiss Jena, coachte die U19 des FC Ingolstadt und leitete den Ahlender Nachwuchs. Als Co-Trainer assistierte er Christian Hock ebenfalls bei den Westfalen. „Ich wollte alle Facetten des Trainerdaseins mitnehmen“, erklärt Zimmermann.

    Für ihn ist es aber keinesfalls ein Schritt zurück, nun wieder Co-Trainer zu sein. „Eher ein Schritt nach vorne“, sagt er. „2. Liga, das wollte ich unbedingt noch einmal machen.“ Mit Scherning ergab sich nun die Gelegenheit. Ihn kennt der ausgebildete Fußball-Lehrer schon lange. Er hospitierte in dessen Zeit als Co-Trainer von Steffen Baumgart beim SC Paderborn. Und gemeinsam standen sie auch als Profis eine Saison lang im Kader der Ostwestfalen. „Er war ja noch jung, war Stürmer, ich Verteidiger. Von daher hat man im Training auch oft gegeneinander gespielt“, erinnert sich Zimmermann an Scherning.

    Dass Daniel Scherning Cheftrainer wird, war Andreas Zimmermann klar

    Der Kontakt zwischen den beiden riss nie ab. Ihre Wohnorte liegen nicht weit auseinander. Zimmermann, der gebürtige Berliner, wohnt seit mehr als 20 Jahren in Nordrhein-Westfalen. Sie sahen sich bei Trainertagungen oder in den Stadien der Umgebung. „Daniel wird auf jeden Fall Cheftrainer, das wusste ich schon damals“, verdeutlicht sein heutiger Co-Trainer. Er schätzt an seinem Vorgesetzten die Klarheit, die Struktur und dessen mitreißende Art.

    Er selbst sieht sich ganz klar als Zuarbeiter, wie er sagt. „Die Ideen, die Daniel hat, versuche ich umzusetzen und mitzuentwickeln.“ Zu Zimmermanns Aufgaben gehören etwa die Standardsituationen und das Passspiel. In beiden Teildisziplinen ist ein klarer Aufwärtstrend bei den Braunschweigern zu erkennen. „Ich sage oft: Das Einfachste ist immer das Schwerste“, erläutert der Co-Trainer, der aber einzelne Entwicklungen in der Arbeit des gesamten Trainerteams begründet sieht: „Jeder hat zwar seinen Bereich, aber jeder sieht etwas, bringt sich mit ein. Das ist immer überlappend, im Trainerbüro kommt alles auf den Tisch. Und Daniel gibt die Richtung vor.“

    Kennen sich aus gemeinsamen Profi-Zeiten in Paderborn: Cheftrainer Daniel Scherning (Mitte) und Co-Trainer Andreas Zimmermann (rechts).
    Kennen sich aus gemeinsamen Profi-Zeiten in Paderborn: Cheftrainer Daniel Scherning (Mitte) und Co-Trainer Andreas Zimmermann (rechts). © regios24 | Darius Simka

    Bemerkenswert ist, dass sie in kurzer Zeit auch auf der Trainerbank eine Einheit entwickelt hat, die sich wehrt. Marc Pfitzner und Sportdirektor Benjamin Kessel sahen zuletzt sogar gelbe Karten. Auch die Coaches haben den Abstiegskampf angenommen, kämpfen für ihre Spieler an der Linie, sprechen mit den Schiedsrichtern. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. „Emotionen gehören dazu“, sagt Zimmermann, der aber hofft, dass die Karten künftig in der Brusttasche des Schiris bleiben. Was aber auch er spürt: „Du siehst, dass jeder das Beste will. Jeder will den Jungs helfen, sie unterstützen, alles reinwerfen, machen, tun.“

    Zusammenhalt auch in Eintracht Braunschweigs Trainerteam

    Auch in der Kabine fällt ihm dieser Zusammenhalt auf. „Auch wenn wir uns noch nicht so lange kennen, gehen wir alle in eine Richtung, haben alle das gleiche Ziel. Unter Fußballern ist immer etwas Besonderes. Das ist nicht vergleichbar mit einem normalen Job. Wenn du Fußballer warst, dann weißt du, was der andere denkt, was er wie machen will. Toi, toi, toi bis jetzt klappt das ganz gut“, ordnet der ehemalige Profi ein.

    Der kleine Dämpfer beim 0:1 auf St. Pauli hat aber auch ihn genervt. Am Samstag ist Hertha BSC zu Gast, der Klub aus seiner Heimatstadt, für den er drei Jahre lang spielte. „Wenn du aus Berlin kommst und früher Hertha angefeuert hast, dann schlägt auch das Herz in dir drin dafür. Aber am Samstag ist‘s der Gegner. In Hamburg haben wir die Punkte nicht geholt, dann muss uns das jetzt gegen Hertha gelingen. Da gibt’s auch kein wenn und aber“, sagt Zimmermann.

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