Hamburg. Eintrachts Torhüter rutscht auf St. Pauli für den erkrankten Hoffmann zwischen die Pfosten. Trainer Scherning ordnet die Leistung ein.

Neben der bitteren Erkenntnis, dass beim 0:1 auf St. Pauli mit ein bisschen mehr Zielstrebigkeit mehr drin gewesen wäre, gab es auch eine unübersehbar positive für Eintracht Braunschweig. Denn das Spiel beim Spitzenreiter der 2. Fußball-Bundesliga hat gezeigt: Das Team von Trainer Daniel Scherning verfügt nicht nur über einen, sondern über zwei sehr gute Torhüter.

Rund eine Stunde vor der Begegnung gab es für die Fans des Tabellenfünfzehnten aber erstmal den Schock. Stammkeeper Ron-Thorben Hoffmann musste wegen eines Infekts daheim in Braunschweig bleiben. Der 24-Jährige, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, ist einer der konstant stärksten Braunschweiger Spieler und hielt zuletzt wichtige Punkte fest.

Daniel Scherning: Tino hat ein herausragend gutes Spiel gemacht

Am Millerntor vertrat ihn Tino Casali. Der Sommer-Neuzugang feierte sein Pflichtspieldebüt für die Eintracht an dem Ort, an dem Hoffmann etwas weniger als ein Jahr zuvor zur Nummer 1 der Löwen aufgestiegen war. Nach Jasmin Fejzics Platzverweis in Karlsruhe rutschte Hoffmann in die Startelf und gab seinen Platz nicht mehr her.

Diesmal ist keine Wachablösung in Aussicht. Gleichwohl erhielt Casali Lob von Scherning. „Tino hat ein herausragend gutes Spiel gemacht. Ich fand ihn sehr klar in seinen Aktionen und präsent bei Flanken“, sagte der 40-Jährige. In der Tat fing der 28-Jährige viele Bälle dank eines starken Stellungsspiels im Strafraum ab. Ein Unterschied zu Hoffmann ist, dass der Österreicher das Spiel nicht in den Extremen mit Abwürfen schnell macht, in denen es der ehemalige Nachwuchsspieler des FC Bayern tut.

Aber auch Casali kann Fußball spielen. Die kleinen Unsicherheiten im Aufbau nach der Pause konnte Scherning akzeptieren, sah sie im fehlenden Rhythmus begründet. Am Gegentor traf den 1,92-Meter-Mann im Kasten keine Schuld.

Eintracht Braunschweig unterliegt beim FC St. Pauli

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    Casali freute sich auf das Spiel. Am Samstag erfuhr er vor dem Abschlusstraining, dass er auflaufen würde. Und wie sah es in ihm aus? „So wie immer. Ich habe schon ein paar Spiele gespielt in meinem Leben, große Spiele, wichtige Spiele, von daher kenne ich das Feeling. Die Abläufe waren wie in Österreich letzte Saison. Es hat Spaß gemacht, dass beim Kaffee in der Früh‘ das Kribbeln wieder da war.“

    Eingespielte Sache bei Eintracht Braunschweig

    So etwas wie Aufregung merkte man dem gebürtigen Villacher aber nicht an. Er gilt als entspannter Typ und guter Charakter. Das war bekannt. Jetzt wissen Braunschweigs Fans auch, dass Hoffmanns Herausforderer in der 2. Bundesliga problemlos bestehen kann. Und dann auch noch in der heißen Atmosphäre am Millerntor. In Österreich erlebte Casali allerdings vergleichbares. Sein Debüt in der dortigen Bundesliga gab er bei Rapid Wien. Bei den Hütteldorfern geht es auf den Rängen ebenfalls leidenschaftlich zu.

    Vom Trubel auf den Tribünen ließ sich der Rechtsfuß aber nicht verrückt machen. Und die funktionierende Defensiv-Achse der Braunschweiger gab ihm Halt. „Der Vorteil ist, dass ja auch wir zusammen trainieren. Ich habe ja nicht frei, weil der Thorben spielt“, sagte Casali und lächelte. „Das ist auch mit mir eine eingespielte Sache.“ Umso besser.

    Am Abwehrverbund lag es nicht, dass die Eintracht ohne Punkte aus Hamburg nach Hause fuhr. Ein Tor beim Ligaprimus zu bekommen, ist okay. Aber vorn gingen die Braunschweiger höchst fahrlässig mit ihren Chancen um. Unterkriegen lässt sich das Team vom kleinen Dämpfer sicher nicht. Auch Casali betonte: „Wir brauchen Punkte, egal ob wir gegen St. Pauli oder Osnabrück spielen. Wir brauchen Punkte, Punkte, Punkte, um in der Liga zu bleiben.“

    Die nächste Chance dazu ergibt sich am Samstag (13 Uhr) im Heimspiel gegen Hertha BSC. Wird Hoffmann fit, muss Casali zurück auf die Bank. Doch die Erkältungen sind derzeit hartnäckig. Und Profi-Sportler müssen die Symptome auskurieren, bevor sie in die intensive Belastung zurückkehren. Dann stünde Eintrachts Nummer 2 nicht bloß bereit, sondern wäre es auch zweifelsfrei. Das zeigte der Sonntag. Und auch Scherning betonte: „Ich bin total zufrieden mit Tino. Er hat gezeigt, dass ich mich jederzeit auf ihn verlassen kann.“ Doch der Trainer der Eintracht machte auch nochmal deutlich, was ohnehin alle ahnten: „Thorben ist unsere Nummer eins.“

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