Braunschweig. Braunschweig verliert unnötig beim Spitzenteam FC St. Pauli - Chancen waren da, aber genutzt wurden sie nicht. Anders als zuletzt.
Mit Gefühlen und Fakten ist das im Fußball so eine Sache. Vergangene Woche gestand Daniel Scherning nach dem 2:0-Sieg gegen den Karslruher SC, dass der Erfolg sich komisch anfühle. Denn: Eigentlich hatte seine Mannschaft von Eintracht Braunschweig kein allzu gutes Spiel abgeliefert und aus wenig viel gemacht. Nun, genau eine Woche später, fühlte sich die 0:1-Niederlage beim FC St. Pauli erneut komisch an. Denn diesmal hatte Schernings Mannschaft aus viel wenig gemacht. So waren die Gefühle ähnlich, aber die Fakten verdreht.
Daher war der Ärger der Braunschweiger nach dem Abpfiff verständlich. Ermin Bicakcic fand es „richtig nervig, dass wir mit leeren Händen nach Hause fahren müssen“. Und weiter: „Das regt mich einfach nur auf.“ Vor allem in den ersten 45 Minuten hatten die Blau-Gelben ein starkes Auswärtsspiel abgeliefert. Beim Tabellenführer standen sie defensiv kompakt, ließen kaum Möglichkeiten zu und hatten selbst mehrere Hochkaräter.
Doch Johan Gomez (10.), Thor Helgason (23.) und Robert Ivanov (40.) brachten die Kugel nicht im St.-Pauli-Tor unter. „Bei solchen Chancen hätte einfach ein Tor herauskommen müssen“, sagte Bicakcic. Doch den Fakten schuf in Hälfte 1 nur der Spitzenreiter. Und die Braunschweiger dürften sich bei diesem Treffer an sich selbst erinnert gefühlt haben.
In Überzahl spielte Eintracht Braunschweig nicht gut genug
Denn wie Bicakcic die Tore gegen Magdeburg (1:0) und Karlsuhe erzielt hatte, machte es am Sonntag auch St. Paulis Oladapo Afolayan. Im Anschluss an eine Standardsituation bekamen die Braunschweiger die Kugel nicht aus dem Strafraum, wo die Hamburger mit einer guten Besetzung aus dem Gewühl heraus erfolgreich waren. Da wurde Schernings Team mit der eigenen Waffe geschlagen. Der Pausen-Rückstand war wegen der Chancen-Hoheit ärgerlich. Die Niederlage war dann nach 90 Minuten nicht nur ärgerlich, sondern auch ein Auftrag, sich in bestimmten Spielphasen zu verbessern.
Aber der 67. Minute spielten die Braunschweiger in Überzahl. St. Paulis Elias Saad hatte Gelb-Rot gesehen - nach einem harten Foul gegen Bicakcic. Doch die Blau-Gelben erzielten mit einem Mann mehr auf dem Rasen kein Kapital. „Da haben wir es ihnen zu einfach gemacht, wir hatten keine klaren Chancen mehr. Das kann nicht unser Anspruch sein“, sagte Bicakcic, der in Abwesenheit von Robin Krauße (gesperrt) und Jannis Nikolaou (Bank) die Kapitänsbinde trug.
In der Tat nutzte Schernings Mannnschaft den Raum nicht. Vieles blieb Stückwerk im Passspiel, eine Dominanzphase kam nicht mehr auf, nicht einmal dicke Chancen sprangen heraus, einzig Kaufmann hatte in Hälfte 2 noch eine brauchbare Möglichkeit, während St. Paulis Hauke Wahl noch die Latte traf.
Die Eintracht muss sich vorwerfen lassen, in Hamburg nicht gut genug angegriffen zu haben. Sie scheiterte an sich selbst. Und die Ereignisse der Vorwochen sollten in dem Zusammenhang ebenfalls eine Warnung sein. Denn es ist mittlerweile genau einen Monat her, dass die Blau-Gelben ihr letztes Tor aus dem Spiel heraus erzielt haben.
Eintracht Braunschweig scheitert an sich selbst
Beim 2:1-Sieg in Kiel trafen Rayan Philippe und Fabio Kaufmann im Konterspiel. Alle Treffer seither schossen Verteidiger nach Standardsituationen: Bicackic zwei und Kurucay per Elfmeter. Die Gegner haben sich offenbar auf den überfallartigen Konterfußball eingestellt, den Scherning zuallererst in Braunschweig implementiert hatte und der für die Siege rundherum um die Weihnachtspause gesorgt hatte.
Nun geht es für Schernings Mannschaft um einen nächsten Entwicklungsschritt. Der ist am Sonntag beim FC St. Pauli nicht gelungen. Noch nicht. Dabei wäre es ohne Weiteres möglich gewesen. Und das ist das besonders Ärgerliche daran. Am Samstag empfängt die Eintracht nun Hertha BSC im Stadion an der Hamburger Straße. Da gibt‘s die nächste Chance, es besser zu machen.
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