Braunschweig. Eintracht Braunschweigs Vizekapitän fehlt gelbgesperrt, war zuletzt aber auch nicht frei von Fehlern. Sein Trainer lobt ihn trotzdem.

Daniel Scherning offenbarte sich am Freitagnachmittag als aufmerksamer Leser der Braunschweiger Zeitung. Angesprochen darauf, wer Vizekapitän Robin Krauße im Spiel beim FC St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr, Millerntorstadion) ersetzen könnte, antworte der Cheftrainer von Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig: „Die Optionen, die in Eurem Artikel standen, waren gar nicht mal so schlecht, dann übernehme ich das mal so.“

Gewiss wäre der 40-Jährige auch allein auf die Namen gekommen. Er arbeitet tagtäglich mit seinem Kader, die Alternativen für Krauße liegen auch für die Fans auf der Hand, doch es spricht für Scherning, dass er sich auch für das interessiert, was außerhalb der kleinen Profifußball-Blase an der Hamburger Straße passiert.

Wer ersetzt Robin Krauße bei Eintracht Braunschweig im Mittelfeld?

Und im Braunschweiger Umfeld wird seit dem 2:0-Sieg gegen den Karlsruher SC eifrig darüber diskutiert, wer gegen den Spitzenreiter auf den freien Platz im zentralen Mittelfeld rückt. Da wäre zum einen Kapitän Jannis Nikolaou. Über ihn sagt Scherning: „Er ist ein Spieler mit Erfahrung, der weiß, worauf es in solchen Spielen ankommt.“ Doch zuletzt war der Deutsch-Grieche kaum gefragt. Anfang Dezember stand er beim 3:1-Erfolg gegen Wehen Wiesbaden zuletzt in der Startelf, wurde aber zur Halbzeit ausgewechselt. Die Aufholjagd erfolgte ohne den 30-Jährigen, der seither in Eintrachts erfolgreichster Saisonphase nur Kurzeinsätze sammelte.

Alle warten eigentlich auf die Pflichtspiel-Premiere von Hampus Finndell. Der Schwede war am letzten Tag der Transferperiode mit großen Vorschusslorbeeren nach Braunschweig gewechselt, lief bislang aber nur im Test gegen Magdeburg (1:2) auf. Der 23-Jährige hat laut Scherning seine Stärken im Ballbesitz und ist jemand, der im Passspiel Lösungen unter Druck hat. Das wäre gegen St. Pauli eine wertvolle Komponente, denn unter Fabian Hürzeler spielen die Braun-Weißen einen Fußball, der es vorsieht, den Gegner zu stressen und arg unter Druck zu setzen, wenn dieser in Ballbesitz ist.

Finndell sei „schon in der Lage zu spielen“, verdeutlichte Scherning. Beim 0:1 gegen Schalke 04 verzichtete der Coach auf den ehemaligen U-Nationalspieler, gegen Karlsruhe verhinderte der lange knappe Spielverlauf eine sinnvolle Hereinnahme. In dieser Trainingswoche nahm Finndell viel mit aus einem Spiel Elf-gegen-Elf. Außerdem paukte er Abläufe per Videoanalyse und lernte seine Mitspieler und ihre Laufwege kennen. „Die Idee, die wir mit ihm hatten, sieht man schon auf dem Platz. Er ist spielintelligent, aber er muss sich trotzdem an Dinge gewöhnen. Hier ist ein anderes Spieltempo, ein anderer Druck auf den Ball als in Schweden“, sagt Scherning, der einem weiteren Winterneuzugang die Stellvertreter-Rolle für Krauße zutragen könnte.

Scherning sieht Krauße als Faktor für viele Eintracht-Punkte

Niklas Tauer spielte bislang vornehmlich als Achter eine Reihe weiter vorne oder in einer Doppel-Sechs. „Er ist jemand, der die Position sehr laufintensiv und zweikampfstark interpretieren kann“, bekräftigt Eintrachts Trainer. Tauer wäre keine Krauße-Kopie, würde aber am ehesten das Profil des gebürtigen Rudolstädters abbilden. Im Braunschweiger Spiel würde sich damit nicht allzu viel verändern.

Krauße war in den vergangenen Spielen gesetzt. Er spielte leidenschaftlich, aber nicht fehlerfrei. Manchmal kam er einen Schritt zu spät, manchmal spielte er Pässe in gefährliche Räume vor dem eigenen Tor und der gegnerische Konter rollte. Das nervte die Zuschauer. Und auch Scherning hat mit seinem Führungsspieler zumindest darüber gesprochen. „Robin weiß auch, dass er sich in der Spielfortsetzung verbessern kann, verbessern muss, verbessern will“, sagt der Coach. „Es lag aber nicht immer an ihm, es geht auch darum, wie der Ball ins Zentrum gespielt wurde und ob die Möglichkeit zur Spielfortsetzung da war.“

Krauße arbeitet auf Geheiß des Trainerteams aktuell an einer besseren Vororientierung. Er soll den Raum um sich herum scannen. Und Scherning betont: „Ich bin weit davon entfernt, seine Leistungen auf die Fehler zu reduzieren. Er gibt uns sehr viel, ist fleißig, arbeitet unheimlich viel fürs Team, opfert sich auf, geht weite Wege. Er ist ein entscheidender Faktor, dass wir so viel gepunktet haben in den letzten Wochen.“

Auf St. Pauli muss er auf ihn verzichten. Unter der Woche habe seine Mannschaft in verschiedenen Konstellationen trainiert. „Ich habe mich noch nicht final entschieden, aber eine klare Tendenz im Kopf. Die behalte ich aber bis Sonntag für mich“, sagt Scherning, der bis kurz vor Anpfiff der einzige Leser dieser Zeitung sein wird, der mit absoluter Sicherheit weiß, wer in Eintrachts Mittelfeld starten wird.

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