Braunschweig. In der 2. Fußball-Bundesliga wechselten bereits alle Kellerkinder ihre Trainer – Nur die Braunschweiger hatten durchschlagenden Erfolg.

Kaum zu glauben – aber Eintracht Braunschweig steht auf einem Aufstiegsplatz. Na ja, zumindest würden die Blau-Gelben das, wenn nur die vergangenen neun Spiele zählen würden. Jene neun Spiele, in denen Daniel Scherning als Trainer in der Verantwortung stand. In der Saisonphase zwischen dem 13. und dem 21. Spieltag hat nur Holstein Kiel in der 2. Fußball-Bundesliga um einen Punkt besser abgeschnitten. 18 Punkte holten die Braunschweiger in diesem Zeitraum. Diese Zahl ist wohl die wichtigste in Schernings Amtszeit. Die dauert am Donnerstag übrigens genau 100 Tage an – und hat noch mehr Werte zu bieten, die den Aufschwung untermauern.

Eine weitere ist die vier. Den mit Schalke 04, dem 1. FC Kaiserslautern, Hansa Rostock und dem VfL Osnabrück gibt es eben so viele Teams, die neben der Eintracht noch um die Abstiegszone herumkrauchen. All diese Klubs haben im Laufe der Spielzeit schon den Trainer ausgetauscht – mindestens einmal. Von so einem Trainerwechsel erhoffen sich die Klubs natürlich immer den gleichen Effekt: einen sportlichen Schub. Gelungen ist dieser aber nur bei der Eintracht.

Seit Scherning die Eintracht trainiert, gab es nur neun Gegentreffer

Und Scherning hat nicht nur in Motivator-Manier Strohfeuer gelegt, das durch ein paar Pünktchen kurz Wärme spendet. Der Effekt scheint nachhaltig. Und das hätten dem 40-Jährigen im Eintracht-Kosmos wohl nicht allzu viele Anhänger zugetraut. Schließlich hatte Scherning keinen weitreichenden Ruf. Genauso wenig gab es eine große Schnittmenge, um seine Arbeit einzuordnen. Zuvor war er als Chefcoach schließlich nur in Osnabrück und bei Arminia Bielefeld tätig – und das nie viel länger als ein Jahr.

Der gebürtige Paderborner fand aber eine Abkürzung auf dem Weg zum Respekt der Anhänger. In Windeseile stabilisierte er das Team, gab ihm eine Identität – und brachte Erfolg. Hier kommen ein paar aussagekräftige Zahlen aus der Ära Scherning: Seit er bei der Eintracht ist, kassierten die Blau-gelben nur neun Gegentreffer. In diesem Kalenderjahr waren es bislang sogar nur deren zwei.

Tore nach Eckbällen, Freistößen und Einwürfen sind dabei

Und auch in einem weiteren Schwachpunkt sind die Löwen große Schritte der Verbesserung gegangen – eigentlich sind es in diesem Zusammenhang sogar zwei. Es geht um die Standards. In der Defensive hatten die Eintracht-Profis bis vor ein paar Wochen große Probleme bei ruhenden Bällen, mussten danach reihenweise Gegentore schlucken. Im Angriff dagegen waren die Blau-Gelben bei Ecken, Freistößen und Einwürfen so harmlos wie Tresorknacker mit Nagelfeile. Seit dem Jahreswechsel sieht das schon anders aus.

Vier Tore erzielte die Eintracht seither nach Standardsituation. Und da waren sämtliche Varianten dabei. Gegen Karlsruhe gab‘s den ersten Strafstoß der Saison. Das zweite Tor fiel im Anschluss an einen Eckstoß. In den Duellen mit Magdeburg und Kiel war je ein Einwurf Ausgangspunkt für einen Treffer.

Scherning hat noch nie mit der Eintracht Unentschieden gespielt

Auch die drei und die null sind übrigens prägende Zahlen in der bisherigen Schaffenszeit Schernings. Der Ostwestfale ist nämlich der Hopp-oder-Topp-Trainer. Unter seiner Leitung holten die Braunschweiger entweder drei Punkte oder gar keinen. Unentschieden gab‘s noch keines. Glücklicherweise überwiegen die Erfolgserlebnisse. In neun Spielen fuhr Scherning sechs Siege bei drei Niederlagen ein.

Wobei das wenig mit Glück zu tun hat. Denn nicht nur bei ruhenden Bällen sind Steigerungen sichtbar. Auch spielerisch hat sich einiges getan an der Hamburger Straße. Scherning gelang es, dem vorhandenen Spielermaterial passende Rollen zuzuordnen. Der lange Ball ist deutlich seltener Mittel der Wahl. Stattdessen schickt sich die Mannschaft an, fußballerische Lösungen zu finden.

Braunschweig ist erstmals seit dem 5. Spieltag runter vom Abstiegsplatz

Klar, die Eintracht ist nicht die Mannschaft, die über Ballbesitz dominiert. Auch keine, die ihre Gegner an die Wand spielt. Das ist im Kampf um den Klassenerhalt auch nicht zu erwarten. Und bei allem Fortschritt: Es geht noch immer um nichts anderes, als darum, diesen Kampf zu gewinnen. Besonders für ihr Konterspiel haben die Blau-Gelben Mittel gefunden. Das hängt auch damit zusammen, wie Scherning seine Spieler einsetzt.

Luft nach oben ist aber freilich immer. Zum Beispiel wird sich zeigen, wie kreativ der Trainer ist, wenn tiefstehende Gegner versuchen, dem Team diese Stärke im Umschalten zu nehmen – und die Löwen selbst das Spiel machen müssen. Nach und nach stellen sich die Kontrahenten schließlich auf die „neue“ Eintracht ein.

Am vergangenen Samstag ist Eintracht Braunschweig zum ersten Mal seit dem 5. Spieltag aus der Abstiegszone auf Platz 15 geklettert. Das ist noch so eine Zahl, die Mut macht. So wie die ersten 100 Tage mit Daniel Scherning insgesamt.

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