Braunschweig. Der Kampf um den Klassenerhalt wird kräftezehrend. Welche Spieler werden dabei besonders wichtig? Und für wen wird‘s eng?

Eintracht Braunschweigs Kader für den Kampf um den Klassenerhalt steht fest. In der Wintertransferphase haben die Blau-Gelben noch einmal nachgebessert. Drei Spieler kamen, drei gingen. Und unter dem neuen Trainer Daniel Scherning hat der Fußball-Zweitligist in den vergangenen Wochen gezeigt, dass mehr in ihm steckt als von vielen angenommen. Doch wer wird im Abstiegskampf eine entscheidende Rolle spielen? Wer tut sich womöglich als X-Faktor hervor? Und wessen Einfluss wird schwinden? Das Eintracht-Aufgebot in der Analyse.

Wer wird wichtig für Eintracht Braunschweig?

Ron-Thorben Hoffmann: Der Torwart verpasste bislang keine einzige Spielminute. Und das wird auch so bleiben. Schließlich ist der 24-Jährige zwischen den Pfosten über jeden Zweifel erhaben. Er passt ins Schema des modernen, spielstarken Torhüters. Auch auf der Linie ist er zu Höchstleistungen imstande – wie er nicht nur beim 1:2-Auswärtssieg bei Herbstmeister Holstein Kiel bewiesen hat.

Ermin Bicakcic: Mit dem Routinier kehrte auch die Sicherheit zurück nach Braunschweig. Der Innenverteidiger dirigiert im Zentrum der Dreierkette den Defensivverbund. Seine Zweikampfstärke ist ebenso wichtig wie sein Einfluss als Führungsspieler in der Kabine. Für eine realistische Chance auf den Klassenerhalt war seine Verpflichtung essenziell.

Robert Ivanov: Wie der Rest der Mannschaft kam auch der Finne nur stockend in die Saison. Kleinere Verletzungen und Krankheiten trugen ihren Teil zur Rhythmusstörung bei. Seit Wochen aber stellt der 29-Jährige sein Wert unter Beweis. Er fällt auf, weil er kaum auffällt. Ivanov verteidigt weitgehend souverän und kompromisslos – finnisch kühl, eben.

Marvin Rittmüller: Auf der rechten Außenbahn kam er unter Ex-Coach Jens Härtel nicht zum Zuge. Mittlerweile stellt sich die Frage: Warum eigentlich nicht? Der 24-Jährige ist der drittschnellste Spieler der Liga – und ist sich auch für harte Arbeit nicht zu schade. Wenn er die Qualität seiner Flanken noch verbessert, kann er einen großen Anteil beitragen.

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    Rayan Philippe: Wer hätte vor ein paar Monaten noch gedacht, dass der Franzose einer der Hoffnungsträger im Abstiegskampf werden würde? Der Start in Braunschweig war für den 23-Jährigen nicht einfach. Sprachbarriere, ein gänzlich neues Umfeld, höheres sportliches Niveau. Da kann ein junger Profi schon einmal ins Straucheln geraten. Mittlerweile ist der schnelle Angreifer angekommen – auch in den Köpfen der Gegner. Drei Tore und drei Vorlagen in den vergangenen fünf Spielen sind dafür gute Argumente. Allerdings darf Philippe in der einen oder anderen Szene gerne sogar noch ein wenig egoistischer werden.

    Anton Donkor: Der 26-Jährige bringt alles mit, was ein guter Schienenspieler braucht. Mit einer Dreierkette als Sicherheitsnetz im Rücken bleibt noch mehr Raum für Offensivvorstöße. Hin und wieder ist Donkor in der Vorwärtsbewegung aber noch zu sorglos. Auch etwas mehr Torgefahr würde nicht schaden.

    Fabio Kaufmann: Der Deutsch-Italiener erlebt gerade einen neuen Karriere-Frühling. Scherning hat Kaufmann zum Achter umfunktioniert – und die Position in der Schnittstelle zwischen Abwehr und Angriff liegt ihm. Das neue Wirkungsfeld hat auch keine negativen Auswirkungen auf die eigene Torgefahr. Vier seiner fünf Saisontore erzielte der 31-Jährige in der neuen Rolle.

    Hasan Kurucay: Seinen Drang zum Risiko hat der 26-Jährige unter dem neuen Coach etwas reduziert. Hin und wieder wandelt er aber auch jetzt noch zwischen Genie und Wahnsinn. Kurucay hat sich dennoch als legitimer Teil der Dreierkette etabliert.

    Johan Gómez: Es ist das erste Jahr in der 2. Liga für den US-Amerikaner. Nach einer Zeit der Eingewöhnung hat er sich aber seinen festen Platz in der Rotation verdient. Als die Blau-Gelben tief in der Krise ihr Aufgebot in Bezug auf den Einsatzwillen unter die Lupe genommen haben, stach Gómez sicherlich hervor. In der Sturmspitze fehlt dem 22-Jährigen allerdings noch ein wenig Torgefahr.

    Anthony Ujah: Nach seiner schweren Verletzung braucht der Nigerianer bislang noch, um wieder zu gewohnter Form zu gelangen. So oder so ist der Angreifer aber ein entscheidender Faktor. Durch sein Können, seine Erfahrung, aber auch seinen Charakter hebt er allein das Niveau im Training. Und in einem langen Abstiegskampf wird früher oder später auch entscheidend sein, ob Ujah die wichtigen Toren erzielen kann.

    Robin Krauße: Der sportliche Einfluss des 29-Jährigen könnte in der Restrunde etwas sinken. Mit Niklas Tauer und Hampus Finndell hat die Eintracht zwei weitere Spieler fürs Zentrum verpflichtet. Krauße aber ist ein Teamplayer und gibt sich den Aufgaben hin, die ihm zugeteilt werden. Und: Er genießt großes Ansehen unter den Fans – ein Faktor, der nicht zu unterschätzen ist.

    Wer kann im Abstiegskampf überraschen?

    Thorir Helgason: Irgendwie steht bei dem Isländer bislang der Eindruck, dass er sein gesamtes Potenzial noch nicht hat abrufen können. Seine Leistung stieg zwar mit seinen Spielanteilen. Wenn der 23-Jährige Fähigkeiten wie seinen strammen Schuss noch etwas besser einbringt, könnte er zu einem wichtigen Faktor werden.

    Saulo Decarli: Die Kopfverletzung, die sich der Schweizer im Duell mit dem Hamburger SV zuzog, kam für ihn zur Unzeit. Nach einem arg zerfahrenen Saisonstart hatte Decarli beim Scherning-Debüt gegen Osnabrück zu überzeugen gewusst. Auch gegen den HSV zeigte er eine ordentliche Partie – bis er rausmusste. In der anschließenden Zwangspause hat sich Kurucy einen Vorsprung erarbeitet. Decarli ist aber eine ernstzunehmende Alternative.

    Sebastian Griesbeck: Eigentlich hatte der bundesligaerfahrenen Routinier in Braunschweig eine Führungsrolle einnehmen wollen. Daraus wurde auf dem Platz bislang nichts. Trotzdem ist seine Motivation und seine Kampfeslust bis auf die Tribüne zu spüren, wenn er als Joker von der Bank kommt. Auf der Sechser-Position ist die Konkurrenz wohl zu spielstark und zu dynamisch. Als kompromissloser Abräumer in der Abwehr hat der 33-Jährige aber seinen Wert. Das kann auch mal entscheidend werden – bei knappen Führungen zum Beispiel.

    Hampus Finndell: Gut möglich, dass der Schwede in naher Zukunft höher eingestuft werden muss. Noch will sein sportlicher Einfluss aber bewiesen werden. Der 23-jährige Mittelfeldspieler gilt als hochveranlagt – und die Fans fiebern seinem ersten Auftritt entgegen.

    Anderson Lucoqui: Auf der linken Außenseite soll er den Druck auf Anton Donkor erhöhen. Zudem könnte er wichtig werden, sollte Scherning sich irgendwann einmal für eine Viererkette entscheiden.

    Niklas Tauer: Bei der 0:1-Pleite bei Schalke 04 stand er nach einer guten Trainingswoche gegen seinen Ex-Klub erstmals in der Eintracht-Startelf. Der 22-Jährige kann eine entscheidende Ergänzung für die Zentrale werden.

    Florian Krüger: Noch ist ihm in der Löwenstadt kein Durchbruch gelungen. Als Backup für die gesetzten Angreifer muss er zügig zünden. Dass der 24-Jährige in der 2. Liga für Zählbares sorgen kann, hat er bereits bewiesen. In insgesamt 101 Spielen erzielte er immerhin 21 Tore und 22 Vorlagen. Für die Eintracht war‘s bislang allerdings nur ein Treffer bei zwei Assists.

    Sidi Sanè: Dass Sané gute Anlagen besitzt, ist kaum abzustreiten. Bislang übertreibt er es dann und wann mit seinen Dribblings. Allerdings spielt der 22-Jährige auch seine erste Saison auf Zweitliganiveau. Vielleicht platzt der Knoten ja in der Rückrunde.

    Für diese Spieler wird es schwierig

    Jannis Nikolaou: Für den nominellen Kapitän wird‘s ganz schwierig. Unter Scherning durfte er noch nie länger als 45 Minuten spielen. Seine Einsatzzeiten sanken stetig, zuletzt saß er gegen Schalke die gesamte Partie über auf der Bank. Zudem ist die Konkurrenz im Mittelefeld üppiger geworden.

    Niko Kijewski: Das Braunschweiger Eigengewächs hat schon die gesamte Saison über einen schweren Stand. Im Winter hätte er gehen können, wenn sich ein Abnehmer gefunden hätte. Mit Lucoqui haben die Verantwortlichen jetzt auch noch einen Positionskollegen verpflichtet.

    Tino Casali: Wie das bei Torhütern eben so ist: Die Nummer 2 muss geduldig sein. Sollte Hoffmann nicht ausfallen, wird der Österreicher auch weiterhin mit einem Bankplatz vorlieb nehmen müssen – was nichts mit seinem Können zu tun hat.

    Jan-Hendrik Marx: Fällt wegen seiner Muskelverletzung noch eine Weile aus. Aber auch danach wird‘s schwierig, wieder in die Stammrotation zu rutschen.

    Danilo Wiebe: Für den 29-Jährigen stet seit Schernings Amtsantritt nur ein Kurzauftritt als Rechtsverteidiger zu Buche. Für diese Position kann er eine Alternative sein, wenn die Eintracht mauern will. Es deutet aber nichts daraufhin, dass seine Rolle noch einmal signifikant wachsen könnte.

    Maurice Multhaup: Die Blau-Gelben entschieden sich wegen Marx‘ Verletzung, den Bottroper im Winter doch nicht ziehen zu lassen. Der 27-Jährige kommt aber wohl nur als Joker in Frage.

    Youssef Amyn: Der dribbelstarke 20-Jährige konnte beim Asien-Cup Selbstvertrauen tanken. In Braunschweig steht der offensive Außenspieler aber vor einem Problem: In Schernings aktuellem Spielsystem gibt es seine Position nicht.

    Luc Ihorst: Es würde dem Stürmer wohl jeder gönnen, dass er nach so langer verletzungsbedingter Leidenszeit endlich wieder Fuß fasst. Im Angriff ist er hinter Philippe, Gómez, Ujah und Krüger aber gegenwärtig nur fünfte Wahl.

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