Gelsenkirchen. Eintracht Braunschweig fehlt die finale Konsequenz. Für die Neuzugänge Hampus Finndell und Anderson Lucoqui kam ein Einsatz zu früh.

Es war ja klar, dass es nicht ewig so weitergehen konnte. Die Euphorie um Eintracht Braunschweig war nach einer verkorksten Hinrunde wieder erheblich gewachsen. Das 0:1 bei Schalke 04 bedeutete die erste Niederlage nach vier Siegen in der 2. Fußball-Bundesliga in Folge für die Blau-Gelben. Solche Rückschläge aber sind eingepreist in den Plan, den Daniel Scherning in der Löwenstadt verfolgt. Wobei der Trainer die Pleite gar nicht unbedingt als solchen einordnet.

Daniel Scherning: „Das wird uns nicht umwerfen“

Dafür hatte er auch im Ruhrpott zu viel gesehen, was ihm gefallen hat. Hundertprozentig zufrieden sei er freilich nicht gewesen. Die Art und Weise, wie sein Team auch solche Partien aber mittlerweile angeht, stimmt positiv. Und deshalb war der 40-Jährige nach dem Abpfiff am Samstagnachmittag in den Katakomben tief im Bauch der Schalker Arena auch schon wieder gewohnt aufgeräumt. „Es ist natürlich eine kleine Enttäuschung“, sagte er, „aber das wird uns nicht umwerfen.“

Scherning hatte im Vorfeld der Partie immer wieder die individuelle Klasse des Gegners hervorgehoben. Und so war es auch die Leistung von Einzelkönner Kenan Karaman, die das Spiel entschied. Na ja, zumindest trug sie großen Anteil daran. Denn den Treffer des 29-Jährigen haben die Löwen auch nicht ideal verteidigt. Zunächst einmal hatte das Stellungsspiel nicht gepasst. Dann rutschte der Steilpass auf den Angreifer an Robin Krauße vorbei. „Ich bin nicht rangekommen. Ich habe versucht, noch einen Schritt zu machen, konnte den Ball aber nicht mehr erreichen“, erklärte der 29-Jährige, der auch in dieser Partie wieder die Kapitänsbinde trug.

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    Anschließend wackelte Karaman noch Ermin Bicakcic aus und vollendete. „So haben wir uns beim Gegentor nicht wirklich gut angestellt“, sagte Scherning. In Gelsenkirchen hatte der Trainer ein Detail an seiner üblichen Grundformation geändert. Der Ex-Schalker Niklas Tauer bildete zu Beginn eine Doppel-Sechs mit Krauße. Fabio Kaufmann rückte ins zentrale offensive Mittelfeld. Die Eintracht wollte so den Druck auf Schalkes Spielaufbau erhöhen. Nach etwa 30 Minuten aber brach Scherning das Experiment ab, beorderte Tauer auf eine der Achter-Positionen.

    Offensiv fehlte dem Scherning-Team die letzte Konsequenz. Chancen waren durchaus da. Wirklich eingreifen musste Schalkes Keeper Marius Müller aber nie. Ein Beispiel gefällig? Gerne. Kurz nach dem Seitenwechsel segelte eine Flanke in Richtung Elfmeter-Punkt. Kaufmann ging volles Risiko, versuchte eine Volley-Abnahme. Nach der Devise: Entweder der Ball landet im Knick oder in den Binsen. Er ging in die Binsen. Vielleicht hätte 31-Jährige sogar noch Zeit für eine Annahme gehabt.

    Gegner stellen sich auf Eintracht ein

    Aber wie das im Fußball eben so ist: Für eine Abwägung bleibt kaum Zeit. „Wenn ich es mir im Video anschaue und sehe, dass ich zwei Kontakte hätte nehmen können, dann beiße ich zu Hause wahrscheinlich noch mal in mein Schneidebrett“, sagte Kaufmann. Und schon in Minute 15 hatte Schalkes Derry Murkin gerade noch vor dem heranrauschenden Johan Gómez klären können. Vielleicht wäre an dieser Stelle aber auch etwas mehr Mut zum Egoismus gefragt gewesen – denn Flankengeber Rayan Philippe hätte durchaus auch selbst den Abschluss suchen können.

    Aber dennoch: Auch in der Abwehraktion von Murkin war sie sichtbar, diese individuelle Klasse. Nun ist es nicht so, dass sich davon im Kader der Blau-Gelben gar nichts wiederfindet. Langsam aber stellen sich die Gegner auf die neue Spielkultur aus Schernings Feder ein. „Wenn nicht, wäre es ja auch komisch“, bemerkte der Coach trocken.

    Hamous Finndell und Anderson Lucoqui noch nicht im Kader

    Die Braunschweiger aber haben ja vorgesorgt. Auf den letzten Metern der Wintertransferphase stießen mit Hampus Finndell und Anderson Lucoqui zwei Neue dazu, die dem Team „Komponenten, die wir so nicht im Kader haben“ geben. Mit ihnen will die Eintracht ihren fußballerischen Code weiter chiffrieren, etwas schwieriger ausrechenbar werden. Für einen Kaderplatz hatte es am Wochenende noch nicht gereicht. Beide Spieler haben erst am Donnerstag ihre Verträge unterschrieben. Am Freitag konnten sie ihre neue Mannschaft in einer einzigen Einheit beschnuppern. Zu wenig für einen Einsatz.

    Finndell aber reiste immerhin mit in den Ruhrpott. Der Schwede sollte die Abläufe kennenlernen. Und die Atmosphäre. Die war beeindruckend: 61.219 Zuschauer, davon rund 5500 aus Braunschweig. Für einen Fußballer kommt das einem Sehnsuchtsort gleich – der aber auch Druck birgt. Bestehen konnten die Braunschweiger dort nicht. Na ja, zumindest gab‘s keine Punkte. Aber: „Daraus kann man auch sehr viel Mut ziehen, wenn man sieht, dass wir mit unserer kleinen Bumms-Band, sage ich mal, hier auf Schalke dem Gegner so Paroli bieten. Das Spiel hat gezeigt: Bis zum 34. Spieltag ist mit uns auf jeden Fall zu rechnen“, sagte Kaufmann. Die kurze Enttäuschung jedenfalls wird schnell wieder verfliegen.

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