Braunschweig. Der 23-Jährige wechselt von Djurgardens zu Eintracht Braunschweig. Jan Tauer ging einst den umgekehrten Weg und kennt den Schweden gut.

Für Jan Tauer wird der Blick auf seinen ehemaligen Klub immer interessanter. Zum Start der Wintertransferperiode wechselte sein Großcousin Niklas per Leihe von Mainz 05 zu Eintracht Braunschweig. Und kurz vor Ende der Wechselfrist schnappte sich der Fußball-Zweitligist auch noch Mittelfeldspieler Hampus Finndell von Djurgardens IF. Zum schwedischen Erstligisten war Tauer im Winter 2007 selbst von der Eintracht gewechselt – und der Bezug des Wahl-Schweden zum Stockholmer Erfolgsklub ist noch immer vorhanden.

Daher kennt Tauer, der für schwedische Topvereine auch als Scout im Einsatz ist, Finndell ganz gut und sagt: „Ich bin immer noch verwundert, dass er zu Eintracht gewechselt ist. Ich finde es überragend, das ist ein Weltklasse-Transfer für meinen alten Klub.“ Die Worte des ehemaligen Linksverteidigers dürften den Hype um die Verpflichtung des 23-Jährigen in Braunschweig noch verstärken. Die Fans sind wegen des Transfers aus einem unerwartet hohen Regal schon ein wenig euphorisiert – und das, obwohl Finndell noch nicht eine Minute für die Eintracht absolviert hat. Doch dessen Vita ist vielversprechend.

Hampus Finndell – ein „Riesentransfer“ für Eintracht Braunschweig

Auch Tauer spricht von einem „Riesentransfer“. „Ich weiß nicht genau, wie sie das hinbekommen haben, aber er ist auf jeden Fall ein toller Spieler“, erläutert der 40-Jährige. Es muss ein hartes Stück Arbeit für die Eintracht gewesen sein. Der Verpflichtungsprozess von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Vertragsabschluss zog sich eine ganze Weile hin – bis kurz vor Toreschluss.

Nun hat die Eintracht einen Spieler im Kader, der mit seinem bisherigen Klub bis ins Achtelfinale der Europa Conference League vordrang. „Daran war er maßgeblich beteiligt“, lobt Tauer, der Finndell auch bei vielen Trainingseinheiten beobachtete. „Er hat eine gute Persönlichkeit, gibt immer Gas. Das ist auf und neben dem Platz ein richtig guter Transfer“, verdeutlicht Tauer.

Finndell ist in Västerås geboren. Die Industriestadt liegt etwa eine Autostunde von Stockholm entfernt. Vier Jahre spielte er für IF Brommapojkarna, dem größten Jugendverein Schwedens, ehe er in den Nachwuchsbereich des niederländischen Erstligisten FC Groningen wechselte. 2018 holte ihn Djurgardens IF zurück in die Heimat, verlieh ihn 2020 zu Dalkurd FF. „Die letzten drei Jahre war er Stammspieler bei Djurgardens“, sagt Tauer.

Eintrachts Hampus Finndell hatte viel starke Konkurrenz bei Djurgardens IF

Doch zuletzt erhielt Finndell auf den zentralen Positionen viel Konkurrenz. Sein Klub verpflichtete etwa den ehemaligen Hamburger Albin Ekdal oder Magnus Eriksson. Und dann ist da ja auch noch Megatalent Lucas Bergvall, das mit einem Wechsel zum FC Barcelona in Verbindung gebracht wurde, sich nun aber wohl im Sommer Tottenham Hotspur anschließen wird. „Es wurde immer viel gewechselt“, ordnet Tauer ein. „Daher finde ich es eine gute Entscheidung von ihm, dass er etwas Neues ausprobiert.“

Die Eintracht könne sich laut Tauer auf einen Spieler freuen, der immer alles gibt. „Er spielt super Diagonalbälle, hat allgemein ein super Passspiel. Und er ist körperlich robust“, sagt der gebürtige Düsseldorfer. Hin und wieder stoße Finndell auch in den Sechzehner vor, aber der Torgefährlichste sei er nicht. „Aber ab und zu macht er seine Tore. Und ich hoffe, er macht in Braunschweig die wichtigen für den Klassenerhalt“, sagt Tauer, der in Schweden auch als Experte und Kommentator für das Fernsehen arbeitet.

Deshalb hat er einen guten Überblick über das Geschehen in der Allsvenskan, so heißt die schwedische Topliga. Bei Djurgardens IF habe Finndell häufig im 4-3-3-System gespielt. „Aber er wird in Braunschweig gut reinpassen. Als Achter ist er perfekt, er kann aber auch auf der Sechs spielen“, erklärt Tauer.

Naturrasen in Braunschweig, statt Kunstrasen in Stockholm

Doch auf den Neuzugang der Braunschweiger wartet auch eine größere Umstellung. Viele Vereine in seinem Heimatland spielen auf Kunstrasen. Auch in der Tele2-Arena im Stadtteil Johanneshov ist solch ein Teppich verlegt. Tauer selbst brauchte damals eine gewisse Zeit, um mit den veränderten Bedingungen klarzukommen. „Es ist ein bisschen anderer Fußball auf Rasen, aber das wird seiner Spielweise zugutekommen“, ist sich der Ex-Löwe sicher.

Womit sich Finndell aber auskennt, sind große Emotionen. Tauer sagt: „Vielleicht sehe ich das durch meine Brille, aber Djurgardens ist für mich der größte Verein Schwedens, extrem gut geführt und mit einer großen Fanbase.“ Braunschweig ist deutlich kleiner als Stockholm. „Aber in meinen Augen ist das eine reine Fußballstadt. Das ist anders, aber er wird das schon hinkriegen“, sagt der ehemalige Profifußballer.

Tauer wünscht Finndell, dass er es in der Fußballstadt Braunschweig genießen kann

In der schwedischen Hauptstadt werben drei Erstligavereine um die Gunst der Menschen. AIK, der Arbeiterverein aus dem Norden, und Hammarby, ein „Hipsterverein“ mit vielen Fans. „Dort gehen die Leute hin, die Spaß haben wollen“, sagt Tauer. Djurgardens habe als Klub aus dem Stadtzentrum den Ruf, etwas versnobt zu sein.

In Braunschweig erwartet Finndell etwas anderes. Hier ist die Eintracht unumstritten die Nummer 1. „Ich wünsche ihm, dass er die Zeit genießen kann. Stockholm ist so riesig, da verläuft sich das, aber in Braunschweig reden alle über Fußball, du wirst als Spieler auch mal angesprochen. Dieses besondere Gefühl einer fußballverrückten Stadt soll er mitnehmen“, sagt Tauer, der hofft, dass sein Großcousin Niklas und Finndell mit Eintracht die Klasse halten.

Für diesen Fall prophezeit er seinem alten Klub auch eine bessere Zukunft. „Wenn sie ihn da irgendwie rauskaufen können, wäre das stark. Mit ihm und noch ein paar Neuen könnte die Eintracht wieder mal ein bisschen nach oben gucken“, sagt Tauer. Die Gegenwart heißt aber erst einmal Abstiegskampf. Und der geht am Samstag (13 Uhr) mit einem Auswärtsspiel bei Schalke 04 weiter.

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