Braunschweig. Die Braunschweiger starten gestärkt und angriffslustig in die zweite Saisonhälfte - die Defensive steht, und vorne bleibt einer heiß.

Fast auf den Tag genau einen Monat nach dem jüngsten Zweitliga-Spiel (2:1 gegen Kaiserslautern) startet die Eintracht in die Rückrunde. Am Freitag steht für die Braunschweiger die Reise in den Norden an, wo es die Mannschaft von Trainer Daniel Scherning von 18.30 Uhr an mit dem Herbstmeister Holstein Kiel zu tun bekommt. Auswärts beim Spitzenteam: Eine höhere Hürde hätte es für das Kellerkind wohl nicht geben können. Dennoch gehen die Blau-Gelben gestärkt und angriffslustig in die restlichen 17 Partien. Drei Erkenntnisse lieferte die einmonatige Winterpause.

1) Die Aufbruchstimmung hat es mit ins neue Jahr geschafft. Wer Anfang November noch an die Eintracht im Kampf um den Klassenerhalt geglaubt hat, der wandelte auf dem schmalen Grat zwischen grenzenloser Zuversicht und zeitweiligem Realitätsverlust. Das Team befand sich im freien Fall und war völlig verunsichert, die Lage in der Liga sah schier aussichtslos aus. Aber der Wind hat sich gedreht mit dem Trainerwechsel von Jens Härtel zu Daniel Scherning.

Der neue Trainer hat die wichtigste Statistik des Fußballs verbessert: den Punkteschnitt. Mit drei Siegen aus fünf Spielen stoppte er nicht nur den freien Fall, sondern beförderte den Braunschweiger Klub in der Tabelle auch wieder in Schlagdistanz zur Konkurrenz. Rostock (17 Punkte) und Kaiserslautern (18) sind für die Eintracht mit 14 Zählern wieder in greifbarer Nähe. Die Stimmung ist positiv.

Beide Winter-Testspiele gewann die Eintracht

Und sie ist es nach der Winterpause geblieben. Nicht nur auf dem Trainingsplatz, sondern auch in den beiden Testspielen, die beide gewonnen wurden: 3:1 gegen Werder Bremen und 1:0 gegen Jahn Regensburg. Nun darf man solche Erfolge gegen das Bundesliga-Team und den Drittliga-Spitzenreiter nicht überbewerten. Aber für einen Rücklauf des Selbstvertrauens sorgten die siegreichen Partien sicherlich nicht.

2) Die Defensive wirkt stabil. In den jüngsten fünf Partien (drei in der Liga, zwei in Tests) gab es nie mehr als ein Gegentor für die Blau-Gelben. Im jüngsten Testspiel gegen Regensburg stand sogar erstmals unter Scherning die Null in der Gegentrefferstatistik. Er finde, sagte Ron-Thorben Hoffmann nach dem 1:0 gegen den Jahn, „dass wir jetzt eine sehr gute defensive Stabilität haben“. Und der Torhüter sollte die Situation besonders gut beurteilen können.

Kurucay und Decarli kämpfen um den dritten Abwehrplatz

Die Dreierkette scheint zu stehen: Robert Ivanov und Ermin Bicakcic sind gesetzt, um den dritten Posten duellieren sich Hasan Kurucay und Saulo Decarli. Die Außenbahnspieler, die die letzte Reihe im Verteidigungsfall zu einer Fünferkette verstärken, heißen Anton Donkor (links) und Marvin Rittmüller (rechts). Dieses Personalgemisch soll für eine stabilere Defensive sorgen. Mit Spitzenreiter Kiel kommt auf Schernings Auswahl gleich eine der härtesten Prüfungen zu.

3) Rayan Philippe bleibt heiß. Seit dem 8. Dezember ist der 23 Jahre alte Franzose on fire. Da wurde der Angreifer von Scherning in Wiesbaden eingewechselt und wurde im Zusammenspiel mit Fabio Kaufmann zum Matchwinner dieser Partie. Ein Tor erzielte Philippe selbst, eines bereitete er vor. Auch im Spiel danach gegen den 1. FC Kaiserslautern gelang es ihm, an zwei Toren beteiligt zu sein. Wieder sorgte er für ein Tor und eine Vorlage.

Und die Winterpause tat seinem Formanstieg offenbar keinen Abbruch. Gegen Werder Bremen (3:1) traf Philippe erneut, gegen Regensburg erzielte er auch den einzigen Treffer der Partie.

Eintracht hat ein hammerhartes Auftaktprogramm

Eine Warnung: Das gute Gefühl, das in den vergangenen Wochen rund um die Eintracht entstanden ist, haben sich Spieler, Verantwortliche und Fans verdient mit einer klaren Leistungssteigerung und einem verbesserten Gemeinschaftsgefühl. Gute Gefühle sind die eine Seite der Medaille, harte Fakten die andere. Und da stehen Ergebnisse an allererster Stelle.

Die Eintracht hat ein hammerhartes Auftaktprogramm vor der Brust. Nach dem Auftritt in Kiel kommt Magdeburg vorbei, dann warten die Duelle gegen Karlsruhe, auf St. Pauli und gegen die Hertha. Sollte die blau-gelbe Gefühlswelt nach diesen Fünferpack noch immer positiv sein, dann hätte die Eintracht einen riesigen Schritt im Kampf um den Klassenerhalt getan.

Sportdirektor Benjamin Kessel.
Sportdirektor Benjamin Kessel. © regios24 | Darius Simka

Es dürfte bei der Eintracht aber nicht einfach so über Wochen weitergehen ohne zu ruckeln. Trainer Scherning, Sportdirektor Benjamin Kessel und Co. sollten sich darauf einstellen, dass zum Jahresstart auch mal Gegenwind kommen und es ungemütlicher werden könnte. Hoffnung macht, dass die Verantwortlichen in keinem Gespräch bisher blauäugig wirkten, sondern mit absoluter Klarheit ihre Situation bewerten: Die Eintracht wird aller Wahrscheinlichkeit nach bis zum Ende der Saison im Kampf um den Klassenerhalt stecken.

Das allein ist schon eine Erkenntnis, die im November kaum einer zu hoffen wagte. Denn da wirkten die Blau-Gelben bereits wie ein sicherer Absteiger. Jetzt gehen sie als angriffslustiger Herausforderer in die Rückrunde.

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