Braunschweig. Eintrachts jüngster Neuzugang ist mit dem Braunschweiger Aufstiegsheld von einst verwandt. Der Wahl-Schwede blickt zurück und voraus.

Als Eintracht Braunschweig in der vergangenen Woche Niklas Tauer als ersten Neuzugang des Winters vorstellte, dürften nicht wenige Fans des Fußball-Zweitligisten gedacht haben: „Bei dem Nachnamen, da klingelt doch was.“ Und in der Tat gibt es familiäre Bande zwischen der Leihgabe des FSV Mainz 05 und Jan Tauer. Der heute 40-Jährige stieg am Ende der Saison 2004/05 mit der Eintracht in die 2. Liga auf. Das Portal transfermarkt.de führt die beiden als Cousins. Doch ganz so direkt ist der Verwandtschaftsgrad nicht, wie Jan Tauer unserer Zeitung erklärt: „Niklas ist der Enkel vom Bruder meines Opas.“ Großcousin sagt man dazu in Schweden, der Wahlheimat des ehemaligen Fußball-Profis. Auch in Deutschland ist die Bezeichnung geläufig. Liverpool-Sportdirektor Jörg Schmadtke ist aber nur mit Jan Tauer verwandt – der vormalige Wolfsburger ist sein Onkel mütterlicherseits.

Eintracht Braunschweigs ehemaliger Spieler arbeitet fürs schwedische TV

Der rund 18 Jahre jüngere Niklas streifte sich in einem Video auf dem Instagram-Kanal der Eintracht jedenfalls schon einmal das Trikot seines Verwandten über. Der wiederum ist dem Fußballgeschäft noch immer verbunden. Vier Jahre lang trainierte er in Stockholm die Jugendmannschaft eines großen Vereins. „Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass das nicht ganz so meine Sache ist. Und durch Zufall bin ich dann in die Fernsehbranche hineingerutscht“, erklärt er. Dort fungiert er im schwedischen TV als Sportkommentator oder Experte. „Sogar eine Quiz-Show habe ich schon gemacht.“

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Irgendwie passt das zum ehemaligen Außenverteidiger. Zu seiner aktiven Zeit büffelte er in Braunschweig die Linie rauf und runter, schenkte den Gegenspielern nichts. Abseits des Rasens galt er stets als sympathischer, lockerer und unkomplizierter Typ. Das ist er bis heute geblieben. Und bis heute denkt er auch an seine Zeit in Braunschweig zurück.

2007 musste er den Klub verlassen. Braunschweig steckte im Abstiegskampf der 2. Liga und mit dem jungen Spieler ließ sich zumindest „ein bisschen Geld verdienen“, wie Jan Tauer es heute formuliert. Er wechselte in die erste schwedische Liga zu Djurgårdens IF und hatte dort drei tolle Jahre. In seinem letzten Spiel rettete er den Klub mit einem Tor vor dem Abstieg.

Eintracht Braunschweig bleibt für immer eine wichtige Station für Tauer

Braunschweig stieg nach Jan Tauers Abgang in die Regionalliga Nord ab. In der Saison verschliss der Klub fünf Trainer und tätigte unzählige Transfers. Der Wechsel tat dem Spieler seinerzeit auch weh. „Ich habe dort so tolle Menschen wie Bussi Skolik getroffen, der immer noch da ist. Das war meine erste richtige Profistation. Ich habe den Verein und die Fans geliebt. In einer richtigen Fußball-Stadt spielen zu dürfen, war etwas unfassbar Schönes“, verdeutlicht der gebürtige Düsseldorfer.

Mit der Eintracht warf er unter anderem Borussia Dortmund aus dem Pokal. Im legendären Spiel, als das Flutlicht ausfiel, schlug er die Flanke zum spielentscheidenden 2:1 durch Daniel Graf. „So etwas vergisst man nicht“, stellt er klar. Und auch die Braunschweiger Mentalität gefiel ihm. „Die Eintracht war immer ein Klub, zu dem Leute ins Stadion gekommen sind, die jeden Tag hart arbeiten. Und das einzige, das sie von uns erwartet haben, war, dass wir Spieler auch auf dem Platz ehrliche Arbeit abliefern“, sagt Tauer.

Auch der Eintracht ist er dankbar. Dort nahm seine Karriere nach Stationen bei seinem Heimatklub Fortuna Düsseldorf und dem KFC Uerdingen Fahrt auf. „Ohne die Eintracht hätte ich nie so eine Karriere gemacht. Ich bin kein Cristiano Ronaldo geworden, aber ich habe vom Fußball knapp 15 Jahre leben können. Braunschweig war der Einstieg. Dort habe ich gelernt, dass es auch mal wehtut, dass man auch mal auf der Bank sitzt, habe viel mitgenommen. Und ohne die Zeit bei der Eintracht hätte ich mich wohl nie ins Ausland getraut“, verdeutlicht der ehemalige Abwehrspieler.

Jan Tauer freut sich über Niklas Tauers Wechsel zu Eintracht Braunschweig

Noch heute hält er den Kontakt zum Team von einst – Jürgen Rische, Daniel Graf, Torsten Lieberknecht, Kosta Rodrigues, Nermin Celikovic und nicht zu vergessen Torjäger Ahmet Kuru. Immer wieder reist Tauer auch nach Deutschland. Er scoutet für schwedische Klubs in der 2. und 3. Liga. In der vergangenen Saison nahm er im Auftrag zweier Vereine den Braunschweiger Immanuel Pherai (jetzt Hamburger SV) unter die Lupe, mit dem der Eintracht schlussendlich der Klassenerhalt gelang.

Den Abstieg zu vermeiden, ist nun auch wieder die Mission, der sich Großcousin Niklas Tauer angeschlossen hat. Auch seinen Weg verfolgte Jan Tauer über die Jahre intensiv. Nach dem Wechsel nach Braunschweig sagt er: „Ich hoffe, mein Cousin zeigt sich von seiner besten Seite. Ich finde es überragend, dass er für Eintracht spielt. Das ist eine coole Geschichte. Und er ist ein super Spieler, der perfekt zum Verein passt und hoffentlich auf seine Spielzeit kommt“, sagt der ältere Tauer über den jüngeren.

Vor allem die Kampfstärke schätzt Jan an Niklas Tauer: „In Mainz hat er sehr viel gearbeitet, auch rustikal gespielt und die Zweikämpfe gesucht. Das ist es, was die Eintracht jetzt braucht. In so einer schwierigen Phase brauchst du Leute, die auch mal mit dem Kopf durch die Wand wollen – nur Schönspielen wird nicht reichen“, bekräftigt der 1,90-Meter-Hüne.

Jan Tauer will bei Spiel von Eintracht Braunschweig vorbeischauen

Er geht nicht davon aus, dass sein jüngerer Verwandter Erinnerungen an seine Braunschweiger Zeit hat. Schließlich war er da erst fünf oder sechs Jahre alt. „Ich hoffe, er schaut sich mal ein Highlight-Video von mir an“, scherzt Jan Tauer, der in der Rückrunde nun auf jeden Fall an der Hamburger Straße vorbeischauen will.

Er freut sich darüber, wie sich auch das Eintracht-Stadion entwickelt hat. Und über die Fans, die wie damals für eine tolle Stimmung sorgen. „Die Kurve ist ja der absolute Wahnsinn, was die für einen Alarm machen“, sagt Tauer. „Für jeden Spieler ist es doch toll, für so einen Traditionsverein zu spielen.“

Das macht nun Niklas Tauer. Mit den besten Wünschen seines Großcousins: „Das wichtigste sind die Punkte, um in der Liga zu bleiben und drei Teams hinter sich zu lassen. Dazu braucht es wenig Verletzte. Und auch meinem Cousin wünsche ich, dass er verletzungsfrei bleibt. Er hatte zuletzt viel Pech. Und ich hoffe, er spielt jetzt seine beste Rückrunde aller Zeiten.“