Braunschweig. Peter Vollmann, Aufsichtsrat sowie Präsidium und Jannis Nikolaou haben ganz schwere Monate beim Fußball-Zweitligisten hinter sich.

Das Fußball-Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu. Bei Eintracht Braunschweig war es turbulent. Wie so häufig. Vier unterschiedliche Trainer standen während der zwölf Monate für den Zweitligisten an der Seitenlinie: Michael Schiele, Jens Härtel, Marc Pfitzner und Daniel Scherning. Dass Letzterer den freien Fall des Teams stoppte, erlebte Peter Vollmann nur noch aus der Distanz mit. Er musste seinen Posten als Sport-Geschäftsführer abtreten, als er freigestellt wurde. Nach wochenlangem Hickhack, der „die Gremien“ beschädigte. Sie und Vollmann sind die Verlierer dieses Eintracht-Jahres. Genau wie Kapitän Jannis Nikolaou.

Peter Vollmann: Am 7. November war Schluss, es ging einfach nicht mehr weiter mit der Eintracht und ihrem Sport-Geschäftsführer nach knapp viereinhalb gemeinsamen und turbulenten Jahren. Aufstieg, Abstieg, Aufstieg, Klassenerhalt, katastrophaler Start in die aktuelle Saison. So lässt sich das sportliche Abschneiden der Ära Vollmann kurz und knapp zusammenfassen. Aber natürlich sind auch hier die Zwischentöne entscheidend, die Visionen und das Vertrauen in ebenjene.

Und das hatte deutliche Kerben erhalten. Wer Vollmann kritisieren wollte, der fand zahlreiche Gründe dafür: Die Kaderzusammenstellung erfolgte oft spät, eher auf Kurzfristigkeit als auf Perpektive und Entwicklung ausgerichtet. Seine Erklärungen lieferten auch oftmals Grund für Kritik. Zunächst fast nur in der Öffentlichkeit, später aber auch immer regelmäßiger in internen Runden.

Peter Vollmann hat sich vor der Kritik nie versteckt

Jedoch muss man Vollmann zugutehalten, dass er sich nie versteckt hat vor der Kritik. Selbst in den schwersten Momenten beantwortete er Anfragen und versuchte, differenzierte Analysen zu liefern. Nur: Was er sendete, fand kaum mehr Empfänger. Als dann mehrfach zahlreiche Anhänger „Vollmann raus“ forderten, entzog ihm der Aufsichtsrat vollends das Vertrauen. Und etwa 14 Monate früher als geplant musste der 65-Jährige seinen Platz räumen. Er ist einer der großen Verlierer dieses Jahres.

Die Jahreshauptversammlung der Eintracht ging gehörig schief.
Die Jahreshauptversammlung der Eintracht ging gehörig schief. © Sport | Leonard Hartmann

Die „Gremien“: Es hatte schon charakterschwache Züge, wie der gesamte Verein Vollmann in den dunklen Herbstwochen am Pranger stehen ließ. Teile der Fans hatten eine Einzelpersonen auserkoren und für den sportlichen Niedergang alleinverantwortlich gemacht. Niemand stand dagegen auf und nahm Partei ein für Vollmann. Und das in einem Klub, der eigentlich von seinem besonderen Gemeinschaftsgefühl leben sollte. Auch wenn der damalige Sport-Geschäftsführer es offenbar ablehnte, öffentlich unterstützt zu werden, hätten die „Gremien“ ihn da überstimmen und Zusammenhalt demonstrieren sollen. Wenn auch nur als symbolischen Akt.

So zeigte die Vollmann-Episode auf, dass die „Gremien“, also Aufsichtrat des Fußball-Teams und Präsidium des Gesamtvereins, auch zu den Verlierern dieses Eintracht-Jahres gehören. Zumal sie nicht nur in der Personalie kommunikativ patzten, sondern auch vorher alle richtungsweisenden Entscheidungen mindestens durchwinkten. Schieles und Vollmanns Vertragslängerungen zu Jahresbeginn beispielsweise. Oder Schieles Freistellung, die vom Aufsichtsrat initiiert gewesen sein soll. Vollmann hatte für diese Entscheidungen die öffentliche Prügel kassiert. Doch wenigstens mitverantwortlich waren dabei auch andere gewesen.

Dass die Jahreshauptversammlung abgebrochen werden musste, passte zur Lage

Dass dann im November noch die Jahreshauptversammlung wegen technischer Probleme in die Binsen ging, passte perfekt zum Eintracht-Jahr der „Gremien“. Wenngleich es hier anders war als in vielen Fällen zuvor: Die Fehler waren nicht hausgemacht, sondern von einem externen Dienstleister verursacht.

Jannis Nikolaou hat schwache Monate hinter sich.
Jannis Nikolaou hat schwache Monate hinter sich. © Getty Images | Cathrin Mueller

Jannis Nikolaou: Das erste Jahresdrittel verlief noch gut für den Routinier. Im März stocherte er in der letzten Spielminute den Ball über die Linie zum 1:0-Sieg über den großen Rivalen aus Hannover. Der Derbyheld hatte sich in die Geschichtsbücher des Klubs eingetragen und zugleich für immer in die Herzen der Fans eingebrannt. Doch danach kam nicht mehr viel Positives vom Deutsch-Griechen.

Seine Vertragsverlängerung flog ihm und der Eintracht um die Ohren. Er und der Klub wollten im Kampf um den Klassenerhalt ein emotionales Zeichen setzen und die Zusammenarbeit öffentlichkeitswirksam ausbauen. In der Pressemitteilung wurde jedoch zugleich mitgeteilt, dass der Vertrag bei Abstieg keine Gültigkeit mehr besitzen würde. Was für ein Zeichen sollte es dann sein? So verkam das vermeintliche Bekenntnis zu einer Farce.

Jens Härtel machte Jannis Nikolaou zum Kapitän

Härtel machte Nikolaou im Sommer dennoch zum Kapitän und somit zum Nachfolger von Legende Jasmin Fejzic, der seine Handschuhe an den Nagel gehängt hatte. Mit der Binde am Arm scheint der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler aber nicht klarzukommen. Seine Leistungen in der Hinrunde waren zumeist unterdurchschnittlich, dazu kamen eine rote und eine gelb-rote Karte. Zuletzt setzte ihn der neue Trainer Scherning nur noch als Teilzeitkraft ein. Klar: Nikolaou gehört zu den Verlierern dieses Eintracht-Jahres.