Braunschweig. Eintracht Braunschweigs Stürmer hat sich mit zwei Scorerpunkten für mehr Spielzeit empfohlen. So verläuft die Kommunikation mit ihm.

In Eintracht Braunschweigs Startelf hat Rayan Philippe noch nie gestanden. Bei seinen wettbewerbsübergreifend acht Einsätzen wurde der junge Franzose jeweils eingewechselt. Nach seinem Tor und seiner Vorlage beim 3:1-Erfolg gegen Wehen Wiesbaden dürfte er beim Fußball-Zweitligisten nun allerdings für einen Posten in der Anfangsformation infrage kommen. Das bestätigte auch Trainer Daniel Scherning in der Pressekonferenz vor dem Spiel: „Die Chancen stehen gut, wenn du so einen Impuls, so eine Duftmarke auf dem Platz gesetzt hast. Und das freut mich auch für ihn.“

Bis zum Freitag vor einer Woche war das Kapitel Braunschweig und Philippe noch ein unglückliches. Doch rechtzeitig zum Hinrundenfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern (Sonntag, 13.30 Uhr, Eintracht-Stadion) hat der Stürmer ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Zum allerersten Mal, seitdem er in der Löwenstadt weilt. Mit der Empfehlung von 33 Toren und 28 Vorlagen binnen einer Saison für den luxemburgischen Erstligisten Swift Hesperingen kam er im Sommer als Neuzugang zur Eintracht. Als er in der Vorbereitung im blau-gelben Trikot auflief, raunten auch zwei Manager anderer Zweitligisten auf der Tribüne: „Bei der Quote musstest du den ungesehen verpflichten.“

Rayan Philippe zahlt das Vertrauen von Daniel Scherning zurück

Ganz so lief es bei Eintracht natürlich nicht. Aber weder der im Herbst freigestellte Coach Jens Härtel noch Interimstrainer Marc Pfitzner und zunächst auch nicht der jetzige Übungsleiter Scherning hatten Verwendung für den 1,82-Meter-Mann, der anfangs sichtbar mit der neuen Liga und dem neuen Umfeld fremdelte. Erst in Wiesbaden nahm Scherning den Angreifer nach sechs Spielen in Folge auf der Tribüne wieder in den Kader. Und das Vertrauen wurde belohnt.

Vielleicht hat es einfach seine Zeit gebraucht, um in der neuen Umgebung anzukommen. Regelmäßig hat Philippe Deutschunterricht in der Geschäftsstelle am Eintracht-Stadion. Teamkollege Saulo Decarli, der auch in der Kabine neben ihm sitzt, fungiert als Übersetzer bei fußballspezifischen Themen. Ansonsten kann Philippe mit Scherning auf Deutsch und Englisch passabel kommunizieren. Auch der neue Eintracht-Coach spricht ein bisschen Französisch, belegte das Fach in der Schule. Aber der gebürtige Paderborner bekannte, dass dies nicht zu seinen Stärken gehörte. „Mein Französisch ist für die Zeit, die ich damit in der Schule verbracht habe, absolut skandalös“, sagte er und lachte.

Aber zurück zum Sport: Philippe, der in Nizza geborene Fußball-Profi, könnte mit mehr Selbstbewusstsein und Spielpraxis noch eine wertvolle Alternative im Kampf um den Klassenerhalt werden. Schon in den Wochen zuvor hatte Philippe gut trainiert, doch Scherning entschied sich für andere Akteure. „Aber wenn die Tür aufgeht und du die Chance hast, dann musst du sie nutzen“, sagte der Braunschweiger Trainer. Er schätzt die Qualitäten seines Schützlings im Strafraum. „Er hat diesen Riecher für die Situationen, ist dadurch schwierig zu verteidigen. Und ich bin froh, dass er da ist, nicht nur wegen Wiesbaden“, stellte der 40-Jährige klar, während er Daumen und Zeigefinger aneinanderrieb.

Ohne Fabio Kaufmann gegen den 1. FC Kaiserslautern

Seine Dynamik und seinen Riecher vor dem gegnerischen Gehäuse hat Philippe nun schon unter Beweis gestellt. Bisher war seine Begabung allenfalls in den Testspielen, vor allem beim 2:1-Erfolg über St. Pauli, aufgeblitzt.

Gegen Kaiserslautern fehlt aber der Spieler, der ihm seinen Treffer auflegte und zu dessen erstem Tor in Wiesbaden er die Vorlage gab. Fabio Kaufmann sah in Wiesbaden seine fünfte gelbe Karte. Er ist Braunschweigs Toptorjäger mit vier Treffern. Der 31-Jährige gehört zu den Dauerbrennern bei den Löwen. Nur Ron-Thorben Hoffmann, Robin Krauße, Johan Gómez und Anton Donkor erhielten bislang mehr Spielzeit. „Fabio hat gezeigt, dass er in der 2. Liga Spiele beeinflussen kann. Ich habe eine hohe Erwartungshaltung – auch defensiv macht er es sehr gut“, sagte Scherning. Diesmal muss er auf seinen wichtigen Akteur verzichten.

Phillipe hat erst 158 Minuten im Eintracht-Trikot absolviert. Am Sonntag werden vermutlich ein paar dazukommen.