Braunschweig. Schlechte Ergebnisse, erratische Aufstellungen, wenig Emotionen, kaum Kommunikation: Härtels Aus in Braunschweig ist folgerichtig.

Mit Jens Härtels Freistellung legte die Führungsriege Eintracht Braunschweigs eine kommunikative 180-Grad-Wende hin. Nach dem 1:3 gegen den SC Paderborn vor zwei Wochen klang Sport-Geschäftsführer Peter Vollmann in der Bewertung der Trainer-Personalie so: „Wir sind auf dem richtigen Weg und müssen diesen weitergehen.“ Und Aufsichtsrats-Boss Jens-Uwe Freitag sagte: „Jens Härtel macht aus meiner Sicht eine sehr strukturierte, intensive Arbeit, er setzt wirklich leistungsorientiertes Training durch, mit hohem eigenen Einsatz und ich bin sehr zuversichtlich, dass er die Mannschaft so weiter auf das nächste Level entwickeln kann, dass wir unsere Spiele erfolgreicher gestalten.“

Nur ein Spiel später ist diese Überzeugung verschwunden. Der Härtel-Fall. Das 0:3 am Freitag in Elversberg war in allen Facetten schlecht und erforderte Konsequenzen. Härtels Freistellung wurde am Montag offiziell, er ist nach Michael Schiele der zweite Trainer, der die Eintracht in diesem Kalender-Jahr verlassen muss. Nach unseren Informationen teilte Vollmann dem im Sommer von ihm ausgewählten Trainer und dessen Assistent Ronny Thielemann am Sonntagabend das Aus mit. Am Montagvormittag verabschiedete sich Härtel von seinem Team. Für ihn dürfte es nach den Entwicklungen des Wochenendes eine Erlösung sein.

Jens Härtel geht mit einer historisch schlechten Punktausbeute

Die Ergebnisse: Härtel ist an einer Vielzahl von Problemen gescheitert. Vornehmlich sprachen die Ergebnisse gegen ein „Weiter so“. Von elf Pflichtspielen unter seiner Regie gewann die Eintracht nur ein einziges: Ende August gegen Schalke 04. In der langen Geschichte des Traditionsklubs gibt es nicht viele Trainer mit einer schlechteren Punkteausbeute als Härtel. Gleichwohl ist er daran freilich nicht allein schuldig.

Gegen den FC Schalke jubelte Jens Härtel ein einziges Mal.
Gegen den FC Schalke jubelte Jens Härtel ein einziges Mal. © regios24 | Darius Simka

Die Aufstellungen: Denn der von Vollmann zusammengebastelten Mannschaft fehlt es in der Kombination an ausreichend Zweitliga-Qualität. Individuell haben viele Spieler das Potenzial, in der Liga zu bestehen, aber in der aktuellen Zusammenstellung bei der Eintracht reicht es nicht. Härtel ist jedoch vorzuwerfen, dass er die Möglichkeiten, die ihm sein Kader geboten hätte, nicht kreativ ausnutzte. Florian Krüger beispielsweise durfte noch nicht ein Spiel im Mittelsturm, seiner ausgewiesenen Parade-Position, machen. Darüber hinaus traf Härtel erratische Entscheidungen: Er warf Spieler von der Tribüne in die Startelf, ließ Joker nach guten Einsätzen auf der Bank und sorgte so auch für Unverständnis innerhalb des Teams.

Die Kommunikation: Zumal diese Entscheidungen, so ist zu hören, oftmals ohne die ganz große Empathie getroffen wurden. Eine völlig verunsicherte Mannschaft braucht nicht nur klare Trainer-Entscheidungen, sondern teilweise auch kluge Moderation und zwischenmenschliche Streicheleinheiten. Die soll Härtel intern nicht immer gezeigt haben. Und extern war sein Auftritt oftmals auch nicht von positiver Energie geprägt. Er wirkte eher in sich gekehrt als extrovertiert und energisch.

Jens Härtel bekam auch die Fans nie hinter sich

Die Emotionen: Dass der Klub mit Härtel ein emotionales Gegenstück zu Schiele erhalten würde, war klar. Härtel als harter Analytiker mit einem klaren fußballerischen Plan folgte auf Schiele, der es über lange Zeit schaffte, die Blau-Gelben heiß zu machen und anzuspitzen. Mit diesen Emotionen bekam Schiele auch die Fans hinter sich. Härtel schaffte das nicht. Nach dem 0:3 in Elversberg trat die Mannschaft vor den mit rund 1000 Fans außergewöhnlich gut besuchten Gästeblock, um sich dem Groll zu stellen. Nur: Die meisten Fans waren gar nicht mehr da. Es war ihnen schlichtweg egal geworden. Resignation der Anhänger als Höchststrafe für die Profis, die dem Trainer nun das Amt kostet.

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