Braunschweig. Der Isländer soll den Löwen mehr Kreativität verleihen – aber auch mitarbeiten. Härtel wünscht sich aber noch einen Spieler für eine andere Position.

Wenn das Transferfenster langsam schließt, ist stets viel Aufregung zu spüren. Wo braucht der Kader noch Verstärkung? Welcher Spieler würde passen? Wer will vielleicht noch gehen? Bei Eintracht Braunschweig ist das in diesem Sommer nicht anders. Am Freitag um 18 Uhr heißt es: Rien ne va plus. Für die deutschen Profi-Fußball-Klubs geht dann nichts mehr. Bei den Blau-Gelben haben sie noch etwas Kreativität für das Mittelfeld gesucht – und sind in Thórir Jóhann Helgason fündig geworden. Möglich ist aber, dass der Isländer nicht die letzte Transferaktivität der Löwen darstellt.

Der 22-Jährige kommt von US Lecce aus der italienischen Serie A. Dort steht er noch bis 2025 unter Vertrag, kommt nun per Leihe bis zum Saisonende nach Braunschweig. Die Löwen haben sich aber eine Kaufoption gesichert. „Wir bräuchten schon im zentralen Mittelfeld noch jemanden, der offensiv, aber auch in die andere Richtung mitarbeitet. Also einen Achter“, sagte Jens Härtel am Donnerstagvormittag.

Eintracht Braunschweig braucht noch Kreativität im Mittelfeld

Passt diese Beschreibung auf Helgason? „Der würde in das Profil passen“, sagte der Eintracht-Coach und lachte. Ein paar Stunden später war der Transfer offiziell. Der 1,87-Meter-Mann ist im zentralen Mittelfeld beheimatet. Dort ist beim Fußball-Zweitligisten zuletzt ein entscheidendes Element etwas zu kurz gekommen: der Übertrag von der Defensive in gefährliche Offensivräume. Johan Gómez hat in den vergangenen Spielen angedeutet, dass er für diese Aufgaben durchaus Potenzial mitbringt. Doch konnte er das Loch, das der Abgang von Immanuel Pherai hinterlassen hat, noch nicht lückenlos ausfüllen.

Er kommt jetzt hier in ein neues Land, ein neues Umfeld. Ganz so einfach ist das nicht. Aber grundsätzlich bringt er schon ein paar Fähigkeiten mit, bei denen ich sage, die könnten uns helfen
Eintracht-Trainer Jens Härtel über Thórir Jóhann Helgason

Allerdings hat die Eintracht auch keinen reinen Spielmacher gesucht. Die nämlich, so Härtel, „gibt es im Fußball nur noch ganz selten“. Der Neue muss vorne Akzente setzen können, aber auch nach hinten mitmachen, sich mit den Kollegen ergänzen. „Jannis Nikolaou“, nannte Härtel als Beispiel, „ist ein Stück weit defensiver.“ Gleiches gilt für Robin Krauße – und Sebastian Griesbeck sowieso. In der Zentrale war Gómez bislang die offensivste Kraft in Härtels Kader. Hinzu kommt aber auch noch Danilo Wiebe. Mal sehen, wie es dem Isländer gelingen wird, diese Aufgabe zu erfüllen. Schließlich ist er erst 22 Jahre alt. Jung in Jahren, hat er dennoch schon einiges erlebt in seiner Laufbahn. Mit Lecce ist er im Sommer 2022 in die Serie A aufgestiegen. Ein Tor und eine Vorlage hat Helgason zu diesem Erfolg beisteuern können.

Thórir Jóhann Helgason lief auch schon gegen Deutschland auf

Seither durfte er 12 Mal in der höchsten Spielklasse im Land des amtierenden Europameisters mitspielen – ohne direkte Torbeteiligung allerdings. „Er kommt jetzt hier in ein neues Land, ein neues Umfeld. Ganz so einfach ist das nicht. Aber grundsätzlich bringt er schon die Fähigkeiten mit, bei denen ich sage, die könnten uns helfen“, sagt Härtel.

Vor seinem Italien-Engagement spielte Helgason in der Heimat. Für Island bestritt er bereits 16 Länderspiele. Eines davon gegen die DFB-Auswahl. Beim 0:4 im September 2021 stand er über die komplette Spieldauer auf dem Platz. Bis zuletzt hatten die Braunschweiger nach Informationen unserer Zeitung auch noch Michael Martin vom SV Ried aus der 2. Liga Österreichs auf dem Zettel. Das Rennen aber machte Helgason.

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Holt Eintracht noch einen Außenbahnspieler?

Mit Last-Minute-Transfers aus Italien hat die Eintracht in der Vorsaison gute Erfahrungen gemacht. Da kam Filip Benkovic von Udinese Calcio. Der Innenverteidiger war eine Soforthilfe. Es muss sich erst noch zeigen, ob Helgason das auch sein wird.

War‘s das dann mit den Transferaktivitäten der Braunschweiger? Nicht unbedingt. Denn noch sieht Härtel auch in einem anderen Bereich Bedarf. Nach jemandem, „der beide Außenbahnen bekleiden kann“ halte die Eintracht noch Ausschau. „Das ist es, was wir noch suchen. Denn wenn dort Spieler ausfallen, würden wir Probleme kriegen“, sagte der Trainer.

Weiterer Transfer nicht ausgeschlossen

Mit diesen Spielern meint der 54-Jährige Jan-Hendrik Marx, Marvin Rittmüller, Anton Donkor und Niko Kijewski. Jede der zwei Außenschienen ist bei den Braunschweigern doppelt besetzt. Zumindest, wenn nicht noch ein anderer Klub erfolgreich um einen der Spieler buhlt.

Durch den Helgason-Transfer hat Eintracht Braunschweig nun einen Mittelfeldspieler gefunden. Möglich, dass es nicht der finale Akt der Löwen in diesem Transfersommer gewesen ist. Bis Freitag um 18 Uhr ist das Fenster noch geöffnet. Danach geht nichts mehr...