Braunschweig. Auch Anhängern, die ihre Karte zum Originalpreis weiterverkaufen wollen, kann Post vom Anwalt drohen. Die sollen aber „nicht im Fokus“ stehen.

Bei solchen Preisen klappt schon einmal die Kinnlade herunter. 410 Euro will ein Anbieter bei der Ticketplattform Viagogo für eine Karte für das Spiel zwischen Eintracht Braunschweig und Schalke 04 am Sonntag haben – für einen Platz auf der Gegengerade. Das ist mehr als das Zehnfache des Originalpreises. Händler, die Eintrittskarten über solche Wege anbieten, machen einen ordentlichen Reibach. Deshalb hat sich der Fußball-Zweitligist dazu entschlossen, erneut die Sinne der eigenen Fans für den Schwarzmarkt-Handel zu schärfen.

Online-Verkauf von Tickets: Auch bei Originalpreis kann Post vom Anwalt drohen

Erst kürzlich rief der Klub seine Anhänger noch einmal dazu auf, für den Verkauf nicht genutzter Tickets die offizielle Verkaufsbörse zu nutzen. Geschieht das nicht, können Konsequenzen drohen – „von der Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung, über die ersatzlose Sperrung der betroffenen Tickets, der entschädigungslosen Verweigerung des Zutritts zum Eintracht-Stadion bis hin zur Verhängung von Vertragsstrafen und/oder Ausschluss vom zukünftigen Ticketkauf“, heißt es in einer Mitteilung.

Oberstes Ziel sei es, die Fans zu schützen. Was aber, wenn jemand seine Karte anbietet, ohne sich bereichern zu wollen? Vielleicht, weil er kurzfristig aus persönlichen Gründen nicht ins Stadion kann. „Auf uns sind auch schon Fans zugekommen, die Post vom Anwalt bekommen haben, weil sie Tickets zum Originalpreis angeboten haben“, berichtet Mario Goldmann, Vorsitzender der Fanabteilung der Blau-Gelben. Die Anhänger würden teilweise die Hintergründe gar nicht kennen, weshalb dieses Verfahren „schwierig“ sei.

Wer Karten weiterverkauft, verstößt gegen AGBs

Dieses Vorgehen ist aber rechtens. Denn wer eine Eintrittskarte erwirbt, verstößt gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, wenn er sie weiterverkauft – ob mit Gewinn oder nicht. „Generell gibt es die Vertragslage her, wenn die Tickets vom Käufer öffentlich – zum Beispiel im Internet – angeboten werden. Die Klubs müssen hauptsächlich auf vertraglicher Grundlage gegen die Wiederverkäufer vorgehen“, erklärt Josias Schreyer.

Der Jurist arbeitet bei der Rechtsanwaltskanzlei Lentze Stopper, die Eintracht in solchen Fällen vertritt. Schreyer fügt an: „Wir sind sehr bedacht darauf, jeden Fall individuell zu prüfen. Von einer ,Strafe‘ ist per se auch nicht die Rede. In den von uns aufgegriffenen Fällen werden lediglich die durch die rechtliche Verfolgung entstandenen Rechtsanwaltskosten weitergegeben, die nur in ganz seltenen Fällen in voller Höhe geltend gemacht werden.“

Eintracht Braunschweig will Unwissende schützen

In diesen Tenor stimmt auch die Eintracht ein. Fans, „die aus Unwissenheit ihr Ticket zum Originalpreis oder darunter im Netz anbieten“ sollen nicht im Fokus stehen. „Trotzdem stellt diese Verfahrensweise ein Problem dar, weil auf diese Weise angebotene Karten oft bei unseriösen Händlern landen“, sagt Luca Podlech aus Eintrachts Presseabteilung.

Denn eigentlich geht es darum, den gewerbsmäßigen Verkauf einzudämmen. Dazu gehört aber auch, den Schwarzmarkt-Händlern die Versorgung zu nehmen. Denn die können die Tickets von genannten „Unwissenden“ aufkaufen, um ihren Bestand zu füllen. Ein weiteres Problem stellt die Anonymität des Internets dar. Es kann schwierig sein, nachzuvollziehen, wem man da eine Karte verkauft. Und da können auch verbandsrechtliche Probleme entstehen. Die Klubs sind dazu angehalten, die Fan-Gruppen zu trennen – aus Sicherheitsgründen. Man stelle sich vor, beim Derby mit Hannover 96 kaufen diverse Gästefans unbemerkt Tickets für den Heimbereich ...

Fans sehen „Hemmschuh“ bei Eintrachts Ticketbörse

Die großen Fische zu fangen, diejenigen, die für das Schalke-Spiel 410 Euro verlangen, ist aber auch aus anderen Gründen schwierig. Durchaus gibt es Erfolge zu verbuchen. Etwa durch Testkäufe oder Befragungen. Aber: „Da ist zum Schutze der Verbraucher und Fans auch die Politik gefragt, weil es in Deutschland leider immer noch kein Gesetz gibt, das den nicht autorisierten Handel mit Tickets, insbesondere den mit hohen Aufschlägen, ausdrücklich untersagt“, erläutert Schreyer.

Eintracht rechnet „aufgrund der Ligazusammensetzung in der aktuellen Saison“ mit einer weiteren negativen Entwicklung in Sachen Ticket-Schwarzmarkt. Die Fans aber sehen auch in der klubeigenen Verkaufsbörse ein Problem. „Wir gehen davon aus, dass die zusätzliche Gebühr ein Hemmschuh werden kann und Fans nicht motiviert, den angedachten Weg mitzugehen“, sagt Goldmann. Diese Servicegebühr wird für jeden Käufer in Höhe von 15 Prozent auf den Originalpreis geschlagen. Goldmann fügt aber an: „Jetzt ist wenigstens klar, wie die Spielregeln sind.“

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