Braunschweig. Der Österreicher erfüllt sich bei Eintracht Braunschweig ein Ziel und nimmt den Konkurrenzkampf im Tor des Fußball-Zweitligisten an.

Verkrampft ist eine Beschreibung, die auf Tino Casali ganz und gar nicht passt. Das wird schon in den ersten Sätzen nach dem „Servus“ zur Begrüßung klar – mit der charakteristischen Färbung des österreichischen Dialekts natürlich. Der 27-Jährige verließ zum ersten Mal in seiner Karriere die Alpenrepublik, um im Ausland zu arbeiten und schloss sich Eintracht Braunschweig an. Das war eines der großen Ziele, die der Torhüter verfolgt.

Ein anderes ist Spielzeit – wie bei jedem Fußballer. Für Keeper ist es aber ungleich schwieriger als für Feldspieler, einmal eine Chance zu bekommen. Zumindest, wenn sie nicht Stammschlussmann sind. Beim Fußball-Zweitligisten ist davon auszugehen, dass Ron-Thorben Hoffmann die Nase im Torhüter-Rennen ein Stück weit vorne hat. Der 24-Jährige hatte im Laufe der Rückserie der Vorsaison Jasmin Fejzic im Braunschweiger Kasten abgelöst – und durch gute Leistungen überzeugt.

Tino Casali geht gegen Ron-Thorben Hoffmann erst einmal als Herausforderer an den Start

Casali geht also erst einmal als Herausforderer an den Start. „Das ist ja normal. Ich denke, jeder Klub hat zwei gleichwertige Nummer-1-Torhüter. Und so ist es auch in Braunschweig. Der Bessere wird dann spielen. Dass es Konkurrenz gibt, ist ja ganz normal“, sagt Casali und fügt an: „Man kann auch nicht erwarten, wenn man aus Österreich nach Deutschland kommt, dass man die klare Nummer 1 ist. Daher nehme ich den Konkurrenzkampf an und freue mich, dass ich hier bin.“

In der Heimat war das anders. Beim SCR Altach war der 1,92-Meter-Mann in den vergangenen zwei Jahren Stammkeeper, wurde dort auch vom deutschen Weltmeister Miroslav Klose trainiert. Dennoch verließ er die Komfortzone. Denn einmal im Ausland zu arbeiten ist schließlich der Traum vieler Menschen. Nur haben professionelle Athleten eine größere Chance, diesen auch zu verwirklichen.

„Deutschland war schon das große Ziel und der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt“

Und dann bietet Fußball-Deutschland auch noch eine größere Bühne. „Deutschland ist nicht exotisch“, sagt Casali, „aber schon das Nummer-1-Ziel für jeden österreichischen Fußballer. Auch wegen der Sprache – der ziemlich ähnlichen Sprache zumindest. Daher war das schon das große Ziel und der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt.“

Der richtige Zeitpunkt war vor sechs Jahren offenbar noch nicht gekommen. Im Frühjahr 2017 durfte sich der Keeper schon einmal bei den Löwen beweisen, durfte ein Probetraining absolvieren. Zur Zusammenarbeit kam’s damals nicht. Nun sein Casali „im besten Alter“ für den nächsten Schritt.

Auf menschlicher Ebene wird Tino Casali ganz sicher keine Probleme haben, Anschluss zu finden

An die etwas flachere geographische Umgebung außerhalb der Alpenrepublik hatte er sich schnell gewöhnt. „Das geht schon. Ich habe sieben Jahre lang in Wien gelebt. Daher kenne ich das Flachland schon auch“, sagt Casali. Wie oft er schon auf diesen prägnanten Dialekt angesprochen wurde? „In Österreich noch nie“, erzählt der 27-Jährige und lacht, „hier manchmal, aber ich gebe mir Mühe.“

Auf menschlicher Ebene wird Tino Casali ganz sicher keine Probleme haben, Anschluss zu finden. Nun muss sich zeigen, wie’s sportlich laufen wird. Er jedenfalls möchte auf sich aufmerksam machen – auf einem höheren Level als in Österreich. Einfach wird das nicht. Besonders für einen Torhüter. Umso wichtiger ist es für Fußballer dieser Position, stets bereit zu sein. Denn wenn die Chance kommt, liefern sie besser gute Leistungen.

„Ich denke, österreichische Fußballer sind sehr beliebt in Deutschland“

Generell ist der deutsche Fußballer für seine Landsleute mittlerweile ein gutes Pflaster. Diverse Österreicher haben sich hier zu Topspielern entwickelt. Etwa Patrick Wimmer vom VfL Wolfsburg. Oder Xaver Schlager, der im vergangenen Sommer aus der VW-Stadt zu RB Leipzig gewechselt ist. Oder David Alaba – Ex-Münchner und mittlerweile in Diensten von Real Madrid, um einmal das wohl prominenteste Beispiel zu nennen.

Dass es auch für ihn mal so hoch hinausgehen wird, will Casali freilich nicht behaupten. Aber er hätte nichts dagegen, wenn seine Karriere noch etwas mehr an Fahrt gewinnt. „Ich denke, österreichische Fußballer sind sehr beliebt in Deutschland. Daher hoffe ich, dass ich der nächste bin, der dann irgendwann einmal sehr beliebt ist“, sagt er. Fußballerisch bleibt abzuwarten, ob das klappen wird. Sonst wird Casali sicher keine Anpassungsschwierigkeiten haben.