Braunschweig. Der Neuzugang schlug für Braunschweig besser dotierte Optionen aus - zuvorderst aus sportlichen, aber etwas auch aus privaten Gründen.

Jedes Team braucht Anführer. Jene Spieler, die vorweggehen – in der Kabine und auf dem Feld. In der Regel sind das Profis, die in ihrer Karriere schon etwas erlebt haben, die meist auch schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben. Dieses Profil erfüllt Sebastian Griesbeck. Und der Neuzugang von Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig hat Bock auf eine Führungsrolle.

Es ist freilich auch nicht das erste Mal, dass er eine solche in einem seiner Klubs annimmt. 54 Mal lief der 32-Jährige schon in der Bundesliga auf. In 210 Partien kickte er im Unterhaus. Gerade für einen Klub, dessen Primärziel der Klassenerhalt ist, braucht es solche Spieler. Und Erfahrungen im Abstiegskampf hat Griesbeck in der Vorsaison auch schon gesammelt. Auch wenn das vorher eigentlich nicht zu erwarten war. „Aber es war auch dort nach ein paar Spielen so, dass Dinge, die im Kampf um den Klassenerhalt wichtig sind, gefragt waren. Die versuche ich jetzt auch, voll einzubringen“, sagt er bezogen auf die vergangene Spielzeit, in der er mit Greuther Fürth auch lange um den Klassenerhalt kämpfen musste.

Sebastian Griesbeck will bei Eintracht Braunschweig mit Präsenz auf dem Platz führen

Diese und die Erfahrungen aus seinen übrigen neun Jahren in den drei höchsten deutschen Spielklassen „will ich mit einbringen, versuchen zu führen und den anderen etwas mitzugeben. Vor allem mit der Präsenz auf dem Platz will ich vorleben, wie es zu laufen hat.“

Auf welcher Position im taktischen Konstrukt er das tut, ist Griesbeck übrigens egal: „Da müssen Sie den Trainer fragen – die übliche Antwort (lacht). Ich fühle mich auf beiden Positionen wohl.“ Mit „beiden Positionen“ meint der gebürtige Ulmer die Innenverteidigung und das defensive Mittelfeld.

Mit Anthony Ujah hat Sebastian Griesbeck bereits bei Union Berlin zusammengespielt

Wenn ein Trainer über flexibel einsatzbares Personal verfügt, ist das sicher nicht schädlich. Dass Eintracht-Coach Jens Härtel auf Griesbecks Dienste bauen darf, hat verschiedene Gründe. Zum einen waren es die Gespräche mit der Sportlichen Leitung der Braunschweiger und Härtel selbst, die den Rechtsfuß zum Wechseln an die Oker bewogen haben.

Und dann gab’s da noch den Austausch mit Kollegen. Mit Anthony Ujah hat Griesbeck bereits bei Union Berlin zusammengespielt. „Direkt am Telefon haben wir uns nicht über Braunschweig ausgetauscht“, sagt Griesbeck dennoch, „aber wir haben kurz vor dem Ende der Vorsaison gegeneinander gespielt. Ich kenne auch mehrere Spieler aus dem Team schon und auch einige, die vorher schon hier waren. Natürlich spricht man dann. Alle haben mir viele gute Dinge über Braunschweig gesagt.“

Ob auch jemand etwas Schlechtes über seinen jetzigen Arbeitgeber gesagt hat? „Nein“, sagt Griesbeck und lacht. Andere Optionen hatte er aber durchaus. Der 32-Jährige hatte aber auch davor „schon ein wenig nach Braunschweig geschielt“. Denn ein Argument konnte kein Interessent ausstechen.

Sebastian Griesbecks Freundin ist Nationalspielerin Kathrin Hendrich vom VfL Wolfsburg

Privat nämlich hatte der Wechsel in die Löwenstadt einen äußerst erfreulichen Nebeneffekt. Griesbecks Freundin nämlich ist Kathrin Hendrich. Und die spielt auch Fußball. Sehr erfolgreich sogar – und zwar für den VfL Wolfsburg. Den Hauptausschlag für die Entscheidung pro Eintracht Braunschweig habe dieser Umstand zwar nicht gegeben. Aber: „Das spielt natürlich auch eine Rolle und ist das i-Tüpfelchen. Ich bin in einem geilen Verein mit einer geilen Truppe. Da freue ich mich drauf. Und dass es privat jetzt auch noch passt – im Moment sieht alles sehr gut aus.“ Nach Informationen unserer Zeitung ließ Griesbeck sogar höherdotierte Angebote sausen, um nach Braunschweig zu kommen.

Das ist ja zunächst einmal erfreulich. Nun muss es auch sportlich noch passen. Noch ist kaum abzuschätzen, auf welchem Niveau sich die Blau-Gelben bewegen werden. Zu jung ist die Vorbereitung, zu unfertig der Kader. Ein paar Neuzugänge werden noch kommen. Zudem sind einige Spieler noch von Verletzungen und deren Nachwirkungen gehandicapt.

Das ausgegebene Ziel der Eintracht ist der Klassenerhalt in der 2. Bundesliga. Genau wie vor der vergangenen Saison. Da reichte es. Wenn auch hauchzart – mit einer Mannschaft, die sich über die Ziellinie schleppte, und Fans, die sich mal wieder die Fingernägel bis zur Wurzel heruntergekaut hatten. In der neuen Punktrunde darf’s also gerne etwas souveräner werden. Sebastian Griesbeck will und muss seinen Teil dazu beitragen. Da können ein gewisses Maß an Erfahrung und Führungsqualitäten ganz sicher nicht schaden.