Braunschweig. Der in Finnland lebende Eintracht-Fan Jussi-Pekka Rode ordnet Neuzugang Robert Ivanov ein, grenzt aber ein: Er kann Benkovic nicht ersetzen.

Das war ein „Super-Zufall“, sagt Jussi-Pekka Rode. Der 39-Jährige Deutsch-Finne lebt seit vielen Jahren in Helsinki und erlebte am Freitagabend im Olympiastadion der finnischen Hauptstadt live und hautnah jenen Spieler, den Eintracht Braunschweig, Rodes Herzensverein, vormittags noch verpflichtet hatte: Robert Ivanov. „Da habe ich natürlich ganz genau hingeschaut“, sagt der Eintracht-Fan, der den Blog „2hundert10.de“ unter dem Namen „Blaugelbe Datenwelt“ betreibt.

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Rode ist aber nicht nur ein reiner Fußballfan, sondern auch zertifizierter Analyst. Seine Recherchen und Beobachtungen zu Ivanov und der Eintracht ergeben eine interessante Paarung. „Roba“, wie Ivanov in Finnland genannt wird, „ist ein Kämpfertyp, ein Balleroberer, der die Zweikämpfe gewinnt und generell ein gutes Defensivverhalten mitbringt“, sagt Rode.

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So viel zu seinen fußballerischen Stärken. Darüber hinaus passe laut dem Deutsch-Finnen auch die Mentalität des Verteidigers nach Braunschweig. „Er gratuliert und pusht seine Mitspieler nach einer geglückten Grätsche und nimmt das Publikum mit“, sagt Rode. Die Spielweise der finnischen Nationalmannschaft und die der Eintracht sei vergleichbar. „Es geht bei beiden ums aufopferungsvolle Kämpfen“, sagt Rode. „Da passt ,Roba’ gut rein.“

Allerdings sei Ivanov nicht mit Filip Benkovic zu vergleichen, grenzt der Analyst ein. „Eins zu eins kann er ihn bestimmt nicht ersetzen, dazu fehlt Qualität.“ Auch mit dem Ball am Fuß machte Rode einige Schwächen bei seinem Landsmann aus. „Aber wenn Ivanov in der Abwehr mit einem Verteidiger kombiniert wird, der mehr mit dem Ball anfangen kann, dann kann es dennoch sehr erfolgreich sein.“ Zuletzt kam der 28-Jährige sowohl bei seinem Verein Warta Posen als auch in der finnischen Auswahl in der Dreierkette zum Einsatz – entweder in der Mitte oder auf der linken Seite. „Er kann aber auch in der Viererkette spielen“, sagt Rode.

Mit den Finnen schaffte Ivanov in der jüngeren Vergangenheit Historisches. Erstmals waren die Nordeuropäer im Jahr 2021 bei einer EM-Endrunde dabei. In den drei Gruppenspielen gegen Dänemark (1:0), bei dem Christian Eriksen einen Herzstillstand erlitt, Russland (0:1) und Belgien (0:2) kam der Verteidiger aber nicht zum Einsatz. Seither ist er allerdings gesetzt bei dem Team, das den Finnen gerade richtig Freude bereitet.

Die erstmalige EM-Teilnahme habe Lust gemacht auf mehr – und ein Neu-Braunschweiger ist mittendrin

Am Freitag beim 2:0 gegen Slowenien war das Olympiastadion in Helsinki ausverkauft. „Die Stimmung war bombastisch“, sagt Rode. „Die Nationalmannschaft war hier noch nie so populär wie jetzt, rund um die Spiele ist alles Blau und Weiß in der Stadt.“ Ganz im Gegenteil zur deutschen Auswahl, deren Beliebtheitswerte Richtung Gefrierpunkt gehen.

Aber die finnischen Spieler und ihre Fans seien beide „hungrig“, so Rode. Die erstmalige EM-Teilnahme habe Lust gemacht auf mehr – und ein Neu-Braunschweiger ist mittendrin.

In seiner Heimat kommt Rode nun eine wichtige Rolle zu. Finnische Fußballfans sind es zwar gewohnt, dass ihre Idole ins Ausland wechseln, um sich dort weiterzuentwickeln. Aber in Braunschweig war noch nie einer. Daher muss Rode vermitteln und seinen Landsleuten Fragen beantworten: Was ist das da mit der Eintracht? Sind die gut? Wie stark ist die Liga? „Die Leute wollen alles über ,Robas’ neuen Verein wissen.“

Braunschweig stand bisher nicht im Mittelpunkt der reisefreudigen Fußballfans

Der deutsche Fußball genieße in Finnland zwar längst nicht so einen hohen Stellenwert wie etwa die britische Premier League, aber die Beliebtheit wachse stetig an, sagt Rode. Bochum, Union und Mainz hätten finnische Fanklubs. Regelmäßig bevölkerten Fußballtouristen aus dem hohen Norden die Stadien der Bundesrepublik.

Aber Braunschweig stand bisher nicht im Mittelpunkt der reisefreudigen Fußballfans. Das ändert sich vielleicht durch den Neuzugang aus Finnland. Für Rode ist klar: Der Name Ivanov steht hinten auf seinem neuen Trikot. „Ich verfolge die Eintracht seit mehr als 20 Jahren, in denen wir Spieler aus Dänemark, Norwegen und Schweden hatten, aber aus Finnland noch nie. Daher geht jetzt auch ein Kindheitstraum von mir in Erfüllung.“