Braunschweig. Warum jetzt? Warum überhaupt? Wer wird Nachfolger? Peter Vollmann nimmt Stellung zu den wichtigsten Fragen rund um Eintracht Braunschweig.

Wer in den Wochen nach dem Saisonende mit Menschen sprach, die mit der Eintracht zu tun haben, der erntete vor allem eines: Unklarheit. Von Mitarbeitern der Geschäftsstelle bis hin zu den Spielern, die gerade den Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga geschafft hatten, war die Reaktion ein Schulterzucken. Bleibt Michael Schiele? Bleibt der Trainer nicht? Eine nebulöse Situation, die der Klub am Freitagabend aufklärte mit der Nachricht: Schielewird freigestellt – zwei Wochen nach dem erreichten Klassenerhalt.

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Die Entlassung wirft Fragen auf. Beispielsweise zum Zeitpunkt. Wieso erst jetzt, wieso nicht unmittelbar nach Saisonende? Man habe sich „außerordentlich viel Zeit genommen für die Analyse in den Gremien und mit den Entscheidungsträgern“, sagt Sportchef Peter Vollmann. Geschäftsführung und Aufsichtsrat seien dann gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen.

Die Diskussion um den Trainer muss den Klub schon länger beschäftigen. Gespräche mit möglichen neuen Spielern führte Vollmann nach unseren Informationen schon ohne Schiele. Ein klares Signal, dass nicht mehr mit dem 45-Jährigen geplant wird. Auch Teile der Mannschaft waren verunsichert, da sie nicht wie üblich mit Urlaubsbeginn einen Plan bekommen haben sollen, wie die Sommervorbereitung dezidiert aussieht. Die groben Daten stehen, aber Feinheiten blieben wohl unklar. Auch das drang in den vergangenen Tagen schon nach außen.

Im Frühjahr wurde Michael Schieles Vertrag noch bis 2025 verlängert

Vollmann steht nun als Geschäftsführer Sport gemeinsam mit seinem Kollegen Wolfram Benz, der fürs Kaufmännische verantwortlich zeichnet, für die Entlassung des Trainers, den sie vor zwei Jahren geholt hatten und der in seinem ersten Jahr den direkten Wiederaufstieg in Liga 2 und im zweiten Jahr den so wichtigen Klassenerhalt erreichte.

Im Frühjahr wurde sogar noch Schieles Vertrag bis 2025 verlängert. Damit sollte dem Trainer signalisiert werden, dass er in Ruhe arbeiten könne, sagt Vollmann. Dass der Trainer sich keine Sorgen um seine eigene Zukunft machen müssen und sich voll auf die Blau-Gelben fokussieren könne. „Wir wollten ihm die Chance geben, bis zum Ende durchzuziehen und nicht wie viele Konkurrenten zwei- oder dreimal ihre Trainer zu tauschen“, sagt Vollmann. „Ziel war es, den Klassenerhalt zu erreichen.“

Schon während der Saison hatte Schiele dreimal auf der Kippe gestanden

Das wurde knapp erreicht, was die nächste Frage aufwirft: Wieso die Entlassung? „Das ist immer ein komplexes Thema, es gibt nie nur einen Grund“, sagt Vollmann. In die Öffentlichkeit tragen wird der Sportchef nichts. Auf der Hand liegt, dass die fußballerische Fortentwicklung zuletzt stagnierte, in den unruhigen Wochen zum Saisonende sogar zurücklief. „Wir äußern Kritik intern“, sagt Vollmann.

Schon während der Saison hatte Schiele dreimal auf der Kippe gestanden. Einmal im Herbst nach dem verpatzten Saisonauftakt und nur einem Zähler aus sechs Spielen. Dann vor dem Derby-Rückspiel gegen Hannover 96, das mit 1:0 gewonnen wurde. Und dann vor dem Kellerduell mit dem SV Sandhausen, das ebenfalls mit 2:1 an die Eintracht ging. Der Trainer wirkte in der Saison wie eine Katze, die immer wieder auf den Füßen landet. Nun, nach dem Ende der Spielzeit, ist klar: Der letzte Fall ist für ihn nicht gut ausgegangen.

Vollmann verspricht: Eine Lösung wird zeitnah präsentiert

Zu dem Trennungsgespräch am Freitag waren Schiele und sein Berater anwesend, um von Vollmann und Benz die Nachricht entgegenzunehmen. „Die Kommunikation lief sehr sauber, sehr professionell. Dass so etwas nicht angenehm ist, ist klar. Aber es war ein vernünftiges Gespräch, in dem beide Seiten mit dem nötigen Respekt und mit der nötigen Haltung aufgetreten sind“, sagt der Sportchef, der nun selbst unter Druck steht.

Vollmann muss einen Nachfolger präsentieren, der die hohen Erwartungen des Klubs erfüllt. Das Beispiel Schiele zeigt: Einzig die sportlichen Ziele zu erreichen, genügt nicht. Er ist auch an den Ansprüchen gescheitert.

Was die letzte Frage zu dem Thema aufwirft: Wer übernimmt? Vollmann sagt: „Es wird kein großer Zeitraum zwischen den beiden Entscheidungen liegen.“