Rostock. Nach dem Klassenerhalt geht es für Eintracht Braunschweig direkt in die Planung. Sportchef Vollmann gibt Einblick in die Schwerpunkte für den Sommer.

Für Peter Vollmann war der am letzten Spieltag geglückte Klassenerhalt mit gemischten Gefühlen verbunden. „Mit dem Klassenerhalt bin ich zufrieden, das Spiel heute war aber ein Abklatsch von vielen anderen. Wir haben mal wieder gegen viele Widerstände kämpfen müssen, haben viele Dinge erlebt mit Verletzungen und Karten“, sagte der Geschäftsführer Sport von Eintracht Braunschweig.

Seine Zweitliga-Fußballer hatten am Pfingstsonntag ihr Endspiel bei Hansa Rostock unglücklich und in Unterzahl mit 1:2 verloren, waren den gefürchteten Relegationsspielen aber aus dem Weg gegangen, weil der der 1. FC Magdeburg den Braunschweiger Konkurrenten Bielefeld klar besiegte.

Vollmann: „Mit Platz 15 bin ich nicht zufrieden“

Dass es nicht zu diesen zwei Herzschlagfinals kommt, ist für Vollmann entscheidend. „Die Relegation ist für den Zweitligisten sehr schwer, weil er mit mehr Negativerlebnissen in diese Spiele geht als der Drittligist – das hat die Vergangenheit gezeigt“, sagte der Braunschweiger Sportchef, der aber auch eine klare Botschaft an das Team parat hatte: „Ich bin einfach nur froh, muss aber erst einmal runterkommen. Wir haben unser Saisonziel erreicht, aber mit Platz 15 bin ich nicht zufrieden.“

Alles sei gut gegangen. Die Eintracht hatte die nötigen Punkte im Verlauf der Saison geholt – vor allem in zwei starken Phasen im Herbst und im Frühjahr. In anderen Phasen blieb sie ohne einige Stammspieler einiges schuldig. Das sorgte auch für Unmut bei den Fans. Denn die spielerische Qualität nahm kurz vor dem Saisonfinale immer weiter ab. Gegen Rostock riss sich die Mannschaft noch einmal am Riemen und hätte einen Punkt verdient gehabt, kassierte in Unterzahl auf den letzten Metern aber noch den Stimmungsdämpfer zum 1:2.

Videokommentar zum Klassenerhalt von Eintracht Braunschweig

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    Benjamin Kessel soll Michael Schiele entlasten

    Vollmann kündigte nach dem 34. Spieltag an: „Alles ist gut gegangen, aber wir müssen uns hinsetzen und viele Dinge neu besprechen und ordnen, damit wir in der neuen Saison ein Stück weit besser sind.“ Ein erster Schritt ist mit der Verpflichtung Benjamin Kessels als Sportdirektor bereits getan. Trainer Michael Schiele, der besonders in den Sommertransferphasen zuvor als Trainer und Sportdirektor in Personalunion fungierte und Vollmann unterstützte, wo es nur ging, braucht Entlastung. Er muss sich auf seine Kernarbeit konzentrieren. Das dürfte auch seiner Arbeit mit dem Team zugutekommen.

    Vollmann ist bewusst, dass trotz des erreichten Saisonziels eine Menge Arbeit wartet. „Wenn wir am ersten Spieltag hätten unterschreiben können, dass wir auf Platz 15 landen, hätten wir es gemacht“, so der erfahrene Manager. Doch im Verlauf der Spielzeit seien viele Dinge auf die Eintracht hereingeprasselt, die das Team bewegt haben.

    Eintracht-Mannschaft soll personell besser aufgestellt werden

    Während die Mannschaft in den Katakomben des Ostseestadions feierte, ruhte Vollmann noch in sich. „Aktuell bin ich noch nicht richtig glücklich, aber vielleicht morgen“, sagte er Minuten nach dem Abpfiff. Gleichwohl betonte er: „Wir brauchen auch diese Freude, aber auch eine gute Analyse und auf den Punkt die richtigen Entscheidungen mit Blick auf die kommende Saison.“ Er wolle die Mannschaft personell besser aufstellen, damit nicht wieder eine solch zugespitzte Situation am letzten Spieltag entstehe.

    Ein Baustein dafür ist für Vollmann, die Qualität im Kader zu erhöhen, aber er verhehlte auch nicht, dass die Eintracht noch immer ihre Schwierigkeiten auf dem Transfermarkt haben werde. „Planungssicherheit ist das Wichtigste für einen Fußballmanager. Andere Teams hatten die früher, deswegen sind Spieler, die wir haben wollten, schon weg. Und dabei ist nicht das Geld entscheidend.“

    Das Spiel von Eintracht Braunschweig um den Klassenerhalt

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      Erste Entscheidungen zu Verträgen der Eintracht-Profis stehen an

      Der 65-Jährige glaubt, dass die Braunschweiger noch nicht wieder so viel Vertrauen bei Spielern aufgebaut haben, „damit wir sagen können, dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden. Das müssen wir erreichen. Das wird wohl noch ein Jahr dauern. Die Spieler wollen Sicherheit. Sie müssen Vertrauen haben, dass wir eine Mannschaft zusammenstellen, die nicht bis zum letzten Spieltag unten drin steht“. Das ist die Aufgabe für den Sommer.

      Erste Vertragsentscheidungen stehen in dieser Woche an. Abgänge wie die der meisten Leihspieler und von Akteuren wie Philipp Strompf oder Enrique Pena Zauner gelten als beschlossene Sache. Lion Lauberbach würde die Eintracht gern halten, Bryan Henning gilt als Wackelkanditat. „Da wird es auch ein paar harte Entscheidungen geben, die auch uns wehtun und die dem Spieler wehtun. Aber ich muss an Eintracht Braunschweig denken und schauen, ob der Spieler noch Potenzial hat“, erklärt Vollmann.

      Hoffmann und Ujah als Stützen für die Mannschaft

      Die Mischung aus Perspektivspielern und guten Stammspielern muss in der zweiten Saison besser passen, denn einfacher wird sie nicht. Das Teilnehmerfeld der 2. Liga wirkt stärker als noch 2022/23. Mindestens sechs Topspieler auf höherem Zweitliga-Niveau sollen das Team stützen. „Wir brauchen sie, weil sie uns in der Liga halten, auch wenn wir mal wackeln.“ Ein paar davon sind mit dem hochtalentierten Torwart Ron-Thorben Hoffmann und Zehn-Tore-Stürmer Anthony Ujah womöglich schon da. Andere müssen bestenfalls früh in diesem Sommer gefunden werden.

      Dabei will Vollmann auch ein großes Augenmerk auf die mentale Belastbarkeit legen – die hatte bei eigentlichen Führungsspielern zuletzt nicht immer gepasst. „Man hat gesehen, dass wir viele Durststrecken hatten – und die haben uns unheimlich viel Substanz gekostet. Wir haben oft in der Saison im letzten Augenblick die Kurve gekriegt. Aber wenn wir ehrlich sind, haben wir sie jetzt nicht gekriegt“, sagt der Sport-Geschäftsführer ohne Umschweife. „Uns fehlte die Qualität und Stabilität, auf die wir bauen können.“ Das soll sich in der nächsten Zweitliga-Saison ändern.

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