Rostock. Eintracht Braunschweig fällt am 34. Spieltag eine Riesenlast von den Schultern. Offensivkünstler Pherai spricht über seine Zukunft.

Nach einer Niederlage feiern? Das kommt im Sport nicht oft vor. Dafür bedarf es schon einer ganz besonderen Ausnahme. Für Eintracht Braunschweig gab’s so eine am frühen Sonntagabend in Rostock. Die Blau-Gelben hatten ihr letztes Spiel der Saison 2022/23 in der 2. Fußball-Bundesliga bei Hansa gerade mit 1:2 (0:0) verloren. Weil Magdeburg Arminia Bielefeld aber zeitgleich mit 4:0 abgefertigt hatte, ging es nach dem Schlusspfiff dennoch zum rappelvollen Auswärtsblock im Ostseestadion.

Zunächst ging es noch gediegen zu. Nach der ersten Runde mit den Anhängern machten die Spieler schon wieder kehrt. Robin Krauße, an diesem Tag Kapitän der Braunschweiger, holte seine Kollegen aber noch einmal zurück – stilecht mit freiem Oberkörper und blau-gelbem Fischerhut. Und dann ging’s weiter: Sprechchöre und Gesänge, Springen und Tanzen im Einklang mit den Fans. Und was die für die Eintracht bedeuten, weiß auch Immanuel Pherai. Der Niederländer hatte per Strafstoß das zwischenzeitliche 1:1 besorgt.

Pherai: „Klassenerhalt ist zu einhundert Prozent verdient“

Zum Sieg reichte das nicht. Seine Dynamik und spielerische Klasse in der gesamten Saison aber trugen entscheidend zum Klassenerhalt bei. „Ich habe Fußball natürlich noch nie so erlebt. Das war ganz anders. Aber es war unfassbar – mit diesen Fans hier bei Eintracht. Der Druck, der damit auch kommt. Das ist ganz anders. Ich bin sehr glücklich, dass wir es geschafft haben, weil es sonst heute natürlich ganz anders ausgesehen hätte“, sagt der 22-Jährige, der zuvor bei der Zweitvertretung von Borussia Dortmund kickte. Bei der Auftritten in der 3. Liga schepperten deutlich weniger Dezibel von den Rängen als im Eintracht-Stadion – der Druck der Fans war aber gleichsam geringer.

Die Noten nach dem Spiel: So schlugen sich die Eintracht-Profis in Rostock

Den Anhängern wird auch eine Menge abverlangt. Wieder einmal gab’s eine Saison zum Nägelkauen – und zwar bis zum letzten Spiel. Am Ende hat der Aufsteiger sein großes Ziel erreicht. War das denn verdient? „Ja, der Klassenerhalt ist zu einhundert Prozent verdient. Höhen und Tiefen hat man in jeder Saison. Aber ich glaube, dass wir zurecht in der 2. Liga bleiben“, sagt Pherai.

Fan-Stimmen zum Eintracht Klassenerhalt

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    Pherai zu gut für die 2. Liga?

    Die Tiefen hatten genau wie die Höhen mit dem Offensivspieler mit der feinen Technik zu tun. Der nämlich war zwischenzeitlich wochenlang mit muskulären Problemen ausgefallen und musste sich danach erst wieder an die alte Form heranarbeiten. Das Leistungslevel der Hinrunde konnte er nicht mehr ganz erreichen. Was aber auch daran lag, dass die Gegner sich auf ihn einschossen – längst nicht immer mit fairen Mitteln.

    Sein erstes Jahr in der 2. Liga ist beendet. Der erste Schritt auf die größere Bühne ist gemacht. Auch dank Anthony Ujah. Der Stürmer habe „mir sehr geholfen – menschlich und auf dem Platz, weil er natürlich viel Erfahrung hat“, sagt Pherai. Und nun? Schon seit Saisonbeginn wird darüber spekuliert, wohin es den Niederländer in der kommenden Spielzeit verschlagen wird. Dass er seinen Zweijahresvertrag in Braunschweig erfüllen wird, damit rechnete schon nach ein paar Spielen kaum noch jemand. Zu gut waren Pherais Leistungen, zu viele Scouts kamen, um ihn zu beobachten.

    Das Spiel von Eintracht Braunschweig um den Klassenerhalt

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      Keine Aussage zu Zukunft – erstmal wird gefeiert

      In seinem Vertrag ist eine Ausstiegsklausel verankert. Folgt also im Sommer der nächste Schritt auf der Karriereleiter? Gab’s etwa schon Verhandlungen? „Ich habe alles ruhen lassen, weil ich mich auf diese Saison konzentrieren wollte. Es war mein erstes Jahr in der 2. Liga. Ich habe deshalb gesagt: ,Mein Berater und der Verein machen das alles, wenn irgendwas passiert.‘ Der Klassenerhalt war das Wichtigste. Den haben wir jetzt geschafft. Und jetzt schauen wir mal, was der Verein von mir möchte.“

      Jetzt ist erst einmal das große Ziel erreicht. Eintracht Braunschweig spielt auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga. Dank dem 1. FC Magdeburg. Aber auch dank Immanuel Pherai, dem Rest der Mannschaft – und den Fans. Das kleine Party-Intermezzo vor der Kurve in der Rostocker Abendsonne war nicht der Abschluss an diesem Sonntag. „Wir fliegen nach Hause und feiern“, sagt Pherai – und lachte.