Braunschweig. Bei Eintracht Braunschweig stürmt Tarsis Bonga, sein Bruder Isaac spielt Basketball in München und will wieder zurück in die NBA.

Das Brudertreffen am Sonntag fiel aus. Tarsis Bonga, Fußballer von Eintracht Braunschweig, reiste am freien Wochenende lieber zu seinen Eltern und erlebte damit nicht hautnah mit, wie sein Bruder Isaac Bonga mit den Basketballern des FC Bayern München den Löwen in Braunschweig eine 63:74-Niederlage zufügte. Sieben Punkte, zwei Rebounds und zwei Assists gingen auf das Konto des 23 Jahre alten Spielmachers.

Ein Bruder im Profifußball, der andere Bruder in der Basketball-Bundesliga mit schon 143 NBA-Einsätzen auf dem Buckel – Familie Bonga hat es geschafft. Und von den insgesamt sieben Geschwistern sind der Fuß- und der Basketballer nur die Spitze. Denn auch ihre ältere Schwester spielte Fußball, und der jüngste Bruder Joshua versucht sich derzeit in Litauen. Die Anfänge dieser erstaunlichen Familiengeschichte liegen in der Jugend.

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Tarsis erklärt: „Wir haben schon als Kinder sehr, sehr, sehr viel Sport gemacht. Ich habe an vier Tagen pro Woche Fußball gespielt, an den zwei freien Tagen dann Basketball. Bei meinem Bruder war es andersherum. Es war sehr viel, sehr intensiv, aber es hat großen Spaß gemacht.“

Und Isaac ergänzt: „Es war dann mit sieben, acht Jahren eine Entscheidung nach dem Spaßfaktor. Bei Basketball habe ich mich noch besser gefühlt. Aber Fußball spiele ich auch immer noch gerne. Mit 13, 14 Jahren habe ich gemerkt, dass ich im Basketball richtig gut bin, da habe ich schon mal dran gedacht, Profi zu werden und langsam von der NBA geträumt.“

Tarsis Bonga spielt seit Januar bei Eintracht Braunschweig, sein Vertrag läuft bis Saisonende. 
Tarsis Bonga spielt seit Januar bei Eintracht Braunschweig, sein Vertrag läuft bis Saisonende.  © imago/Christian Schroedter | imago/Christian Schroedter

Obwohl beide den großen Spaß betonen, den sie in den Sportarten hatten, ging es in der Jugend längst nicht nur darum, sagt der Fußballer. „Wir haben nicht ein einziges Spiel gespielt, in dem es nur um den Spaß ging. Es ging immer eher ums Gewinnen, auch wenn die Freude natürlich immer dabei war.“

Eine Episode, die der Eintracht-Profi erzählt, belegt das eindrucksvoll. „Isaac ist nur zwei Jahre jünger als ich. Er hat alles versucht, um irgendwie an mir vorbeizukommen. Ich weiß noch genau: Wir haben einen Sommer lang nur Tischtennis gespielt. Ich war immer einen Tick besser. Auf einmal war Isaac zwei Wochen lang verschwunden, um alleine Tischtennis zu trainieren. Das nächste Spiel hat er dann gewonnen. Danach war ich zwei Wochen weg, um alleine zu trainieren (lacht). Der eine wollte immer besser sein als der andere – in einem entspannten Umfeld.“

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Dieses war offenbar ein gesunder Nährboden für Karrieren in Sportarten, in denen die Leistungsdichte hoch ist. Gefördert von einem konstruktiven Familienumfeld. „Es waren meist unsere älteren Schwestern, die Tarsis und mich zum Training gebracht haben. Unsere Eltern mussten ja arbeiten. Aber wir waren alle sehr früh schon recht selbstständig“, sagt Isaac.

Mit 18 Jahren ging Isaac Bonga bereits in die NBA

Isaac wurde im Alter von 18 Jahren an 39. Stelle von den Philadelphia 76ers gedraftet und an die Los Angeles Lakers abgegeben, bei denen er mit Superstar Lebron James zusammenspielte. Danach lief er für die Washington Wizards zwei Saisons und eine für die Toronto Raptors auf, kam auf 143 NBA-Einsätze. Im Sommer kehrte Isaac Bonga zurück in die Bundesliga, als er sich dem Euroleague-Teilnehmer aus München anschloss.

Eine weise Entscheidung? „Der Schritt nach München war gut, um sein Spiel zu verbessern in der Heimat. Danach greift er hoffentlich wieder in der NBA an. Es ist noch einiges zu tun“, sagt der ältere Bruder, der seit Januar in Liga 2 bei der Eintracht stürmt.

Was hält der jüngere Bruder von diesem Schritt? „Braunschweig war eine gute neue Option für ihn, sein Können zu zeigen. Ein guter Wechsel“, sagt Isaac Bonga.

Die beiden Brüder betonen ihre enge Familienbindung

Auch wenn sie sich durch die beiden zeitintensiven Jobs nicht häufig sehen, sei die familiäre Bande sehr eng, betonen die beiden in Neuwied geborenen Sportler mit kongolesischen Wurzeln. „Es kann sein, dass ich an einem Champions-League-Abend mal entspannt Bayern gegen Paris gucke und einen Anruf meiner aufgeregten Brüder bekomme, die fragen, ob ich diese oder jene Szene gesehen habe. Das kommt oft vor. Wir haben ein gutes Verhältnis und wir sprechen mehr und mehr auch über ernste Themen“, sagt Tarsis.

Ein weiterer Bruder – Joshua – spielt derzeit in Litauen Basketball. „Er wollte aber nach zwei Wochen vor Ort hinwerfen. Da musste ich als älterer Bruder klar mit ihm sprechen und ihm sagen: Da musst du durch, das ist der Profibereich.“

Tarsis und Isaac sind stolz auf die Leistungen des jeweils anderen, heben sie beide hervor. „Manchmal vergisst man ja, was man schon erreicht hat, beziehungsweise verliert das ein bisschen aus der Sicht. Aber wenn man in einem ruhigen Moment nachdenkt, kann man schon stolz sein“, sagt der Basketballer.

Mit Joshua steht schon der nächste Bonga vor der Schwelle Profisport

Aber zugleich stellen sie klar, dass sie weiter hohe Ansprüche an den anderen haben. „Die NBA ist die beste Liga der Welt. Früher oder später wird sein Weg wieder dorthin führen“, sagt Tarsis, der zudem „fast der einzige aus meiner Familie“ ist, „der es nicht geschafft hat, ein NBA-Spiel von ihm zu sehen. Allein deswegen muss er dort wieder spielen“, sagt er lachend.

Der Basketballer bewundert an seinem kickenden Bruder die Zielstrebigkeit. „Sein Ziel ist ja weiterhin die Bundesliga. Er kennt sein Ziel, und egal, ob er einen anderen Weg nehmen muss, er verfolgt es weiter mit großem Willen.“

Die erstaunliche Geschichte der Familie Bonga ist auf jeden Fall noch nicht zu Ende erzählt. Man darf gespannt sein, was da in Zukunft noch kommt. Mit dem Familienküken Joshua könnte Isaac bald in der Basketball-Nationalmannschaft zusammenspielen. Dann würde Tarsis wohl auf jeden Fall zuschauen kommen.