Frankfurt. Oliver Glasner und Eintracht Frankfurt gehen getrennte Wege. Nach dem Pokalfinale ist Schluss. Die Hintergründe.

Immerhin innerhalb der Fanszene hatte der Trainer von Eintracht Frankfurt noch ausreichend Rückendeckung. Gerade werden über die Sozialen Medien Buttons mit einer Fotomontage verbreitet, die den Untertitel „Pro Oliver Glasner“ tragen und dessen Konterfei zeigen. Doch derlei Sympathiebekundungen ändern nichts daran, dass die Tage des beliebten Österreichers beim hessischen Bundesligisten gezählt sind. Am Dienstagabend gab der Klub bekannt, dass es zwischen dem Europa-League-Sieger und seinem vor einem Jahr am Römer gefeierten Coach, der danach mit Schlapphut am Ballermann tanzte und nicht nur diese Party genoss, am Saisonende zur freudlosen Trennung kommen wird. Das war das Ergebnis eines Krisengipfels mit Sportvorstand Markus Krösche. Das Angebot an Glasner zu einer Verlängerung des 2024 auslaufenden Vertrags hatte der Klub ohnehin längst zurückgezogen.

Krösche soll mit Dino Toppmöller bereits einen Nachfolger ausgeguckt haben. Beide sind ein Jahrgang (1980) und kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei RB Leipzig. Der mit Julian Nagelsmann freigestellte Co-Trainer des FC Bayern hat früher mal mit mäßigem Erfolg für die Amateure und Profis der Eintracht gespielt. Seine Verpflichtung wäre zwar wegen der fehlenden Erfahrung in der Chefrolle ein Wagnis, würde aber den Nostalgiefaktor bedienen, da Vater Klaus Toppmöller einst bei der Eintracht den „Fußball 2000“ erfand.

Im Hintergrund ist einiges kaputtgegangen

Glasners letztes Spiel wird das DFB-Pokalfinale am 3. Juni gegen das in Frankfurt ziemlich unbeliebte Konstrukt RB Leipzig auf der Trainerbank sein. Bis dahin muss der 48-Jährige die Stimmung einigermaßen retten. Vorstandssprecher Axel Hellmann erwartet, dass Glasner seine Lehren aus der Wutrede und Roten Karten aus dem auf allen Ebenen verrutschten Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim (1:3) zieht. Für das Rhein-Main-Duell gegen den FSV Mainz (Samstag 15.30 Uhr) brummt der Chefcoach nun erst einmal eine Sperre ab.

Hellmanns Replik auf das zehnte sieglose Liga-Spiel hatte es in sich. „Ich habe noch nicht erlebt, dass man Spiele durch Undiszipliniertheiten gewonnen hat“, kritisierte der oberste Adler und stellte erstmals öffentlich eine weitere Zusammenarbeit mit dem Trainer infrage. Diese Form sei schließlich „nicht zukunftsweisend“. Im Hintergrund ist einiges kaputtgegangen: Das Verhältnis zwischen Krösche und Glasner gilt seit längerem als extrem belastet. Zwei unterschiedliche Charaktere fanden in entscheidenden Sachfragen einfach nicht mehr zusammen. Immer wieder hatte der Trainer moniert, dass seinem Kader nach dem Karriereende von Publikumsliebling Martin Hinteregger gestandene Abwehrspieler fehlen. Erst beim Frühjahrsempfang warb Glasner in Hintergrundgesprächen um seine Position. Bestätigt fühlte er sich durch die besonders schmerzliche Niederlage Mitte März bei Union Berlin (0:2). „Qualität kann man nicht trainieren“, giftete er damals nach dilettantischen Aussetzern der Defensive.

Interne und öffentliche Ausraster

Danach häuften sich interne und öffentliche Ausraster eines zunehmend unzufriedenen Fußballlehrers, der verzweifelt gegen die von Krösche geschürten hohen Ansprüche ankämpfte. Gerüchte besagen, Glasner hätte ohnehin den Abflug gemacht. Selbst wenn er dem Traditionsklub nach der letzten Dienstreise aus Berlin keinen zweiten Cup mitbringt, sind die meisten Anhänger einem stets volksnahen Trainer schon heute dankbar.