Köln. Spitzensportler rebellieren gegen die Politik ihres Dachverbandes.

. Max Hartungs Worte klingen nach Revolution. „Der Deutsche Olympische Sportbund pokert und spielt auf Zeit“, sagt der Athletensprecher über das Ringen der Sportler um mehr Unabhängigkeit: „Aber diese Bewegung ist nicht aufzuhalten. Wir werden in Deutschland den Anfang machen und erstmals echte Mitbestimmung der Athletinnen und Athleten in der Sportwelt durchsetzen.“

Es ist eine Kampfansage, und der Säbel-Europameister ist nicht allein. Gemeinsam mit aktuellen und ehemaligen Spitzensportlern wie Felix Neureuther (Ski Alpin), Robert Harting (Diskus), Fabian Hambüchen (Turnen), Lena Schöneborn (Moderner Fünfkampf) und Kristina Vogel (Bahnrad) läuft Hartung Sturm gegen das sportpolitische Establishment – im Gespräch mit der FAZ haben die Athleten nun den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dessen Präsidenten Alfons Hörmann auf denkwürdige Weise angegriffen.

Sportler seien „Nutzobjekte in diesem System“, sagt etwa Neureuther: „Ich habe den Eindruck, dass der DOSB und sein Präsident fürchten, die Macht zu verlieren, über Sportlerinnen und Sportler zu bestimmen.“

Anlass für den Unmut ist die Streichung von 225 000 Euro aus dem Etatplan des Innenministeriums (BMI), die für die Einrichtung einer professionellen Geschäftsstelle des Vereins Athleten Deutschland vorgesehenen waren. Aus Neureuthers Sicht kam dies nicht aus heiterem Himmel.

„Da stecken die Herrschaften vom DOSB und aus der Politik bei den Winterspielen von Pyeongchang im Deutschen Haus die Köpfe zusammen, und zwei Wochen später heißt es, dass die 200 000 Euro, die den Athleten Deutschland zugesagt waren, an den DOSB gehen“, sagt Neureuther: „Wenn Alfons Hörmann wirklich wollte, dass die Athleten unterstützt werden, dann sollte er etwas dafür tun und dies nicht verhindern.“

Stephan Mayer, für den Sport zuständiger Parlamentarischer Staatssekretär im BMI, weist entsprechende Absprachen zurück. „Ich habe in Pyeongchang mit Alfons Hörmann nicht über den Verein Athleten Deutschland beziehungsweise dessen Förderung gesprochen“, teilte er der FAZ mit. Auch der DOSB lässt wissen, dass ein solches Gespräch in Pyeongchang nicht stattgefunden habe und verweist auf Aussagen Hörmanns in einem Interview. Eine „wie auch immer geartete Professionalisierung“ der Athletenkommission sei „unabdingbar“, hatte Hörmann gesagt. Der DOSB habe sich zudem nie „an Mitteln der Athleten bedient und werde es auch künftig nicht tun.“ Dem sei nun nichts hinzuzufügen. sid