Lausanne. Die Fußball-Nationalelf trifft in der Nations League auf Frankreich und die Niederlande.

Nach der WM ist vor der EM. Unter diesem Motto war Bundestrainer Joachim Löw am Mittwoch seiner Zeit voraus. Wenn auch nur für einige Stunden – im Auto von seiner Heimatstadt Freiburg zum Convention Center zu Lausanne und zurück. Die Auslosung in der IOC-Stadt am Genfersee zur im September startenden Nations League im Fußball bescherte der deutschen Nationalmannschaft mit Vize-Europameister Frankreich und Nachbar Niederlande gleich zwei attraktive, aber auch schwere Gegner. Der Weltmeister wird die Equipe Tricolore am 6. September im ersten Pflichtspiel nach der WM 2018 in Russland herausfordern.

Und Löw freute sich sogar über diese Herausforderungen. Die Treffen mit den Franzosen, gegen die Deutschland bei neun Siegen und 13 Niederlagen eine deutlich negative Bilanz aufweist, sowie den seit Jahren sportlich kriselnden Niederländern ersetzen jene Testspiele zwischen den Turnieren, die zuletzt die Zuschauer gelangweilt hatten. „Der Fan und wir alle müssen lernen, das richtig einzuordnen“, betonte Löw, bevor er ins Auto stieg und die Nations League gedanklich wieder auf Eis legte. Mindestens bis zum 16. Juli, dem Tag nach dem WM-Finale in Moskau.

Das neue Turnier zwischen den Turnieren ist eine Idee des ehemaligen Uefa-Präsidenten Michel Platini. Und die funktioniert so: 55 Nationen werden gemäß ihres Uefa-Koeffizienten in die Ligen A, B, C und D aufgeteilt und dort in eine Dreier- oder Vierergruppe gelost. Die besten spielen in der Nations League A, die schwächsten im D-Bereich. Die jeweils vier Gruppenersten einer jeden Liga spielen im Juni 2019 in Play-offs jeweils einen EM-Startplatz aus. Vier der 24 Startplätze für die EM 2020 kommen also über den neuen Wettbewerb, die übrigen 20 über die altbewährte EM-Qualifikation. Ungewöhnlich: Die Gruppenletzten der Nations League steigen innerhalb der vier Ligen ab, die Gruppenersten entsprechend auf – für die nächste Runde.

Zwei Gründe hat die Uefa für den neu geschaffenen Wettbewerb: rund zwei Milliarden Euro Mehreinnahmen, die sich der europäische Fußballverband aus der Vermarktung verspricht, dazu eine gute Qualifikationschance für jene Nationen, die sonst nicht bei großen Turnieren auftauchen. Eine jener 16 Mannschaften aus dem Außenseiterkreis von Andorra bis Weißrussland bekommt nach Vorrunde und Play-offs schließlich auch einen Startplatz für die EM 2020 zugesprochen. Letzteres darf man natürlich auch als eine politische Entscheidung werten.

Die Nations League ist ein durchaus umstrittenes Konstrukt. Noch mehr Pflichtspiele für die besten Fußballer der Republik, das kommt in der Bundesliga nicht gut an. „Keiner braucht die Nations League“, merkte Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bereits weit vor der Auslosung an. „Wir haben wahrlich genug Wettbewerbe“, betonte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Dem gegenüber äußern sich, natürlich auch politisch klug, DFB-Präsident Reinhard Grindel und Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff. Beide haben großes Interesse daran, die EM 2024 nach Deutschland zu holen. Da wäre es nicht clever, das neue Uefa-Produkt in Frage zu stellen.

„Der Anreiz ist schlicht: Es geht um etwas“, sagt Grindel. Und Bierhoff assistiert seinem Chef: „Wir gehen den neuen Wettbewerb ehrgeizig und engagiert an. Wir können auch neue, junge Spieler so besser unter Wettbewerbsbedingungen testen.“

Die traditionelle EM-Qualifikation für das Turnier 2020 beginnt erst Ende März 2019 – und läuft dann einige Monate mit der Nations League parallel.