Melbourne. Der Viertelfinaleinzug von Tennys Sandgren bei den Australian Open ist eine riesige Überraschung. Doch der Held pflegt fragwürdige politische Verbindungen.

Die rasante sportliche Entwicklung und das steigende Interesse an Tennisprofi Tennys Sandgren in Melbourne hat nicht nur Fans wie Medien gleichermaßen überrascht, sondern wohl auch den bis dato gänzlich unbekannten Amerikaner selbst. Der 26-Jährige steht nach seinem überraschenden Fünfsatz-Sieg im Achtelfinale gegen den an fünf gesetzten Österreicher Dominic Thiem kaum noch wegen seiner sportlich herausragenden Leistung im Mittelpunkt. Nach dem mit Abstand größten Sieg seiner Karriere musste sich die Nummer 97 der Tenniswelt ob seiner offensichtlichen Verbindungen zur „Alt-Right-Bewegung“ erklären.

Mit jedem Sieg wuchs das Interesse an der Person Sandgren. Die hat erst Mitte Januar ein Video von Nicholas J. Fuentes retweetet, einem jungen Aktivisten, der vergangenen August beim Aufmarsch der weißen Nationalisten in Charlottesville dabei war und einen Video-Blog namens „Americas First“ betrieb.

Jener Fuentes beglückwünschte Sandgren zu seinem Erfolg – via Twitter. Da war der internationalen Presse längst aufgefallen, dass dem in Tennessee aufgewachsenen und dort von seiner südafrikanischen, christlich-konservativen Mutter zu Hause beschulten Tennisprofi, dutzende Verlinkungen zu rechten Ideologien und politischen Figuren am äußeren rechten Rand nachzuweisen sind. Die New York Times listete eine Auswahl derer auf, denen Sandgren auf Twitter folgt: Sebastian Gorka, Ann Coulter, Mike Cernovich und Tomi Lahren – allesamt dem äußerst rechten Rand zuzuordnen.

Am Abend zuvor wurde der auf dem Platz durch einen tollen Aufschlag, eine knallharte Vorhand und eine erstaunliche Beweglichkeit in der Defensive überzeugende letzte verbliebene Amerikaner in der Pressekonferenz zu den Verbindungen befragt: „Ich bin nicht beunruhigt darüber, diesen Leuten zu folgen. Ich finde, es sagt überhaupt nichts über jemanden aus, wem er auf Twitter folgt oder nicht.“ Welche Informationen ihm in den sozialen Medien angezeigt werden, bestimmten nicht, was er glaube oder für richtig halte.

Vorausgegangen war allerdings ein 30-sekündiges, ironisches Lachen des Spielers auf die entsprechende Frage. Ob er die „Alt-Right-Bewegung“ unterstütze? „Das tue ich nicht, nein, aber ich finde einige der Inhalte interessant.“ Ins Detail wollte die Überraschung des Turniers nicht gehen, fügte nur hinzu: „Als guter Christ unterstütze ich solche Dinge nicht. Ich unterstütze Christus und folge ihm.“

In einem späteren Interview ergänzte er, dass er politisch konservativ sei und sich alle Sichtweisen anhören wolle. Das gehöre für ihn zur Meinungsfreiheit hinzu. All seine Twitter-Beiträge seit 2016 sind in der Nacht nach seiner Pressekonferenz gelöscht worden.